„Das einzige, was ich kaufe, sind Batterien, Schrauben und Lacke“
VORCHDORF. Johann Huemer besitzt mit ziemlicher Sicherheit den größten Fuhrpark in Vorchdorf und Umgebung: 42 Traktoren, dazu noch einmal so viele Unimogs und andere Fahrzeuge der Straßenmeisterei. Dass sie alle in seiner Werkstatt Platz finden hat einen Grund: Es sind Modelle, jedes funktionsfähig und aus Brennholz und Recyclingmaterial selbst gebaut.
Der „26er Steyrer“ aus Johann Huemers Werkstatt ist nur knapp 20 Zentimeter hoch. Doch schon nach wenigen Umdrehungen an der Startkurbel ist eindeutig der Motor eines Traktors zu hören. Und wenn man den kleinen Ganghebel umlegt, setzt sich das Holzmodell in Bewegung. Der Motor stammt von einem ausrangierten Rasiergerät, der Antrieb erfolgt über Batterien. Doch woher kommen die lebensnahen Motorgeräusche? Huemer schmunzelt und öffnet die Motorhaube: Drin zappelt das Uhrwerk einer Haushaltsuhr aus den 1960ern. Wobei Huemer das Geräusch auch an den jeweiligen Bedarf anpasst: „Beim Lanz Bulldog hat einmal ein Besucher gesagt, dass ihm der Motor zu ruhig läuft. Ich hab dann eine Unwucht eingebaut - und jetzt reißt es ihn richtig hin und her“, so der Tüftler. 40 bis 80 Stunden braucht der Pensionist durchschnittlich für eines seiner Modelle, es kann aber auch wesentlich länger dauern, wie etwa beim Brückeninspektionsgerät, in dem sechs Wochen Arbeit stecken. Dafür spielt es alle Stückl: Dank eines ausgefeilten Schwenkmechanismus und mehrerer Motoren kann man damit, wie beim Original, auch die Brückenunterseite inspizieren.
Dass Huemer, neben den Traktoren, vor allem Fahrzeuge der Straßenmeisterei baut, hat einen Grund: Der gelernte Rechenmacher war 40 Jahre bei der Straßenmeisterei tätig - und hat inzwischen jedes einzelne Fahrzeug aus seinem früheren Arbeitsbereich nachgebaut. Mittlerweile sieht er mit geschulten Auge sofort, was für ihn verwendbar ist: Aus einer Schlagobers-Patrone wird ein Auspuff, Rasierscherköpfe verwandeltn sich in Radkappen, Angelgelenke in Lenkstöcke. „Das zeigt, was man aus weggeworfenen Sachen noch alles machen kann. Das einzige, was sich kaufe sind Batterien, Schrauben und Lacke“, so der Recyling-Modellbauer.
Johann Huemer gibt Interessierten (nur Einzelpersonen oder kleine Gruppen) auf Anmeldung auch gern Einblick in seine „zweite Wohnung“, wie er seine Werkstatt augenzwinkernd nennt. Terminvereinbarungen sind unter 07614/ 8089 möglich.
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