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Ackerbau, Viehzucht und Handwerk auf römischem Gutshof

Martina Ebner, 19.07.2021 15:14

ST. GEORGEN. Seit Anfang Juli graben Studierende der Universität Salzburg und Praktikanten der OÖ Landes-Kultur GmbH wieder in Königswiesen. In der ersten Grabungskampagne im Sommer 2020 wurden Teile des Hauptgebäudes und ein Nebengebäude des römischen Gutshofes ausgegraben. Heuer werden die Arbeiten beim Hauptgebäude fortgesetzt und ein weiteres Nebengebäude vollständig untersucht. Außerdem wird ein Ofen erforscht und der Erhaltungszustand beim Badehaus überprüft.

Fotos: OÖLKG / Universität Salzburg
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Die heurige Lehrgrabung der Universität Salzburg wird wiederum in Kooperation mit der OÖ Landes-Kultur GmbH und dem Heimatverein Attergau durchgeführt. Elf Studierende und drei Praktikanten lernen hier das archäologische Handwerk – vom richtigen Gebrauch der verschiedenen Werkzeuge über die schriftliche und fotografische Dokumentation bis hin zur punktgenauen Vermessung. Der römische Gutshof von Königswiesen bietet dafür ideale Voraussetzungen.

Sorgsame Freilegung

Obwohl durch nachantiken Steinraub und die moderne Landwirtschaft von den Gebäuden nur noch die Fundamente erhalten sind, erlaubt die sorgsame Freilegung neue Erkenntnisse zur Entwicklung des Gehöfts und zu den wesentlichen Tätigkeitsbereichen eines typischen römischen Großbauernhofes in Oberösterreich. Das einem Vierkanthof sehr ähnliche Hauptgebäude dürfte Wohn- und Wirtschaftszwecken gedient haben. In mindestens einem Raum konnte eine Fußbodenheizung nachgewiesen werden.

Handwerkliche Tätigkeiten 

Neben Ackerbau und Viehzucht spielten handwerkliche Tätigkeiten auf diesen Gehöften eine wesentliche Rolle. Drei Brennöfen wurden bei geophysikalischen Untersuchungen durch ZAMG Archeo Prospections im Jahr 2015 lokalisiert. Ein weiterer Ofen wurde bei der Grabung 2020 angeschnitten und in der heurigen Kampagne vollständig freigelegt. Schlackenreste weisen auf die Verarbeitung von Eisen hin. Als wissenschaftlich besonders ergiebig erwies sich ein großes zweiräumiges Nebengebäude. Eine im Inneren angelegte große Abfallgrube war besonders fundreich. Münzen, Keramik und eine Zwiebelknopffibel weisen in die letzte Nutzungsphase des Gehöfts im 4. Jahrhundert.

Tierhaltung und Ernährung

Zudem konnten größere Mengen an Tierknochen geborgen werden, die Rückschlüsse auf Tierhaltung und Ernährung erlauben. Das nah bei einem vorbeifließenden Bach angelegte Badehaus (balneum) ist am besten erhalten. Auch hier konnte eine Fußbodenheizung festgestellt werden. Wandmalereifragmente zeugen von der einst gediegenen Ausstattung des rund 250 Quadratmeter großen Gebäudes.

Tag der offenen Grabung

Für die interessierte Bevölkerung werden am Dienstag, 27. Juli, zwischen 14 und 17 Uhr, die Ergebnisse der Grabung an Ort und Stelle präsentiert (nur bei Schönwetter).


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