"Meisterlicher" Gespann-Fahrer unterrichtet höchstpersönlich

Mag. Jacky Stitz, 03.06.2022 08:00

EIDENBERG. „Gespannfahren ist eine eigene Sportdisziplin“, klärt Rupert Ganhör, selbst 3-facher-Österreichischer Meister, auf. Nun können Interessierte vom Profi das „Wagerlfahren“ höchstpersönlich lernen, bildet er ab sofort Kutschenfreunde selbst aus.

Rupert Ganhör ist 3-facher-Österreichischer Meister im Gespannfahren und holte sich einst auch bei der Weltmeisterschaft in England die Silber-Medaille. (Foto: Jacky Stitz)

Sportlich setzt Ganhör auf Pferdestärken: „Bereits seit meiner Kindheit begleiten mich die Vierbeiner. Pferde haben mich immer fasziniert“, so der 62-Jährige, der einst Freizeitreiter war und vor rund 25 Jahren aufs Gespannfahren umsattelte. Er selbst absolvierte die Fahrausbildung, erhielt so den „Führerschein zum Gespannfahren“ und darf mittlerweile auch selbst pferdebegeisterte Schüler in Theorie und Praxis ausbilden und unterrichten.

Meisterliche Erfahrung

Erfahrung hat er intensiv über all die Jahre selbst gesammelt, war er doch aktiver Teilnehmer bei vielen Weltmeisterschaften im Gespannfahren. „Ich ging in Österreich, Dänemark, Holland, Frankreich, Deutschland mit meinen Tieren an den Start. In England konnte ich mir dann den zweiten Platz sichern“, ist der Vize-Weltmeister stolz. Bei den Österreichischen Meisterschaften konnte er sich drei Mal Gold sichern.

Gespannfahren ist dabei alles andere als langweilig: „Da geht es im Sport, vor allem beim Wettbewerb, echt zur Sache. Es handelt sich um eine Sportart der Vielseitigkeit - es gibt die Disziplinen Dressur, Marathon und Hindernisse. Meist dauert eine Meisterschaft daher drei bis vier Tage“, spricht Ganhör aus Erfahrung, der die Geselligkeit der Fahrer beim Bewerb untereinander schätzt.

Trainiert und geübt wird dabei mit einem Warmblutwallach-Gespann, den Schimmeln Rico und Strizi. „Wir fahren aber auch mit Haflingern, vor allem dann bei den Prüfungen“, sagt Ganhör, der derzeit auch fremde Pferde zur Ausbildung im Stall stehen hat.

Kurs

Jetzt startet Ganhör mit einen Kurs für Einsteiger. Für die Erwachsenen ab 16 Jahre bietet er das „Bronzene Fahrabzeichen“ an, für Kinder ab 7 Jahre das „Kleine Wagenrad“ sowie das „Große Wagenrad“. „Das ist quasi so zu verstehen, wie ein Führerschein fürs Gespannfahren“, sagt der Pferdefreund schmunzelnd. Er dürfte auch in der Pferdefachschule unterrichten, bevorzugt aber die sportliche Ausbildungsschiene in der eigenen Region. Kursteilnehmer kommen aber nicht nur aus dem Mühlviertel: „Jetzt habe ich gerade auch eine deutsche Schülerin im Unterricht. Weitere Plätze sind noch frei, also schnell melden“, so Ganhör, der im Sommer die neuen Schüler zur Fahrprüfung einlädt. Bisher haben all seine auszubildenden Prüflinge auch bestanden - und damit den Führerschein zum Kutschenfahren auf der Straße bestanden.

Freiheitsgefühl und sportliche Action

„Mir daugt einfach die Action - beim Gespannfahren und am Turnier“, sagt der 62-Jährige, der diese Tage als Technischer Leiter in Pension ging. Jetzt hat er mehr Zeit für seine Leidenschaft, zwei bis drei Stunden sind beim Gespannfahren wie im Flug vorbei. „Ein zeitintensiver Sport, der allerdings süchtig macht“, verrät er. Worin genau liegt das Suchtpotenzial? „Die Pferde, die Natur, die Bewegung, die Geselligkeit - all das macht mir große Freude. Es ist kein Hobby, es ist mein Leben“, so der dreifache Familienvater. Zwei seiner Kinder sind selbst begeisterte Gespannfahrer - das Pferdegen dürfte wohl in der Familie liegen...