"Park der Erinnerungen": Friedhofsprojekt in Lichtenberg erhitzt die Gemüter
LICHTENBERG. Für Aufregung in Lichtenberg sorgt derzeit das Thema Friedhof: „Es wurde öfters über einen eigenen Friedhof nachgedacht, da dieser Ort einen großen Zuzug hat und die derzeitige Situation nicht befriedigend ist“, so Ernst Danninger von der „Arbeitsgruppe“ Friedhof, welche einen Park der Erinnerungen schaffen will. Doch beim Tips-Lokalaugenschein zeigt sich, dass viele Bürger der Errichtung eines Friedhofs mit Ablehnung gegenüber stehen, hitzige Diskussionen sind vorprogrammiert.
Von „Es hat nie einen eigenen Friedhof hier gegeben“ bis „Das brauchen wir nun wirklich nicht. Wer will denn einen Friedhof neben seinem Haus hinbekommen?“ bis hin zu „Wäre besser, man würde in der Gemeinde mehr für die Lebenden tun, in Jugendangebote oder den Öffi-Ausbau investieren“ war bei den unzähligen Tips-Gesprächen auf die Frage, ob denn Lichtenberg einen Friedhof braucht, zu hören. Quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten ist man dabei kritisch. Viele verstehen auch nicht, wie man in Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimaschutz überhaupt daran denken kann, neue Flächen für Verstorbene zu versiegeln, wo sich doch die Mehrheit - vor allem der jüngeren Generationen - gegen die einst traditionelle Erdbestattung aussprechen und für eine Verbrennung sind.
Bis jetzt wichen die Gemeindebürger traditioneller Weise bei Bestattungen in erster Linie auf den Friedhof am Pöstlingberg aus, oder aber in die Nachbargemeinden Gramastetten, Eidenberg bzw. Urnenhain Linz-Urfahr.
Projekt-Befürworter auf Standortsuche für Friedhof-Neubau in Lichtenberg
„Durch den Kirchenneubau und einen integrierten Aufbahrungsraum gibt es entsprechende Voraussetzungen dafür. Derzeit befinden sich die Grabstätten in den Nachbargemeinden und dementsprechende Wege müssen bei Begräbnissen oder der Grabpflege zurückgelegt werden. Es hat sich eine Gruppe gebildet welche gemeinsam mit der Gemeinde parteiübergreifend an der Umsetzung arbeitet und dieses Projekt auch im Agendaprozess Zukunft einen Schwerpunkt bildet. Neben der Suche nach einem passenden Grundstück wurden auch andere Friedhöfe besichtigt um Gestaltungsmöglichkeiten und Eindrücke zu erfahren. Die Standortfrage wird in nächster Zeit festgelegt und mit entsprechender Planung begonnen, welche von Lichtenberger Architekten umgesetzt werden soll. Eine zeitgemäße und parkähnliche Form ist uns dabei wichtig um einen fehlenden Baustein für Lichtenberg zu erreichen“, erklärt Befürworter Ernst Danninger.
Christian Hein, Diakon, Religionslehrer und Seelsorger für die Pfarrgemeinde Urfahr-Lichtenberg auf Tips-Anfrage dazu: „Ich finde es gut, dass es dieses Projekt Friedhof bei uns nun gibt. Es ist ein Projekt der Gemeinde, das wir im Rahmen des gegenwärtigen Agenda-Prozesses in Lichtenberg voranbringen. Es läuft gut, viele sind eingebunden, natürlich tragen auch wir als Pfarrgemeinde Lichtenberg das mit. Dem Thema Tod und Sterben geben wir damit einen Ort und das ist wichtig, lebenswichtig. Lichtenberg wird dadurch noch ein Stück „erwachsener“. Nach dem Kirchenbau (Einweihung 2010) und der Fertigstellung unseres Aufbahrungsraumes (2013) feiern wir Verabschiedungsgottesdienste bei uns in Lichtenberg, und das ist wichtig für eine Gemeinde. Wichtig erscheint uns als Pfarrgemeinde, dass der Friedhof die Möglichkeit von Sarg- und Urnenbestattungen vorsieht. Es soll ein gemeinsamer Gedenkort für alle Lichtenberger werden.“
Statement aus dem Gemeindeamt
Die Lichtenberger Bürgermeisterin Daniela Durstberger hält dazu fest: „Das Thema Friedhof-Park der Generationen gab es auch schon vor 20 Jahren. Grundsätzlich spricht ja für die Zukunft nichts dagegen. Aber wir müssen erst eine geeignete Fläche finden und kaufen. Da gibt es derzeit Gespräche. Es ist aber ein Zukunftsprojekt. Wir haben derzeit die Sanierung der Freiwilligen Feuerwehr sowie die Schulsanierung und die Aufstockung in der Krabbelstube zum umsetzten. Diese Projekte haben Priorität.“
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12.01.2024 16:52
Das brauchen wir nicht, das haben wir früher auch nicht geha
Mit Interesse verfolge ich die Idee , dass in Lichtenberg offensichtlich ein eigener Friedhof angedacht wird. Ein Park der Erinnerung, wie er genannt wird, kann identitätsstiftend wirken und dazu beitragen, dass aus einer ursprünglichen „Schlafgemeinde“ein Ort wird, in dem die Bewohner nicht gezwungen sind, für jedes wichtige Anliegen auszupendeln. Beim Lesen des Artikels habe ich aber anfänglich geglaubt, einem „Scherzartikel“ aufgesessen zu sein. Da wird berichtet, dass sich ein Bewohner fürchtet, dass ihm ein Friedhof im Ortszentrum vor sein Fenster gebaut wird und ein anderer macht sich im Zusammenhang mit einem Park offensichtlich Sorgen wegen der Bodenversiegelung. Müssen wir demnach künftig nicht auch den Wald kritisch hinterfragen, stehen dort ja so viele Bäume herum, die auch Platz brauchen? Würde man einem weiteren Argument, das vorgebracht wurde, folgen, nämlich, dass es so was „früher auch nicht gegeben hat“, dann würde der Ort heute noch immer ohne Ortsplatz und ohne Kirche dastehen. Aber Spaß bei Seite. Wirklich nachdenklich stimmt mich nämlich ein anderes Faktum. Die Gemeinde Lichtenberg hat einen sehr aufwändigen Prozess gestartet, um mit allen Bewohnern der Gemeinde gemeinsam die Zukunft dieses Ortes zu entwickeln. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner war eingeladen, seine ganz persönlichen Vorstellungen und Ideen einzubringen und darzulegen, was Sie sich oder Er für Ihren Ort wünscht. Ein Fragebogen wurde dazu ebenfalls jedem Haushalt zugestellt. Im Sinne einer Demokratie, erscheint es daher sehr fragwürdig, wenn Partizipationsangebote zwar nicht genutzt werden, anschließend aber diejenigen kritisiert werden, die sich die Mühe gemacht haben, über die gemeinsame Zukunft nachzudenken. Das ist zwar sehr einfach, aber unfair, unsozial und undemokratisch. Bitte auch darüber einmal kurz nachdenken.
02.01.2024 20:27
Politikerinnen verpassen die Bedürfnisse der Lichtenberger:
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, 80% der Lichtenberger haben sich im gegenwärtigen Bürgerbeteilungsprozess „ Agenda Zukunft“, der von den GRÜNEN LICHTENBERG ins Leben gerufen worden ist, für den „Park der Erinnerung“ in Lichtenberg ausgesprochen. ……und so wird der angebliche Lokalaugenschein bzw. die im Artikel kolportierten Wortmeldungen wohl nicht die Meinung der Mehrheit der Lichtenbergerinnen und Lichtenberger widerspiegeln. Die Mehrheit der Bürger Lichtenbergs wünscht sich die Identität für ihre Gemeinde zurück, die in den letzten Jahrzehnten zunehmend den Charakter der „Schlafstadt“ angenommen hat. Wie der Name „Park der Erinnerung“ schon nahelegt, soll hier kein Friedhof geschaffen werden, den man lieber vor aller Augen verbirgt, sondern ein heller Ort der Begegnung, den man gerne aufsucht, in dem Familien spazieren gehen, an dem man die Gedanken baumeln lässt. Das abschließende „Statement aus dem Gemeindeamt“ legt den Schluss nahe, dass die Realisierung des „Park der Erinnerung“ die Finanzierung anderer wichtiger Gemeindeprojekte gefährde, verschweigt aber, dass ein äußerst attraktives Pachtangebot seitens der Diözese vorliegt: • Pfarrgemeinde verpachtet ein Grundstück unbefristet an die Gemeinde • Kündigungsverzicht von Pfarrgemeinde, Gemeinde kann kündigen. • Derzeitiger (2022) Pachtzins 0,65EUR / m2; (für ca. 3 000m2/EUR 1950,00 pro Jahr exkl. MwSt. und Index) Bei diesem attraktiven Angebot ist es für uns GRÜNE nicht nachvollziehbar, warum die Gemeinde ein Grundstück kaufen möchte. Die Menschen in Lichtenberg haben das Recht, gehört zu werden und ihre Bedürfnisse berücksichtigt zu sehen. Es liegt in der Verantwortung der Politiker, genau das zu tun - unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Die politische Uneinigkeit darf nicht zu Lasten der Bürger gehen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politiker:innen die Anzeichen der Zeit erkennen und ihre Haltung überdenken. Ein „Park der Erinnerung“ ist für die Gemeinschaft und Identität der Lichtenberger ein dringendes Anliegen, das nicht ignoriert werden darf. Die Projektorganisation ist so angelegt, dass den Bürgern in Lichtenberg jederzeit ein Einstieg bzw. eine Mitarbeit in diesem Projekt ermöglicht wird. Anmeldung: Ernst Danninger, baumgartnerhof@aon.at Berta.Reiter@icloud.com Mit freundlichen Grüßen Berta Reiter-Kolb Projektorganisation „Park der Erinnerung“ Friedhof für Lichtenberg Fraktionsobfrau Grüne Lichtenberg Prüfungsobfrau Gemeinde Lichtenberg