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Bergbauarchiv Ampflwang ist nicht nur ein Aufbewahrungsort

Wolfgang Macherhammer, 21.07.2025 14:59

AMPFLWANG/A. Im Herzen des ehemaligen Hausruck-Braunkohlereviers in Ampflwang befindet sich eine Institution von herausragender Bedeutung für Oberösterreich: das Bergbauarchiv. Als Außenstelle des Oberösterreichischen Landesarchivs (OÖLA) wurde es im Jahr 2010 eingerichtet und hat sich seitdem zu einem unverzichtbaren Zentrum für regionale Forschung, Identitätsbildung und praktische Belange entwickelt.

  1 / 6   Der Brecher Buchleiten heute: Hier ist das einmalige und wertvolle Bergbauarchiv untergebracht. (Foto: Koch)

Das Bergbauarchiv ist im ehemaligen Kohlebrecher Buchleiten untergebracht, einem imposanten Industriedenkmal aus den Jahren 1926/27. Diese Wahl des Standorts wird als „außerordentlicher Glücksfall“ für das OÖLA betrachtet, da sie eine direkte Verbindung zum Ursprungsort der Archivalien und der bergmännischen Tradition herstellt. Der Brecher Buchleiten, ein in Beton gegossenes Zeichen dieser Geschichte, beherbergt im ersten Stockwerk die umfangreichen Bestände.

Reichtum an historischen Dokumenten

Das Archiv bewahrt Hunderte Laufmeter an Archivalien zur oberösterreichischen Bergbaugeschichte auf, die detaillierte und authentische Einblicke in die Welt des Hausruckbergbaus ermöglichen. Zu den Kernbeständen gehören die Firmenarchive der Wolfsegg-Traunthaler-Kohlenwerks AG (WTK) und der Salzach-Kohlenbergbau-Gesellschaft (SAKOG). Darüber hinaus umfasst die Sammlung rund 9.000 Personalakten, tausende Zählblätter und Mannschaftsbücher, die die Beschäftigten von 1780 bis 1995 vollständig abbilden, zahlreiche Karten und Pläne zu den verschiedenen Bergbauorten, die auch Betriebs- und Wohngebäude der 88 km² großen Bergbauregion dokumentieren, wichtige wasserrechtliche Unterlagen, Bohrprofile zur Einschätzung der geologischen Situation und von Baugrundrisiken, Bergschadensakten sowie Liegenschaftsakten und Gebäudepläne. Diese sind von entscheidender rechtlicher Relevanz für die Region. Zudem gibt es ergänzende Sammlungen von Schriftstücken, Filmen, Fotos und anderen Archivalien aus öffentlicher oder privater Hand.

Vielfältige Nutzung und Bedeutung für die Region

Das Bergbauarchiv ist ein lebendiger Treffpunkt für unterschiedliche Nutzergruppen und spielt eine zentrale Rolle für die Identität und Kultur des Hausrucks. Regionale Heimat- und Ahnenforscher nutzen intensiv die personenbezogenen Unterlagen für ihre Forschungen. Da die WTK in der Zwischenkriegszeit der zweitgrößte Arbeitgeber in Oberösterreich war, ist die regionale Sozial-, Wirtschafts- und Familiengeschichte durch diese Archivalien umfassend dokumentiert. Unternehmen und Sachverständige greifen auf die Dokumente zu, beispielsweise für die Erstellung von Energieausweisen für ehemalige WTK-Gebäude oder zur Beurteilung geologischer Risiken. Dies dient der Rechtssicherheit, insbesondere bei auftretenden Schäden. Das Archiv unterstützt zahlreiche regionale Projekte und Veranstaltungen, darunter Kulturtage, Tagungen, Seminare, Exkursionen und Schulveranstaltungen zur Regionalgeschichte. Der touristische Aspekt des „Hausruckbergbaus“ wird gefördert, und Projekte wie ein angedachter Wanderweg greifen auf die Archivmaterialien zurück. Die vor Ort aufbewahrten Unterlagen fördern das Bewusstsein für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region. Ehrenamtliche Vereine und Organisationen betrachten das Archiv als Kristallisationspunkt ihrer spezifischen Geschichte. Das Bergbauarchiv wird kontinuierlich betreut, und die Zahl der Anfragen und Besuche ist ungebrochen. Die Nachfrage nach personenbezogenen Materialien, Gebäudeplänen, Grund- und Objektverkaufsakten sowie wasserrechtlichen Unterlagen und Bohrprofilen ist besonders hoch. Im Jahr 2023 wurde die Digitalisierung der bergbau- und eisenbahnbezogenen Archivalien des Schlossarchivs Wolfsegg weitgehend abgeschlossen. Dieser neu entstandene digitale Bestand, benannt „Bergwerk Wolfsegg“, ist nun im OÖLA einsehbar und ergänzt die Geschichte des lokalen Kohlebergbaus bis vor die Gründung der WTK. Die Scanarbeiten wurden Großteils im Bergbauarchiv in Ampflwang durchgeführt. Das Bergbauarchiv Ampflwang ist zudem ein Impulsgeber für neue Initiativen, wie das entstehende virtuelle „Hausruckarchiv“. Diese Idee, die im Bergbauarchiv selbst entstand, inspiriert immer mehr Menschen, sich mit der regionalen Geschichte und Kultur auseinanderzusetzen und fördert ehrenamtliches Engagement überregional.

Ein lebendiges Gedächtnis der Region

Das Bergbauarchiv Ampflwang ist somit weit mehr als nur eine Lagerstätte für historische Dokumente. Es ist ein lebendiges Gedächtnis der Region, ein Motor für Forschung und kulturelle Projekte und ein wesentlicher Ankerpunkt für die Identität und das Bewusstsein der Bevölkerung für ihre Bergbautradition. Sein Fortbestand sichert nicht nur wertvolle materielle und immaterielle Werte, sondern auch die kontinuierliche Entwicklung und Belebung der Hausruckregion. Nachdem bekannt wurde, dass das OÖ. Landesarchiv in den kommenden Jahren von Linz mit den beiden Außendepots in Lambach und Hartheim nach Feldkirchen an der Donau übersiedeln wird, bestätigte Landeshauptmann Stelzer in der Landtagssitzung am 8. Mai 2025, dass das Bergbauarchiv Ampflwang im Brecher Buchleiten erhalten bleibt. Die regionale Bedeutung des Archivs ist somit erkannt und die positive Entwicklung kann seinen weiteren Lauf nehmen. Interessierte Forscher sowie alle, die mehr über die Bergbaugeschichte im Hausruck erfahren möchten oder andere Anliegen zur Hausruck-Bergbauregion haben, sind eingeladen, das Archiv nach vorheriger Anmeldung zu besuchen. Kontaktinformationen zum Bergbauarchiv Ampflwang: www.bergbauarchiv.at, E-Mail: info@bergbauarchiv.at oder telefonisch unter 0676/3061420.


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