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Von der Lebenshilfe-Werkstatt in den ersten Arbeitsmarkt

Anna Fessler, 12.06.2025 11:47

STEYREGG/PERG. Österreich muss noch viel aufholen, was Inklusion am Arbeitsmarkt betrifft. Noch immer arbeiten Zehntausende in sogenannten Werkstätten, in denen es keinen Lohn sondern ein Taschengeld gibt. Der 28-jährige Ashkin Jajov hat den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt geschafft.

Lebenshilfe-Werkstättenleiter Matthias Lindtner (links) und Wegschaider-Geschäftsführer Rudolf Wegschaider (rechts) freuen sich über die Anstellung von Ashkin Jajov (Bildmitte) bei der Firma Wegschaider in Steyregg. (Foto: Lebenshilfe OÖ)

In Österreich waren mit Stand Juli 2024 rund 28.000 Menschen mit Beeinträchtigungen in tagesstrukturellen Einrichtungen, sogenannten Werkstätten, tätig. Wie Recherchen des Online-Magazins „andererseits“ und von „Dossier“ zeigen, bekommen sie dafür im Monat zwischen 45 und 560 Euro. In diesen Werkstätten wird kein Lohn, sondern ein Taschengeld bezahlt, meist sind dort tätige Personen nicht eigenständig sozial- und pensionsversichert. Diesen Umstand kritisieren Interessensvertretungen und Organisationen wie beispielsweise die Lebenshilfe Österreich seit Längerem.

Von der Werkstätte in den ersten Arbeitsmarkt

Laut dem Bundesministerium für Arbeit wird das Ziel „Lohn statt Taschengeld in Werkstätten“ in Österreich verfolgt. In Oberösterreich wurde für eine bessere Inklusion am Arbeitsmarkt eine eigene Service-Stelle eingerichtet. Diese soll aktiv Unternehmen und Menschen mit Beeinträchtigungen zusammenbringen und Arbeitsplätze vermitteln. Die dort tätigen Experten begleiteten auch Ashkin Jajov, der den Schritt von der Werkstätte in den ersten Arbeitsmarkt geschafft hat.

Ashkin Jajov ist 28 Jahre alt, seit 2015 war er in der Lebenshilfe-Werkstätte in Perg beschäftigt. Im Rahmen der Integrativen Beschäftigung arbeitete er in der Grünraumpflege. Im Seniorium Perg unterstütze er zwei Jahre lang den Hausmeister und bekam viel positives Feedback. „Das war für den Aufbau seines Selbstvertrauens sehr wichtig“, betont Lebenshilfe-Werkstättenleiter Matthias Lindtner. Bei der Integrativen Beschäftigung arbeiten Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung außerhalb der Lebenshilfe-Werkstätten in Unternehmen, bei Vereinen, öffentlichen Einrichtungen oder auch Privatpersonen.

Nächstes Ziel: Führerschein

Für Jajov war das ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Er absolviert Ende 2024 eine Probezeit beim Fleisch- und Wurstwarenproduzent Wegschaider in Steyregg. Im Anschluss erleichterte ein Kooperationsvertrag den Übergang, bevor der reguläre Arbeitsvertrag unterzeichnet wurde. Heute bedient der 28-jährige eigenständig Maschinen, hilft beim Fleisch panieren und reinigen von Transportbehältern. „Am Anfang musste ich viel lernen, aber alle haben mir geholfen“, sagt Ashkin Jajov über seinen Beginn bei Wegschaider. Auch privat hat sich der gebürtige Mazedonier Ziele gesetzt: Derzeit arbeitet er auf einen Führerschein hin, danach soll die Selbstständigkeit mit einem eigenen Auto und einer eigenen Wohnung wachsen.

Betriebe, die Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung eine Chance geben möchten, können sich für eine Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Oberösterreich jederzeit für unverbindliche Informationen melden: Nikolaus Obergruber, Fachbereichsleiter Arbeit & Integrative Beschäftigung, Tel.: 0699 19693661 oder E-Mail obergruber.nikolaus@ooe.lebenshilfe.org.

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