Gallneukirchner Logopädin (34) schlägt Alarm: "Wartezeiten für Therapie oft bis zu einem Jahr"
GALLNEUKIRCHEN. Sprache, Stimme, sprechen, atmen, schlucken, lesen, schreiben und hören - ja das sind die Punkte, welche Logopäden bewegen. Anlässlich des bevorstehenden Welttages der Logopädie am 6. März bat Tips daher Daniela Dorfmayr darum, Einblick in ihre Arbeit zu geben. Die 34-Jährige arbeitet als Logopädin im Therapiezentrum Linzerberg des Diakoniewerks in Gallneukirchen. Und warnt zugleich vor den viel zu langen Wartezeiten auf einen Behandlungstermin, die bis zu einem Jahr ausmachen.
„Logopädie wird auch Sprachheilkunde genannt und ist vielerorts noch recht unbekannt. Dabei werden Logopäden in jeder Altersgruppe gebraucht - vom Neugeborenen bis hin zum Senioren „, heißt es vom Verband der Logopäden für Oberösterreich. So kommen die Logopäden etwa zum Einsatz, wenn Personen Probleme mit der Nahrungsaufnahme haben, das Artikulieren und Schlucken nicht funktioniert, bei Kieferfehlstellungen sowie auch bei Stimm- und Atemstörungen, beim Stottern und auch wenn bei Kindern etwa ein später Sprechbeginn oder ein eingeschränkter Wortschatz festgestellt wird. Doch da gibt es auch noch viele weitere Bereiche.
Logopädin Daniela Dorfmayr
Daniela Dorfmayr ist nicht nur Logopädin im Therapiezentrum Linzerberg des evangelischen Diakoniewerks in Gallneukirchen. Die 34-Jährige ist auch als Referentin zu den Themen „Kindliche Sprachentwicklung“ und „Lesen lernen“ tätig, ist zudem Autorin des Erstelesebuchs „Der Hase Muffel“ und des Theaterstücks „Einmal Therapie zum Mitnehmen, bitte!“ Auf Social Media (Instagram und Facebook) gibt sie in Erklärvideos Tipps und Infos zu logopädischen Inhalten unter „sprechrezepte“.
Tips: Was ist es, was Ihnen persönlich an Ihrem Job als Logopädin gefällt?
Daniela Dorfmayr: Das schönste an meinem Job sind die Erfolgserlebnisse meiner Klienten. Also jene Momente, wo beispielsweise Kinder ihre ersten Wörter sprechen oder Kinder ohne Lautsprache beginnen, mittels Kommunikations-App am iPad oder anhand von Gebärden zu kommunizieren. Und in weiterer Folge dann zu sehen, wie die Kinder aufblühen und nun ganz anders am Familienalltag teilhaben können.
Tips: Wo liegen hier die besonderen Herausforderungen?
Daniela Dorfmayr: Ein Punkt der uns alle sehr beschäftig, sind die langen Wartezeiten für einen Therapieplatz. Das bedeutet, dass Personen, bei denen ein logopädischer Therapiebedarf festgestellt wurde, häufig zwischen sechs und 12 Monaten auf einen Therapieplatz warten müssen. Das ist für die Familien frustrierend und auch für uns Logopäden.
Tips: Was genau machen Sie im Diakoniewerk Gallneukirchen?
Daniela Dorfmayr: Ich arbeite im Diakoniewerk in Gallneukirchen. Das Diakoniewerk ist ein Unternehmen, welches im Sozial- und Gesundheitsbereich tätig ist. Meine Arbeitsstelle ist hier das Therapiezentrum Linzerberg. Hier werden unterschiedlichste Therapien für Menschen mit und ohne Behinderung angeboten. Zum Beispiel Ergo-, und Physiotherapie sowie Musiktherapie und natürlich auch Logopädie und in weiterer Folge besteht auch die Möglichkeit durch unsere Psychologinnen eine Entwicklungsdiagnostik oder Familienberatung in Anspruch zu nehmen.
Ein klassischer Arbeitstag sieht meistens so aus: Ich beginne um acht Uhr zu arbeiten. Der erste Weg ist gleich mal zum PC, um die E-Mails zu checken und dann geht’s auch gleich los die Therapien des Tages zu planen und vorzubereiten. Das besondere an meinem Beruf ist, dass ich Menschen jeder Altersstufe begleite. Ich arbeite beispielsweise mit dreijährigen Kindern, die noch nicht zu sprechen begonnen haben, mit Jugendlichen im Autismus-Spektrum, wo es ganz viel darum geht, die soziale Kompetenz zu erweitern und auch mit Erwachsenen, die beispielsweise eine Behinderung oder eine fortschreitende Erkrankung haben und wo es darum geht, die kommunikativen Fähigkeiten so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Neben der Therapie an sich bilden auch Gespräche mit Eltern und Angehörigen sowie interne Besprechungen mit Kollegen einen wichtigen Teil meines Berufsalltags.
Tips: Welche Ausbildung bzw. Fähigkeiten sind für den Job als Logopäde notwendig?
Daniela Dorfmayr: Für den Beruf der Logopädin ist eine abgeschlossene Ausbildung an einer Fachhochschule notwendig. Ich zum Beispiel habe meinen Bachelor an der FH für Gesundheitsberufe in Linz gemacht.
Als Logopädin sollte man einerseits selbst eine sehr kommunikative und gesprächsfreudige Person sein und auf der anderen Seite aber auch eine sehr gute Zuhörerin sein können. Es geht in diesem Beruf sehr viel um Balance. Auch in der Therapie geht es beispielsweise ganz viel um das Setzen und Initiieren von Impulsen und gleichzeitig auch um das eigene zurücknehmen können, sodass wir unseren Klienten den Raum geben können, etwas selbst auszuprobieren. Daher ist Einfühlungsvermögen meiner Meinung nach eine Kernkompetenz, die man unbedingt für diesen Beruf mitbringen sollte.
Tips: Wie sieht ihr Wunsch in Hinblick auf Ihre Patienten aus?
Daniela Dorfmayr: Ein großer Wunsch meinerseits ist es, dass jede Person mit logopädischem Therapiebedarf einen Therapieplatz innerhalb eines Monats erhält. Das hört sich jetzt nach großer Träumerei an, aber die Politik muss erkennen, dass wir alle als Gesellschaft nur davon profitieren können, wenn Menschen rechtzeitig die Hilfe bekommen, die sie benötigen - und nicht ein Jahr darauf warten müssen.
Weiters wünsche ich mir mehr niederschwellige Angebote für Eltern, um sich über die kindliche Sprachentwicklung informieren zu können. Es gibt viele Mythen diesbezüglich. Beispielsweise, dass es normal sei, dass Buben später zu sprechen beginnen. Das ist es nicht! Viele Eltern warten dann zu lange ab. Wenn ein Kind mit zwei Jahren noch keine 50 Wörter spricht und noch nicht begonnen hat Wörter zu kombinieren wie beispielsweise „Mama da!“, dann sollte unbedingt näher drauf geschaut werden.
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