Ice Cross Downhill: Gramastettner „Eishockey-Crack“ Gregor Luckeneder gibt wieder Gas
GRAMASTETTEN. Am 20. Jänner ist es wieder soweit: Die Eishockeyschuhe fest geschnürt, gut geschützt von lebenswichtigen Protektoren und Helm wird sich Gregor Luckeneder wieder den Eiskanal hinabstürzen. Beim Ice Cross Downhill sind nicht nur Nerven aus Stahl, sondern auch eine meisterlich gute körperliche Verfassung gefragt. All das bringt der 38-jährige Gramastettner mit.
Ice Cross Downhill ist eine sehr junge Extremsportart, welche erstmalig 2001 in Stockholm stattfand. Auf steilen, eisigen und kanalartigen Abfahrten werden Kurven, Sprünge und Hindernisse gemeistert. Ein durchwegs anstrengendes Unterfangen wenn man bedenkt, dass die knapp 400 Meter lange Strecke den Athleten sowohl Geschicklichkeit, als auch Ausdauer abverlangt.
Eiskalt, blitzschnell und rasant
Die Teilnehmer tragen Eishockeyschuhe, Schutzausrüstung, Vollvisierhelm, Körperschutz und Handschuhe um sich vor den anspruchsvollen Bedingungen zu schützen. Der Start erfolgt von einer erhöhten Rampe mit einem Signalton und enthält viele Elemente aus ähnlichen Sportarten wie Ski-Cross, Boardercross oder auch enge Kurven wie beim Eishockey. Bei einem Rennen kämpfen über 80 Athleten (bei größeren Events auch bis zu 160 Fahrer) um den Einzug ins Finale. Nach den Zeitläufen, mit denen die Startplatzierung ermittelt wird, folgt ein k.o.-System, wobei sich bei jedem Lauf mit vier Personen immer zwei Fahrer für die nächste Runde qualifizieren. Dieses System erfolgt so lange, bis nur noch vier Fahrer übrig bleiben und der finale „Run“ gefahren wird. Je nach Platzierung werden Punkte vergeben. Der Athlet mit den meisten Punkten ist Weltmeister. Als Berechnungsgrundlage dienen die Platzierungen in gekennzeichneten Wettbewerben.
Ein „Adrenalin-Junkie“ wittert seine Chance
Seit der Saison 2014/2015 nimmt Gregor Luckeneder jedes Jahr am Weltcup teil. In der Saison 2018/2019 erhielt er zudem eine Wildcard für das Rennen in Finnland Jyväskylä. Mittlerweile ist er auch als Schriftführer und Content Creator des Österreichische Skate Cross Verband (ÖSCV) tätig.
Das Eislaufen wurde Luckeneder dank seiner Eltern bereits in seiner Kindheit ermöglicht. Bis zu seinem 17. Lebensjahr sammelte er als Mitglied der Black Wings Linz seine Erfahrungen im Eishockey. Mit etwa 26 Jahren fand er Anschluss beim Eishockeyverein „Rodltal Rangers“ in Gramastetten und erlebte damit sozusagen ein Wiederaufblühen des „Eishockey-Cracks“ in ihm: „Durch diese Leidenschaft entwickelten sich vereinsintern sehr gute Freundschaften, welche mich unter anderem zum Ice Cross Downhill brachten. 2014 sah ich dann ein Video, in dem sich vier waghalsige Athleten eine vereiste Piste hinunterstürzten. Darunter auch Marco Dallago, der sich und damit Österreich in dieser Saison zum Weltmeistertitel führte. Diese Szenen im Video brannten sich in meinen Kopf ein und ließen mich nicht mehr los. Ich stellte mir rund um die Uhr die Frage: Wo kann ich das probieren? Die Antwort war: Wagrain 2014.“
„Die Geschwindigkeit ist dein Freund!“
Somit begann die Reise mit ein paar Eishockeykollegen. Gemeinsam fuhren sie zum Event und registrierten sich für das Rennen. Mit keinerlei Erfahrung, wie man einen derartigen Eiskanal bezwingt, instruierte sie Marco Dallago beim Kennenlernen mit den Worten: „Geschwindigkeit ist dein Freund“. Er sollte damit Recht behalten, denn zaghaftes Fahren und Angst führten meist zu Stürzen.
Aller Anfang ist schwer, doch zu diesem Zeitpunkt war nicht wichtig welche Platzierung man einfuhr, sondern das große Ganze. „Mittlerweile bin ich seit etwa zehn Jahren dabei und werde diese Sportart so lange ausüben, wie es mir körperlich möglich ist, denn die Faszination einer jubelnden Menge und der dazugehörige Adrenalin-Kick lassen einen nicht mehr so schnell los“, erklärt der passionierte Sportler.
Tips: Wie bereiten Sie sich auf die anspruchsvollen Wettbewerbe vor?
Gregor Luckeneder: Der Grundstein für eine Ice Cross Saison wird schon im Sommer gelegt. Ich versuche mich in vielen verschiedenen Sportarten um auf extreme Situationen vorbereitet zu sein. Mitunter ist Fitness in einem Studio eines der wichtigsten Dinge, um vor allem Kraft und Balance aufzubauen. Eishockey, Fußball, Inlineskaten, Wandern, Laufen, Radfahren und Discgolfen sind für mich aber nicht nur Sportarten welche ich zum Ausgleich mache, sondern auch, um möglichst viele verschiedene Bewegungsabläufe abzuspeichern. Beim Ice Cross Downhill ist zwar die körperliche Fitness unumgänglich, jedoch befasse ich mich auch mit Mentaltraining und Atemfitness. Alle diese Dinge versuche ich zu einem großen Paket zu schnüren, um im Eiskanal zu bestehen. Im Sommer trainiere ich auch gerne mit den Inline Skates auf diversen Pumptracks in der Umgebung. Zu Winterbeginn startet dann aber die Intensivphase, um den Körper auf die Anstrengungen vorzubereiten.
Tips: Was ist das Besondere an Ice Cross Downhill?
Gregor Luckeneder: Ich liebe die Atmosphäre, die Vorbereitungen und das Wiedersehen der großen Ice Cross Familie aus aller Welt bei diesen Events. Hier treffen die verschiedensten Nationen aufeinander und haben einfach Spaß am Sport und ein gemeinsames Ziel. Natürlich sind auch Rookies bzw. Anfänger herzlich willkommen. Jeder hilft jedem und es kann durchaus sein, dass man ein Training mit den absoluten Top-Profis fährt und sich von denen noch den einen oder anderen Tipp abholen kann. Vor allem aber spielt das Alter keine Rolle. Ein österreichischer Teamkollege absolvierte diese Rennen mit knappen 60 Jahren. Es ist also nie zu spät um anzufangen.
Tips: Was begeistert Sie an dieser Sportart am meisten?
Gregor Luckeneder: Am meisten begeistert mich die unglaubliche Atmosphäre die an einem solchen Renntag herrscht: Wenn man sich das Trikot überstreift, die eisige Luft durch den Helm einatmet, sich fokussiert, bei der Menschenmenge vorbeiwandert zum Startgate mit dem Wissen, dass man gleich mit ca. 70 Sachen diesen Eiskanal runterbrettert, gibt das einem ein unglaubliches Ehrgefühl dabei sein zu dürfen. Aber das absolut größte für mich ist, eine Inspirationsquelle für zukünftige Fahrer/innen zu sein. Als ein Vater mit seinen drei Kids und mir ein Foto machen wollte, hat es mich emotional etwas gepackt. Das Leuchten und die Freude der Kinder und die Fragen des Vaters, wie man auf solch einen Sport kommt und wie man sich so etwas traut, gibt mir die Kraft, diesen Sport weiter auszuüben und voranzutreiben. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem neuen Hauptsponsor „Jack the Ripperl“ herzlich für die Unterstützung bedanken.
Tips: Wo kann man Ice Cross Downhill ausprobieren?
Gregor Luckeneder: Der ÖSCV hat in Winterleiten/Judenburg (STMK), die in Mitteleuropa einzigartigen Voraussetzungen geschaffen, ab Dezember bis etwa April, auch bei Flutlicht trainieren zu können. Mit Hilfe des Rodelvereins Obdach/Winterleiten ist es gelungen, Naturrodeln und Ice Cross Downhill zu verbinden und gleichermaßen in Symbiose zu agieren. Um aber selbst in den Eiskanal zu steigen, sind gewisse Voraussetzungen zu erfüllen. Die richtige Schutzkleidung und ein Mindestalter von 16 Jahren sind hier zu beachten. Aber auch ein kleines bisschen Mut und vor allem Spaß am Eislaufen dürfen nicht fehlen. Nähere Infos dazu gibt es unter www.ice-cross.at oder www.icecross.org
Wann und wo findet das nächste Event statt?
Das nächste Event findet am Samstag, 20. Jänner 2024, in Judenburg/Winterleiten (STMK) statt. Beginn ist um 17.30 Uhr. Den offiziellen Renn-Kalender findet man auf der ATSX Homepage unter www.icecross.org
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