Mehr Achtsamkeit im Umgang mit Menschen mit Assistenzhund
TIMELKAM. Seit Jänner ist Assistenzhund Marley Heikes (Nachname der Redaktion bekannt) täglicher Begleiter. Obwohl der Rüde ihr den Alltag erleichtern und sie unterstützen soll, stößt sie unterwegs aufgrund übergriffigen Verhaltens ihres Umfeldes immer wieder auf Hürden.
Seit sechs Monaten lebt Marley bei Heike, welche an einer PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) leidet. Die beiden sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Gemischte Reaktionen
Im Alltag fallen die Reaktionen auf das Gespann unterschiedlich aus. Immer wieder merkt Heike, dass bei den Menschen viel Unwissenheit bezüglich Servicetieren herrscht. Häufig passiert es, dass, trotz Kenndecke, Menschen Grenzen überschreiten, indem sie den Assistenzhund, unter anderem durch Anfassen, Zwischengedränge oder Zurufen, von seiner Tätigkeit ablenken. Sie schildert: „Für mich ist das dann auch eine zusätzliche Belastung, wenn ich mit solchen Situationen konfrontiert werde und anschließend immer wieder in Erklärungsnot gerate. Gewisse Dinge sind, wenn Marley im Dienst ist, in der Begegnung mit anderen Menschen nicht erlaubt. Für mich ist es wichtig, dass er sich, wenn wir unterwegs sind, ausschließlich mit mir beschäftigt, um auf meine Bedürfnisse eingehen zu können.“
Grenzüberschreitungen
Unterwegs reagieren fremde Menschen nicht selten mit Unverständnis oder Fragen, welche tief in Heikes Intimsphäre eindringen. „Der Einkauf wird dadurch wieder zu einer riesigen Hürde und einer enormen psychischen Belastung, wo doch der Hund mir diese Last nehmen und mich unterstützen soll“, ergänzt sie.
Der Weg zum Assistenzhund
Marley, der Heike bei Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Art, wie zum Beispiel beim Einkaufen, oder auch zu Hause unterstützt, wurde beim Verein Partner-Hunde Österreich mit Sitz in Nußdorf am Haunsberg (Salzburg) ausgebildet. Dort werden Hunde an Menschen mit beispielsweise körperlichen Einschränkungen, Gehörlosigkeit, Diabetes, Epilepsie oder Autismus vermittelt. Die Fähigkeiten der Hunde sind perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Besitzer abgestimmt. Aufgrund einer staatlich anerkannten Prüfung ist es erlaubt, Assistenzhunde auch an Orte mitzunehmen, die für Tiere unter normalen Umständen nicht zugänglich sind. Über ihre Erfahrungen mit dem Verein erzählt Heike: „Ich bin da zufällig online darauf gestoßen. Nach wochenlangem Überlegen habe ich erkannt, dass ein solcher Hund für mich tatsächlich eine Unterstützung sein könnte.“ Von da an ging alles ganz schnell. Nach einem kurzen Erstgespräch wurde alles in die Wege geleitet. Im Jänner lernte sie Marley schließlich kennen. Gemeinsam absolvierten die beiden ein zweiwöchiges Training, um ihre Bindung zu stärken.
Appell an die Gesellschaft
Von ihren Mitmenschen wünscht sich Heike mehr Achtsamkeit und Feingefühl im Umgang mit Assistenzhunden und ihren Besitzern, unabhängig davon, ob das Handicap der betroffenen Person erkennbar ist oder nicht.
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