Sirenen als Weckruf beim Zivilschutz-Tag am 4. Oktober: Jetzt den Notfall zu Hause üben
BEZIRK. „Ich bin seit 2011 Präsident beim OÖ Zivilschutz mit Sitz in Linz und seitdem mit Feuereifer dabei“, so der aus Altenberg stammende Michael Hammer (48) anlässlich des bevorstehenden Zivilschutztages. Dabei findet am Samstag, 4. Oktober österreichweit ein Probealarm statt, der die Bevölkerung mit den verschiedenen Sirenensignalen vertraut machen soll. Zudem wird die Bevölkerung zur Eigenvorsorge und zur Überprüfung ihres krisenfesten Haushaltes aufgerufen.
Den Tag des Zivilschutz-Probealarms, wo den Bürgern die Zivilschutz-Sirenensignale in Erinnerung gerufen werden, gibt es seit Ende der 1990er-Jahre. „Der Aufruf an die Bevölkerung, diesen Tag für einen „Stresstest im Haushalt“ zu nutzen, und dabei den Lebensmittelvorrat, die technischen Hilfsmittel und den Familien-Notfallplan zu überprüfen, ist eine Erfindung des Oberösterreichischen Zivilschutzes – das Projekt wurde erst später umgesetzt – mit viel Erfolg“, so Präsident Hammer im Tips-Interview. Der 48-jährige Mühlviertler erklärt zudem: „Auch für uns ist das Ehrenamt besonders wichtig – ohne unsere Zivilschutzbeauftragten in den Gemeinden könnten wir manche Projekte nicht so umsetzen.“
Tips: Wie sind Sie zum OÖ Zivilschutz gekommen - und warum?
OÖ Zivilschutz-Präsident Michael Hammer: „Ich war immer schon sehr stark im Sicherheitsbereich als Mitglied der Feuerwehr und im Parlament als Mitglied im Innen- und Verteidigungsausschuss. Dort ist das Thema Zivilschutz auch ein wichtiges. 2011 war der OÖ Zivilschutz organisatorisch neu aufzustellen und ich wurde gefragt, ob ich bereit wäre Präsident zu werden und den OÖ Zivilschutz neu aufzustellen. Dies haben wir dann strategisch und organisatorisch neu ausgerichtet.“
Tips: Warum liegt Ihnen der Zivilschutz so am Herzen?
Hammer: „Österreich ist ein sehr sicheres Land, aber vor Gefahrensituationen und Katastrophenfällen nicht gefeit. Die Behörden und Einsatzorganisationen arbeiten sehr gut, aber braucht es auch die Bevölkerung, um Katastrophen bestmöglich zu überstehen. Hier setzt der Zivilschutz an – und das halte ich für besonders wichtig. Als Mitglied der Feuerwehr - und auch als Bürgermeister von Altenberg - gehört für mich das Helfen privat zum Alltag. Wenn aber jeder Bürger vorsorgt und sich auf Krisenfälle vorbereitet, dann sparen wir als Einsatzorganisationen und Behörden Zeit und Arbeit. Mir und meinem Team liegt der Zivilschutz einfach im Blut.“
Tips: Wie sieht Ihr persönlicher Einsatz diesbezüglich - und auch im privaten Bereich - aus?
Hammer: „Wir entscheiden als Präsidium, dem ich als Präsident vorstehe, welche Projekte der Zivilschutz umsetzt, um die Eigenvorsorge in der Bevölkerung zu stärken. Es gibt viele Projekte, die schon seit Jahrzehnten toll funktionieren – wie die Kindersicherheitsolympiade, die schon seit 26 Jahren erfolgreich läuft, aber wir versuchen natürlich auch immer, mit neuen Ideen und Projekten unserer Aufgabe nachzukommen.
Im privaten Bereich versuche ich ein Vorbild zu sein und habe den vom Zivilschutz beworbenen „Krisenfesten Haushalt“ umgesetzt.“
Tips: Was kann man überhaupt unter Zivilschutz bzw. Zivilschutzverband verstehen?
Hammer: „Der Zivilschutz umfasst, nach der Definition des Bundesministeriums für Inneres, Aktivitäten zur Bewältigung von Katastrophen und Krisensituationen unterschiedlichster Art: Maßnahmen des Selbstschutzes, Maßnahmen der alltäglichen Gefahrenabwehr, Maßnahmen zum Schutz vor Naturkatastrophen und technischen Unglücksfällen, usw.“
Tips: Wie sehen die konkreten Aufgaben des Zivilschutzverbandes aus?
Hammer: „Das Ziel des OÖ Zivilschutzes ist, den Bürgern eventuelle Gefahren aufzuzeigen und sie bei der Vorbereitung für einen krisenfesten Haushalt mit hilfreichen Tipps zu unterstützen: Die empfohlenen Selbstschutzmaßnahmen helfen, Gefahren der verschiedensten Art zu vermeiden, die Zeit bis zum Eintreffen der Einsatzorganisationen zu überbrücken und Katastrophenfälle möglichst unbeschadet zu überstehen.
Beim Eintreffen eines Notfalls ist es für Vorsorgemaßnahmen zu spät. Die Bevölkerung muss sofort reagieren und sich schützen können. Eine ausreichende Bevorratung von Lebensmitteln, dazu technische Hilfsmittel für Notsituationen und die Kenntnis der Aufgaben eines Ersthelfers sind in Krisensituationen besonders wichtig.
Einer der wichtigsten Tage dabei ist der Zivilschutztag.“
Tips: Wie können sich die Bürger selbst einbringen und was kann jeder Einzelne tun, um sicher unterwegs zu sein?
Hammer: „Es gibt drei verschiedene Zivilschutz-Sirenensignale, einfach zusammengefasst haben alle drei einen gemeinsamen wichtigen Inhalt: Höre ich ein solches Signal, heißt das, ich muss das Radio einschalten. Die Behörden informieren dann via Radio über das Geschehen und die notwendigen Verhaltensmaßnahmen.
Natürlich appelliert der Zivilschutz an die Bürger auch, sich noch einmal mit der Art und Dauer der einzelnen Signale auseinanderzusetzen, denn dies gehört zur Eigenverantwortung und zum Selbstschutz.
Wer vorsorgt, muss seinen „krisenfesten Haushalt“ auch überprüfen – der Zivilschutztag ist dafür optimal. Wenn ich meine Sicherheitsgeräte und den Vorrat am Zivilschutztag überprüfe, den Familien-Notfallplan mit den Liebsten bespreche, dann habe ich das alles für ein Jahr erledigt – und die Sirenensignale, die an diesem Tag ertönen, erinnern mich daran.
Ein krisenfester Haushalt mit Lebensmittelbevorratung (samt Wasser zum Trinken und für die Hygiene) und technischen Hilfsmitteln ist die Grundlage der Eigenvorsorge. Ausbleibende Lieferungen und Panikkäufe führen in Krisenzeiten sehr schnell zu leeren Geschäften. Außerdem gibt es Katastrophensituationen, in denen man das Haus nicht verlassen kann oder darf.
Wie bei jedem Katastrophenfall hoffen wir, dass auch ein Blackout nicht eintritt. Wir stellen uns nicht die Frage, ob und wann er kommt, sondern ob wir vorbereitet sind – und auch hier ist wieder der krisenfeste Haushalt jedes Einzelnen notwendig.“
Tips: Welche sind Ihre wichtigen Tipps, um in einer Krisensituation gut gewappnet zu sein?
Hammer: „Bevorratung ist eine einfache Form der Vorsorge, die jeder ganz leicht durchführen kann, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Es ist ratsam, Produkte zu lagern, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind. Damit braucht der Bürger nur einmal im Jahr an seinen Vorrat denken und ihn erneuern.
Der beste Lebensmittelvorrat hilft nichts, wenn man ihn nicht zubereiten kann. Neben dem Vorrat sind also auch andere Aspekte bei der Vorbereitung auf mögliche Ausnahmesituationen wichtig: Licht, Koch- und Heizmöglichkeit, Kommunikationsmittel (Notfallradio), Vorkehrungen für Abwasser und Abfall und ein Notfallgepäck/Evakuierungsrucksack, Hygieneartikel, Medikamente, usw.
Mit dem krisenfesten Haushalt sollte jeder einen Zeitraum von mindestens zehn bis 14 Tagen überbrücken können.
Ein weiterer Tipp: In Notfallsituationen ist es ein Grundbedürfnis, zu wissen, ob meine Liebsten unversehrt und in Sicherheit sind. Der Zivilschutz-Familien-Notfallplan ist ein hilfreicher Ratgeber für den krisenfesten Haushalt und bringt die Bürger dazu, die eigenen vier Wände genauer zu betrachten und sicherer zu machen. Die 40-Seiten-starke Broschüre kann kostenlos beim OÖ Zivilschutz unter 0732 652436 oder unter zivilschutz-shop.at bestellt werden. Sie bietet zum einen Checklisten, in denen beispielsweise Erreichbarkeiten und Notfallsammelpunkte außerhalb des Hauses oder mögliche Gefahrenbereiche eingetragen werden können. Auch Zuständigkeiten der einzelnen Familienmitglieder für verschiedene Katastrophenszenarien werden im Notfallplan festgehalten.“
Tips: Wo liegen beim Zivilschutz die größten Herausforderungen?
Hammer: „Wir lassen alle drei Jahre eine IMAS-Umfrage durchführen. Bei den möglichen Gefahrenszenarien, die uns treffen können, sehen die Oberösterreicher noch immer einen Atom-Unfall an erster Stelle (71 Prozent), gefolgt von einem Blackout (67 Prozent) und Unwetterkatastrophen (57 Prozent). Hier ist das Informationsbedürfnis am höchsten. Interessant ist, dass bei Platz 1 und 2 die Prozentpunkte gegenüber vor drei Jahren leicht gesunken sind (Atomunfall -7 Prozent gegenüber 2021, Blackout -6 Prozent): Einfach wäre es, jetzt zu sagen, dass die Zivilschutz-Bewusstseinsbildung zu diesen beiden Themen in den letzten drei Jahre so gegriffen hat, dass weniger Aufklärungsarbeit notwendig ist. Das ist aber nur zum Teil so, wir merken auch einen gewissen Informations-Sättigungsgrad bei diesen beiden möglichen Katastrophenszenarien, sie waren lange Zeit intensiv in den Medien, das ist selbstverständlich auch eine Herausforderung, auch wenn grundsätzlich das Bewusstsein für die notwendige Vorsorge gestiegen ist.“
Tips: Nehmen die Bürger das auch ernst?
Hammer: „Mit jeder neuen Krise steigt das Gefahrenbewusstsein in der Bevölkerung und auch das Bewusstsein für die Vorsorge. Dass das Bedürfnis nach Vorsorgetipps weiterhin hoch ist, zeigt sich beispielsweise an unseren Broschürenbestellungen und telefonischen Anfragen beim Landesverband.
Ein äußerst positives Ergebnis unserer aktuellen IMAS-Umfrage ist zudem, dass die Bürger mit unserer Zivilschutz-Aufklärung zu Katastrophenvorsorge zufrieden sind: Rund vier von fünf Befragten fühlen sich zu unterschiedlichen Gefahren und der speziellen Vorsorge für zu Hause sehr gut (34 Prozent) oder einigermaßen gut (48 Prozent) informiert.“
Tips: Welche Aktionen setzen Sie um auf den Zivilschutz aufmerksam zu machen?
Hammer: „Wir haben sehr viele Aktivitäten und Projekte, um das Bewusstsein für Eigenvorsorge und den Zivilschutz zu stärken. Zivilschutz fängt bereits bei den Kleinsten an, deswegen werden bereits Volksschulkinder damit konfrontiert. Beispielsweise mit der Überprüfung der Warnwesten-Tragehäufigkeit in den ersten Klassen und der Zivilschutz-Kindersicherheitsolympiade für die dritten und vierten Klassen.
Wir arbeiten eng mit den Gemeinden zusammen, halten dort auch Vorträge, sind aber auch für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen bis hin zu Firmen beratend und mit Vorträgen tätig.“
Wissenswertes über den OÖ Zivilschutzverband
Der Zivilschutz-Landesverband hat seinen Sitz in Linz, in der Petzoldstraße. Dort untergebracht ist auch der Zivilschutz-Shop, eine Tochterfirma des OÖ Zivilschutzes.
Beim Landesverband beschäftigt sind sechs Personen, dazu kommen bis zu zwei Zivildiener im Jahr.
Wichtig sind hier außerdem die ehrenamtlichen Bezirksleiter, die bei den Aufgaben bzw. Projekten tatkräftig unterstützen. Zudem gibt es in jeder Gemeinde einen Zivilschutzbeauftragten, diese sind ebenfalls ehrenamtlich tätig und ein wichtiges Verbindungsglied zu den Gemeindebürgern.
Die Zivilschutzbeauftragten sind bei vielen Projekten miteingebunden. Sie werden dazu ermutigt, Zivilschutz-Veranstaltungen in den Gemeinden zu organisieren und darum gebeten, die Selbstschutztipps und andere Infomaterialien unter den Bürgern zu verbreiten.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden