Lebendige Handarbeit gehört zur Volkskultur
DESSELBRUNN. Sticken und Stricken sind die großen Leidenschaften von Karin Eder. Ihr ist es ein Anliegen, die Handarbeit weiterzuentwickeln und dadurch lebendig zu halten.
„Meine Mutter konnte sehr schön und fein sticken, das hat mich früh geprägt. Ich sticke und stricke bereits seit dem Kindergarten. Meine Puppen hatten von mir gestaltete Häkelkleidung. In meiner Jugend trug ich nur selbst gestrickte Westen und Pullover,“ schmunzelt Karin Eder.
Von Aenne Burda angesprochen
Sogar die deutsche Handarbeitskoryphäe Aenne Burda sprach die damals 18-jährige auf ihre besonders schmuckvoll bestickte Weste an. Seit dieser Zeit entwirft Karin Eder selbständig Handarbeiten. „Für mich ist die Handarbeit und das Wissen dazu ein lebendiges Allgemeingut. Es wäre schade, wenn diese Kunst irgendwann nur noch im Museum zu bewundern ist,“ so die 58-jährige zu ihrer Motivation.
Muster zeitgemäß adaptieren
Als Vorbild dient ihr die Handarbeitslehrerin Thérèse de Dillmont, die Ende des 19. Jahrhunderts das damals aktuelle Wissen in der „Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten“ bündelte. „Mir ist wichtig, besonders weniger spektakuläre Themen zu sammeln, die Muster zeitgemäß zu adaptieren und dadurch das Wissen zu erhalten. Aktuell beschäftige ich mich intensiv mit dem Smyrnastich, dessen Grundlage aus dem Spätmittelalter stammt. Diese Technik geht auch ohne große Vorkenntnisse schnell von der Hand“, erklärt Karin Eder.
Besondere Verdienste für die Volkskultur
Im Laufe der Jahre entwarf Karin Eder mehr als 3.000 Stick- und Handarbeitsmuster, die europaweit in Heften erscheinen sind. Für ihren jahrzehntelangen, ehrenamtlichen Einsatz für die heimische Volkskultur wurde sie Ende August 2022 mit der Prof.- Hans-Samhaber-Plakette ausgezeichnet.
Außerordentliche Mustersammlung
„Ich versuche zu jedem meiner gesammelten Themen eine praktische Arbeit anzufertigen. Insgesamt werde ich einmal über tausend Stickmuster und einige hundert Strick- und Häkelmuster als Ansichtsexemplare zur Verfügung haben. Meine persönliche Vorliebe wären große Wand- und Bodenteppiche. Diese sind aber leider nicht in Magazinen publizierbar. Die großformatigen Werke und viele meiner Muster können nach Anmeldung bei mir privat angesehen werden,“ schildert die Desselbrunnerin.
Autorin von Fachbüchern
Ihre Fachbücher sind im Buchhandel oder online erhältlich. Die zahlreichen Beiträge in Handarbeitsheften sind im Zeitschriftenhandel verfügbar, ältere Themen ausschließlich bei Karin Eder selber. In verschiedenen Bildungshäusern kann man an Kursen der Expertin teilnehmen: „Gerne kann man nach Voranmeldung auch spontan ein Projekt mit mir als Kursleiterin starten.“
Tipp: „Mit der Routine steigt auch die Freude“
Für Neu- oder Wiedereinsteigerinnen hat Karin Eder einen Tipp parat: „Wer länger pausiert hat sollte sich nicht mit zu hohen Ansprüchen überfordern. Mit der Routine steigt die Sicherheit, damit die Leistung und auch die Freude an der Handarbeit.“
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