Bürgerinitiative in Riedegg: "Der Verkehr macht uns Sorgen"
ALBERNDORF/GALLNEUKIRCHEN. Raser, Lärm und Gefahren für Schulkinder, Fußgänger und Radfahrer: Eine Bürgerinitiative in Riedegg, Alberndorf, sorgt sich um die Sicherheit, vor allem jener der Schulkinder, auf ihrem Schulweg. „Wir brauchen hier an der Landesstraße L1463 eine Geschwindigkeitsbeschränkung und eine Verkehrsberuhigung“, so Sprecherin Hertha Müllegger, die mit einer Polizistin und einem Juristen eine Petition startete und bis Herbst Unterschriften sammelt. 150 hat man schon beisammen.
„Unsere Sorge gilt vor allem den Schulkindern, für welche die Landesstraße aufgrund der fehlenden Sicherheitsmaßnahmen extreme Gefahren birgt und die nach deren Erzählungen nach, nicht ohne Ängste den täglichen Schulweg bestreiten können“, so Anrainerin Hertha Müllegger. Sie setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass hier eine Geschwindigkeitsbeschränkung an der Gusentalstraße kommt: „Schon in den 90er-Jahren wurde mir beim Einzug in unser Riedegger Paradies von einschlägigen und vergeblichen Bemühungen der Ortsbevölkerung um eine Verkehrsberuhigung berichtet. Korrespondenzen mit der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung blieben bis heute ergebnislos.“
Die Lage: ein Tempolimit von 80 km/h in Richtung Reichenau von Gallneukirchen - und eine erlaubte Geschwindigkeit von 100 km/h von Richtung Reichenau nach Gallneukirchen kommend, stellt laut Müllegger vor allem für Schulkinder die an der Bushaltestelle warten und die Straße überqueren, ein Gefahrenpotential dar. „Nicht minder besteht dies auch für Radfahrer und Spaziergänger, besonders für jene mit Hunden beim Gassigehen“, erklärt Müllegger. Verkehrsunfälle aufgrund überhöhter Geschwindigkeit, zum Teil auch mit schweren Körperverletzungen seien hier laut der Anrainerin und Sprecherin der Bürgerinitiative immer wieder vorgekommen. Müllegger dazu: „So berichtete mir die Feuerwehr Veitsdorf von drei bis vier jährlichen Unfalleinsätze an der Landesstraße.“
Unterschriftenaktion der Anrainer: Gefahrensituation endlich entschärfen
Die Riedegger wünschen sich laut Müllegger ein Ortsschild am Beginn des Siedlungsgebietes, ab der Auffahrt zum Schloss Riedegg, bis zum Ende der Häusersiedlung der linksseitig stehenden Häusern, endend an der Geraden. Von da an ein Tempolimit 70 in beide Fahrtrichtungen mit einem Überholverbot vorbei an der Ausfahrt zum Sägewerk Nagler, bis zum Ende des Grundes des ehemaligem Gasthaus Wahlmühle (heute ein Wohnhaus mit Parkplätzen).
Zu diesen Forderungen gibt es seit etwa drei Wochen eine Unterschriftenaktion die sich an die Verantwortlichen richtet, sich für diese Maßnahmen einzusetzen. „Zur Zeit haben wir 150 Unterschriften. Ziel ist die Übergabe der Unterschriften an Verkehrslandesrat Günther Steinkellner sowie an die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung, sobald ein Termin mit jeweiliger Stelle vereinbart ist“, so Müllegger.
Statement der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung: „Geschwindigkeitsbeschränkung nicht erforderlich“
Auf Tips-Anfrage heißt es seitens Margit Mayr-Weber von der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung dazu: „Der Straßenabschnitt der L1463 im Bereich Wahlmühle bis Riedegg wurde von der Behörde unter Einholung von verkehrstechnischen Gutachten bereits mehrfach beurteilt. In den verkehrstechnischen Gutachten kam der Sachverständige nach Durchführung einer verdeckten Verkehrserhebung und Unfallauswertung zu dem Schluss, dass die Verkehrsteilnehmer ihre Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anpassen. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wird als nicht erforderlich beurteilt. Verkehrsbeschränkungen dürfen nach dem Gesetz nur verordnet werden, wenn dafür auch eine Erforderlichkeit besteht. Bestrafungen von Übertretungen von Verkehrsbeschränkungen, die den gesetzlichen Voraussetzungen nicht entsprechen, halten einer Überprüfung nicht stand und können sogar Amtshaftungsansprüche nach sich ziehen. „
Statement aus dem Büro des Verkehrslandesrates Günther Steinkellner: „Nicht erforderlich“
Aus dem Büro von Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) heißt es von Pressereferent Georg Helmut Pollak dazu: „Im Rahmen des Sachverständigengutachtens waren die zentralen Aussagen, dass: Erstens die Verkehrsteilnehmer ihre Geschwindigkeit auch ohne einer Beschränkung den gegebenen Anlageverhältnissen anpassen und zweitens laut den vorhandenen Daten und den dortigen Anlageverhältnissen eine Erfordernis nicht gegeben ist und somit kann auch diese, von den Anrainern bzw. der Gemeinde, gewünschte Geschwindigkeitsbeschränkung nicht positiv beurteilt werden. Die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung schließt sich der Stellungnahme des verkehrstechnischen Amtssachverständigen an und kommt zu dem Ergebnis, dass die Erlassung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf diesem Streckenabschnitt derzeit weder erforderlich noch sachlich gerechtfertigt ist.“
Statement des Gallneukirchner Bürgermeisters Sepp Wall-Strasser (SP): „Errichtung eines breiten Rad- und Fußwegs wären ein Gebot der Stunde“
Sepp Wall-Strasser, Bürgermeister der Stadtgemeinde Gallneukirchen auf Tips-Anfrage dazu: „Als Gemeinde Gallneukirchen waren wir grade in jüngster Zeit insofern sehr betroffen, als die Errichtung des Gusentrails unter anderem deswegen gescheitert ist, weil es von der Landesstraßenverwaltung einen Einspruch gab, an der Abzweigung rauf nach Riedegg eine Station des Gusenerlebnisweges zu errichten, mit dem Argument, dass hier zu schnell gefahren wird. Der Forderung, aus diesem Grund daher eine Geschwindigkeitsreduktion zu verordnen wurde nicht stattgegeben. Weiters sind von Gallneukirchen nach Riedegg viele Nahausflügler und Wanderer unterwegs, aus Naherholungsgründen, aber auch, weil sich dort ein Bogensportplatz befindet. Der Bereich Riedegg bis zur Wahlmühle nach Gallneukirchen gehört zum Schulsprengel Gallneukirchen, ebenso gehen die Mittelschüler Großteils nach Gallneukirchen oder von dort nach Linz in eine AHS. Noch heuer im Sommer errichten wir eine weitere Rad- und Fußgängerbrücke im Bereich des Friedenshortes, das soll den Bewohnern im Bereich des „Obstgartens“ und des Hangweges (das ist jene Siedlung im Nordwesten Gallneukirchens) sowie den Bewohnern in Riedegg eine Direktverbindung zu unserer Sport- und Freizeitanlage inklusive Gusenhalle ermöglichen. Auch deswegen wäre die Errichtung eines breiten Rad- und Fußweges Richtung Riedegg sowie eine Geschwindigkeitsbeschränkung ein Gebot der Stunde.“
Statement des Alberndorfer Amtsleiters Markus Hart: „Gemeinde unterstützt diese Petition“
Auf Tips-Anfrage bei der Gemeinde Alberndorf heißt es von Amtsleiter Markus Hart dazu: „Beim betroffenen Straßenstück handelt es sich um eine Landesstraße. Für die Verordnung von Geschwindigkeitsbeschränkungen und dergleichen liegt die Zuständigkeit bei der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung. Auf Anregung von Bürgern und Anfragen der Gemeinde Alberndorf fanden in der Vergangenheit bereits mehrere Lokalaugenscheine statt bzw. wurden von der BH Urfahr-Umgebung entsprechende Erhebungen der Verkehrsdaten durchgeführt. Die nun vorliegende Petition muss sich zuständigkeitshalber wieder an die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung richten. Die Gemeinde Alberndorf unterstützt im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Forderungen dieser Petition.
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05.07.2024 09:02
Typisch
Es ist ja schon fast typisch bei uns. Da sucht man sich sein Domizil direkt neben einer Durchzugsstraße und dann soll der Verkehr beruhigt werden. Ich denke, dass der Gutachter schon recht haben wird. Hören sie lieber auf die Behörden mit ihren privaten Anliegen zu schikanieren und für ihr Versagen bei der Immobilien Wahl verantwortlich zu machen.
01.07.2024 18:58
Gutachten
Es ist schon bemerkenswert, wie die Behörden sich auf ein Gutachten stützen, das so nah und doch so fern von der Realität des gefährlichen Abschnitts in Riedegg ist. Es scheint, als würde man einen Regenschirm bewerten, indem man ihn nur im Trockenen testet – praktisch, aber kaum aussagekräftig. Wenn die Studie nicht den tatsächlichen Gefahrenbereich abdeckt, ist sie dann nicht nur ein Stück Papier, das die Sicht auf das eigentliche Problem verstellt? Es ist, als würde man einen Arzt aufsuchen, der nur das gesunde Bein untersucht, während das gebrochene unbeachtet bleibt. Die Bürger von Riedegg verdienen eine Analyse, die so präzise ist wie die Uhren, die wir in Österreich so schätzen – nicht eine, die die tickende Zeitbombe eines Verkehrsproblems ignoriert.