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Einem von vier Menschen in Oberösterreich schmerzt der Rücken

Martina Ebner, 21.01.2021 15:13

VÖCKLABRUCK. Österreich ist ein „Kreuzwehland“, so schmerzt beispielsweise in Oberösterreich bei einem von vier Menschen der Rücken. Das zeigt eine repräsentative Gesundheitsbefragung der Statistik Austria.

Chronische Kreuzschmerzen nehmen den traurigen Spitzenplatz unter den gesundheitlichen Problemen ein.             Foto: fizkes/Shutterstock.com
Chronische Kreuzschmerzen nehmen den traurigen Spitzenplatz unter den gesundheitlichen Problemen ein. Foto: fizkes/Shutterstock.com

Chronische Kreuzschmerzen nehmen hierzulande den traurigen Spitzenplatz unter den gesundheitlichen Problemen ein. Von rund 7.500 Befragten aus ganz Österreich gaben 26 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten darunter gelitten zu haben.

Neuerungen in der Schmerztherapie

Umgerechnet auf die österreichische Gesamtbevölkerung bedeutet das: 1,9 Millionen Personen waren betroffen. „Oberösterreich liegt in dieser Befragung mit 24,8 Prozent nur leicht unter dem Bundesschnitt, insgesamt sind fast 305.000 Menschen über 15 von Rückenschmerzen betroffen“, berichtet Primar Nenad Mitrovic, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und Leiter der Abteilung Neurologie, am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck, anlässlich der Österreichischen Schmerzwochen der ÖSG. Die medizinische Fachgesellschaft klärt nunmehr seit 20 Jahren über Neuerungen in der Schmerztherapie auf und setzt sich für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten ein.

Selbst Jüngeren tut der Rücken weh

Rückenschmerzen kommen in jeder Altersgruppe vor, selbst bei den Unter-30-Jährigen lag das Schmerzgeschehen im zweistelligen Bereich. „Besonders hier sollte genauer hingeschaut werden, um eine frühzeitige Chronifizierung zu verhindern“, betont Mitrovic: „Mehr Präventionsanstrengungen und innovative Versorgungskonzepte sind das Gebot der Stunde, um chronische Rückenschmerzen zu verhindern oder in einem sehr frühen Stadium optimal zu behandeln.“ Rückenbeschwerden beeinträchtigen nicht nur die Betroffenen, sondern belasten auch das Gesundheitssystem erheblich.

Teurer Schmerz

Eine aktuelle deutsche Studie beziffert die durchschnittlichen Gesamtkosten pro Patient mit chronischen Rückenschmerzen mit 31.148 Euro pro Jahr. „Auch wenn diese Zahlen nicht 1:1 auf Österreich übertragbar sind, sollten wir uns doch immer die Frage stellen, ob die Kosten in der Höhe eines mittleren österreichischen Jahreseinkommens vertretbar und die Mittel gut eingesetzt sind. Wären die Kosten nicht durch geeignete Maßnahmen reduzierbar“, so ÖSG-Präsident Prim. Mitrovic.   

Interdisziplinäre Leitlinie unspezifischer Kreuzschmerz

Ein großer Erfolg der ÖSG ist die 2018, unter der Ägide des Gesundheitsministeriums, entstandene, interdisziplinäre Leitlinie zur Behandlung von unspezifischem Rückenschmerz. „Unspezifische Kreuzschmerzen sind grundsätzlich keine echte Herausforderung in der Diagnose. Eine Missachtung von Chronifizierungsfaktoren, sowie eine inkonsequente Behandlung können jedoch schlimme Folgen für die Patienten haben“, hält Primar Mitrovic fest. Die Leitlinie legt nun ganz klar einen optimalen Behandlungspfad fest. Es wird detailliert beschrieben, welche Maßnahmen gesetzt, und von welchen Maßnahmen Abstand genommen werden sollte. Allgemein sollten Patienten jedoch so viel wie möglich an aktiven Therapieprogrammen teilnehmen und weniger auf die oft bevorzugten, zum Teil aber auch wirksamen, passiven Maßnahmen, wie Massagen, Wärmeapplikationen, Strom- oder Ultraschallbehandlung, setzen. Funktionsverbesserungen, Muskelaufbau und Stabilität können vor allem mit einer aktiven Therapie verbessert werden.

Rascher wirksame Hilfe

Unter konsequenter Einhaltung von Diagnostik- und Therapieempfehlungen, sollten Rückenschmerzpatienten künftig rascher wirksame Hilfe erfahren. Überflüssige bildgebende Verfahren sowie nicht zwingend notwendige oder unwirksame Therapieansätze sollten der Vergangenheit angehören“, ist Primar Mitrovic überzeugt. Einen weiteren großen Fortschritt erzielte die ÖSG 2020 mit der Erstellung des österreichischen Qualitätsstandards „Unspezifischer Rückenschmerz“ im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Der Qualitätsstandard bietet Empfehlungen für den Ablauf von Diagnose, Therapie und Nachbehandlung bei unspezifischen Rückenschmerzen. „Die Empfehlungen basieren auf dem Konzept einer abgestuften Versorgung auf drei Ebenen: Basisversorgung, spezielle Versorgung und hoch spezialisierte Versorgung. Sie sorgen dafür, dass Rückenschmerzpatienten jeweils zum richtigen Zeitpunkt die angemessene Diagnostik und Behandlung in der richtigen Versorgungseinrichtung erhalten und die Therapie leitliniengerecht verläuft“, weiß Mitrovic. Wichtig wäre zudem, dass für den gesamten Versorgungsprozess ein Arzt die Koordination übernimmt. Die Hausärzte spielen hier klarerweise eine wesentliche Rolle.

Versorgung chronischer Schmerzpatienten weiterhin gewährleisten

Aktuell besteht die Gefahr, dass Schmerzpatienten aufgrund einer Überlastung des Gesundheitssystems mit der Covid-19-Problematik weniger Hilfe finden könnten. „Eine Unterversorgung leistet der Schmerzchronifizierung Vorschub und erhöht die Behandlungsbedürftigkeit dauerhaft“, warnt der ÖSG-Präsident. Es müsse daher so weit wie möglich sichergestellt sein, dass notwendige medikamentöse und nicht medikamentöse Therapien weitergeführt werden. Aktive Therapien, wie Bewegung und/oder gezielte Physiotherapie sind bei unspezifischen Kreuzschmerzen essenziell und können auch in der Pandemiezeit durchgeführt werden. 

Risiko für chronischen Schmerz

„Vor allem zu Beginn der Covid-19-Krise gab es Unsicherheiten hinsichtlich der Verwendung einiger Schmerzmedikamente. Es gibt jedoch keine validen Daten, die belegen, dass bestimmte Schmerzmittel das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko erhöhen könnten“, unterstreicht der Primar. So berichtet etwa eine Studie (Van Den Brink AM, de Vries et al: 2020), dass weder RAS-Hemmer, die als Blutdrucksenker oder beispielsweise in der Migräneprophylaxe gegeben werden, noch Ibuprofen, als häufig verwendetes Analgetikum, bezüglich einer Infektion bedenklich sind. „Unbehandelte Schmerzen stellen im Gegenteil ein hohes Risiko für den chronischen Schmerz dar“, warnt Mitrovic. Auch andere wirksame schmerztherapeutische Maßnahmen sollen ebenso während der Pandemie durchgeführt werden.


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