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Schwammerlsuchen - aber mit Bedacht

Leserartikel Katharina Kühn, 22.08.2023 10:00

REGAU. Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen hat das Wachstum der regionalen Waldpilze begünstigt. Gemeinsam Pilzkenner Franz Brandstetter war Tips auf Schwammerlsuche in Wankham.

Franz Brandstetter geht seit seiner Jugend auf Schwammerlsuche. (Foto: K. Kühn)
  1 / 5   Franz Brandstetter geht seit seiner Jugend auf Schwammerlsuche. (Foto: K. Kühn)

Der 63-Jährige geht seit seiner Jugend auf Schwammerlsuche: „Man macht Bewegung an der frischen Luft und ich mag diese Ruhe im Wald. Oft sehe ich auf meinen Touren Rehe oder Waldvögel. Natürlich ist es ein Erfolgserlebnis, mit einem vollen Pilzkorb nach Hause zu kommen“. Zu den ersten Pilzen in der Saison gehören die Täublinge und Rotfußröhrlinge. Auch Eierschwammerl sind bei uns zu finden, wenn auch nicht in so großem Ausmaß wie in anderen Gegenden. Es folgen die Sommersteinpilze, die Waldchampions mit braunem Kopf und die Parasole im September. Die Tintlinge beenden meist die Schwammerlsaison im November, wenn der Frost kommt. 

Gut gehütete Geheimplätze

Gute Schwammerlplätze werden von ihren Kennern wie ein Geheimnis gehütet und oft nur innerfamiliär weitergegeben. Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, kann jedoch selber bald Pilze entdecken. Da nicht jeder Pilz essbar, manche sogar todbringend sind, ist es wichtig, sich entsprechend zu informieren. „Ich empfehle, sich von einem erfahrenen Schwammerlsucher einmal mitnehmen zu lassen und sich in die Fachliteratur einzulesen. Auch ich habe mir den Großteil meines Pilzwissens erlesen“, so Brandstetter. Wegen des Fuchsbandwurmes wird zudem abgeraten, in den Wäldern Beeren zu naschen. Die akute Erkrankung kann erst Jahrzehnte später auftreten und verläuft dann meistens tödlich.

Tödliche Vergiftungen

Etwa 1.500 Großpilzarten gibt es in Österreich, 200 davon sind giftig, 20 Arten führen zu einer tödlichen Vergiftung. Besonders Knollenblätterpilze können - besonders wenn sie noch klein sind - leicht mit Speisepilzen verwechselt werden. „Mit einer Pilzvergiftung ist nicht zu spaßen. Lieber einmal ein Schwammerl stehen lassen, wenn man sich nicht sicher ist, als einen Knollenblätterpilz zu erwischen,“ warnt Franz Brandstetter. Dennoch sollte man keine unbekannten Pilze oder Giftpilze zertreten, denn es gibt Waldtiere, die sich davon ernähren und diese auch vertragen.

Nicht ungekocht essen

Grundsätzlich sind die meisten Pilze roh giftig, daher sollten sie immer gekocht werden. Vor dem Pflücken empfiehlt es sich, den Pilz am Stiel abzutasten; fühlt sich dieser weich, hohl oder gummiartig an, dann ist überwiegend der Wurm drin. Auch Pilze, die direkt neben einer Straße wachsen, sollte man stehen lassen, genauso wie Schwämme, die auf Baumstümpfen oder Bäumen wachsen. Waldpilze sind ein reines Naturprodukt. Etwaige braune Stellen bedeuten aber nicht, dass man sie wegwerfen muss; diese Stellen einfach mit dem Messer herausschneiden.

Pilze mögen es luftig

Zum Transport empfiehlt sich ein Körbchen, in dem die Pilze locker drinnen liegen können. In Plastiksackerl oder in Stofftaschen bekommen die empfindlichen Pilze Druckstellen und fangen zum Schwitzen an, was wiederum die Haltbarkeit beeinträchtigen. Schwammerl sollten möglichst frisch verarbeitet und maximal einen Tag im Kühlschrank aufbewahrt werden. Täublinge und Röhrlinge kann man putzen, soßenfertig aufbereiten und locker einfrieren. „Wichtig ist, dass man sie nach dem Herausgeben aus dem Tiefkühler nicht auftauen lässt, sondern sie noch tiefgekühlt in eine Pfanne gibt und sie direkt zu einer Soße weiter verarbeitet. Fertige Pilzgerichte sollte man lieber nicht mehr aufwärmen“, empfiehlt der Pilzkenner.

Respektvoll unterwegs sein

Bei seinen Touren ist Brandstetter durchaus mehr als zwei Stunden unterwegs, mitunter auch in ihm unbekannten Gegenden. „Wichtig ist es, sich in einem fremden Wald respektvoll zu bewegen, keinen Müll zu hinterlassen und nichts zu zerstören. Sollte ein Waldbesitzer sagen, dass er keinen Schwammerlsucher möchte, ist das zu akzeptieren“, stellt Franz Brandstetter klar.

Markante Wegpunkte merken

Gebiete, in denen aktuell Waldarbeiten stattfinden, sollte man unbedingt meiden; hier kann man sich rasch in Lebensgefahr bringen. Ebenfalls nicht zu empfehlen ist eine Schwammerltour bei Unwetter und Sturm. Um beim Blick auf dem Waldboden nicht die Orientierung zu verlieren, empfiehlt Brandstetter, sich markante Punkte wie einen großen Baum oder eine Wegkreuzung einzuprägen. Auch Straßengeräusche können helfen, um wieder aus einem Wald herauszufinden. Moderne Pilzsucher setzen sich beim Start ihrer Tour eine Stecknadel in ihrer Landkartenapp auf dem Handy - entsprechender Empfang vorausgesetzt.

Familienessen

Seine Liebe zu den Schwammerln begleitet Franz Brandstetter bereits fast sein ganzes Leben lang. Der Landwirt schätzt die Pilze aber auch aus einem ganz persönlichen Grund: „Eine meiner Töchter ist Vegetarierin. Darum ist eine Schwammerlsoße mit Knödel ein richtig schönes Familienessen für uns, weil es uns alle beim Essen vereint“.

Buchtipp

Steinbachs Naturführer Pilze, ISBN 978-3-8001-5655-9 als gedrucktes Buch um 9,90 Euro. Die aktuelle Ausgabe beinhaltet auch eine App fürs Smartphone.


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