Weihnachtsdienst beim Roten Kreuz in Vöcklabruck
VÖCKLABRUCK. Während für viele Menschen der Heilige Abend im Zeichen von Familie, Besinnlichkeit und Traditionen steht, bedeutet er für Dominik Kaiser (35) und Christian Schuster (44) eines ganz klar: Dienst beim Roten Kreuz.
Seit vielen Jahren übernehmen die beiden freiwilligen Rettungssanitäter aus Überzeugung den Weihnachtsdienst an der Ortsstelle Vöcklabruck.
Für Christian Schuster ist es bereits das achte Jahr in Folge, in dem er an Weihnachten im Einsatz ist. Damit ermöglicht er vor allem Kollegen mit Kindern, den Abend im Familienkreis zu verbringen. „Das ist für mich selbstverständlich“, sagt der hauptberufliche Qualitätsmanager. „Bei uns arbeiten mehrere Familienmitglieder im Schichtdienst. Wir sind da flexibel und suchen uns einfach einen anderen Tag, an dem wir gemeinsam feiern können.“
Auch Dominik Kaiser, der beruflich im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig ist, sieht den Weihnachtsdienst seit mittlerweile 17 Jahren als fixen Bestandteil seines Jahres. „Ich freue mich wirklich jedes Jahr darauf, denn man trifft in der Weihnachts-Nachtschicht immer viele vertraute Gesichter, auch bei der Polizei oder im Krankenhaus.“ Mit seiner Familie feiert er tagsüber, bevor er am Abend seinen Dienst antritt.
Kein Tag wie jeder andere und doch Routine
Trotz der besonderen Stimmung bleibt der Dienst für beide professionell betrachtet ein ganz normaler Arbeitstag. „Wir behandeln die Patient:innen an Weihnachten genauso wie das restliche Jahr über auch. Alle haben die gleiche Aufmerksamkeit und Zuwendung verdient“, betont Schuster. Dennoch unterscheidet sich der Heilige Abend spürbar von anderen Diensten. „Wenn wir an diesem Abend in ein Haus gerufen werden, steckt fast immer eine besondere Situation dahinter“, schildert Kaiser. „Man spürt, dass dieser Tag für viele Menschen emotional aufgeladen ist – im Positiven wie im Herausfordernden.“
Zwischen Wiedersehensfreude und stiller Einsamkeit
Ein Teil der Einsätze am Weihnachtstag sind geplante Transporte, etwa soziale Fahrten, bei denen Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu ihren Familien gebracht werden. „Das ist wirklich schön, weil sie sich so freuen“, erzählt Schuster. „Diese Fahrten zeigen, wie wichtig unsere Arbeit auch außerhalb von Notfällen ist.“
Gleichzeitig erleben die Sanitäter, dass Einsamkeit an Feiertagen oft besonders schwer wiegt. „Manche Menschen haben es rund um Weihnachten besonders schwer“, sagt Kaiser. „Professionell gibt es Mechanismen, wie wir unterstützen und wie wir selbst damit umgehen. Persönlich macht es einen aber natürlich nachdenklich.“ Gespräche über belastende Einsätze gehören für die beiden zum Alltag, auch auf dem Heimweg. „Das machen wir auch unabhängig von Weihnachten“, ergänzt Schuster. „Es ist uns wichtig, füreinander da zu sein.“
Kleine Traditionen auf der Dienststelle
Abseits der Einsätze haben sich im Laufe der Jahre auch eigene Weihnachtstraditionen entwickelt: festliche Pullover, kleine Geschenke und gemeinsames Essen. „Wir hatten es ein paar Mal mit Raclette probiert, aber das ist gar nicht so praktisch, wenn man ausfahren muss“, lacht Kaiser. Inzwischen gibt es meist eine kalte Jause oder ein Gulasch – etwas, das auch mitten in der Nacht noch passt.
Wünsche für das neue Jahr
Gefragt nach ihren Wünschen für das kommende Jahr, zeigt sich Schuster nachdenklich. Er wünscht sich mehr Toleranz und Akzeptanz im täglichen Miteinander sowie die Bereitschaft, unterschiedliche Sichtweisen wieder stärker zuzulassen. Dem schließt sich Kaiser an, verbunden mit einem weiteren Gedanken: mehr Zufriedenheit. „Die Dinge sind nicht immer nur schlecht, wir haben oft mehr als wir sehen.“
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