Ereignisreiche 20 Jahre im Theater an der Mauer
WAIDHOFEN/THAYA. Das Theater an der Mauer (TAM) feiert 2015 sein 20-jähriges Bestehen. Prinzipal Ewald Polacek erinnert sich an unvergessliche Theatermomente. von ERICH SCHACHERL
Tips: Wie waren die zwei Gala-Abende im TAM anlässlich des 20-jährigen Jubiläums für Sie?
Polacek: Wir (das Team des TAM) sind sehr zufrieden. Insgesamt waren an den zwei Abenden so an die 115 Gäste im TAM.
Tips: Wenn Sie auf die 20 Jahre TAM zurückblicken, wie fühlen Sie sich dabei?
Polacek: Wenn ich ehrlich bin, es ist gespalten. Auf der einen Seite fühle ich Freude und Stolz auf eine Institution, die wir ohne größere öffentliche Unterstützung geschaffen haben. Ein anderes Positivum ist das Ensemble. Sie haben gemeinsam die Schauspielausbildung gemacht, sie wissen, wie die anderen reagieren, wo die Schwachstellen und Stärken sind. Auf das Ensemble kann ich mich verlassen. Mittlerweile ist das schon ein gewisses familiäres Zusammensein. Auch auf die schauspielerische Qualität bin ich stolz. Aber meine ureigenste Vision hat sich nicht ganz erfüllt. Ich wollte und will noch immer qualitätsvolles, anspruchsvolles, zeitgenössisches Theater machen.
Tips: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen?
Polacek: Da denke ich an das allererste Stück des TAM, das war die Sandlerballade „Die geputzten Schuhe“ von Günther Seidl. Dieses Stück hat uns auch durch die 20 Jahre begleitet. Zur Jahrtausendwende haben wir das Wagnis unternommen, „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus zu spielen. Ich habe mir ein Jahr Zeit genommen, eine Bühnenfassung für unser kleines Theater zu schreiben. Die Aufführung war die sehr gut gelungene Verwirklichung eines Traumes.
Tips: Haben Sie unangenehme Erinnerungen?
Polacek: In den Anfängen hat es einmal während einer Vorstellung ein Problem mit einer Toilette gegeben. Bei der Benutzung ist der Türschlüssel abgebrochen, ein Herr war daraufhin eingesperrt. Wir konnten ihn befreien, mit einer Verspätung von zirka 15 Minuten wurde die Vorstellung fortgesetzt. Ich erinnere mich außerdem an eine sehr schmerzliche Erfahrung. Das war bei der Generalprobe zum Stück „Der eingebildete Kranke“. Für die Schlussszene ist mir noch etwas eingefallen, ich bin auf die Bühne gehüpft und habe erklärt und gezeigt. Dann wollte ich wieder runter, bin aber ins Leere gestiegen und von der Bühne gestürzt. Ich habe mir dabei die Schulter gebrochen.
Tips: Weitere Besonderheiten?
Polacek: Einmal haben wir Texte der Wiener Gruppe gespielt. Auf der Bühne ist eine Klomuschel gestanden. Wegen der Textinhalte und dem Klo hat eine Besucherin empört den Saal verlassen. Das war aber auch schon der einzige „Mini-Eklat“. Es gab nie eine Vorstellung mit einem komplett leeren Saal.
Tips: Gab es ausverkaufte Produktionen?
Polacek: Die hat es erfreulicherweise immer wieder gegeben. Ein Beispiel ist das Stück „Tamschlag“ oder die Komödie „Überfall gefällig?“. Auch „Die geputzten Schuhe“ gehört dazu. Ein merkwürdiges Phänomen ist „Eder-Spezial“. Herbert Höpfl, Jean Kargl, Franz Wieczorek und ich erzählen dabei Geschichten über das ehemalige Gasthaus Eder. Im Frühjahr 2016 wird es das „Eder – Spezial“ bereits zum 47. Mal geben. Jeder der bisherigen Aufführungen war ausverkauft. „Eder–Spezial“ ist das meist gespielte Stück im TAM.
Tips: Erinnern Sie sich auch an „Hoppalas“?
Polacek: Unvergesslich ist ein Stromausfall. Gespielt wurde „Faust“ und während des Monologs kracht es plötzlich und das Licht ist aus. Ich eile zum Sicherungskasten runter und stelle fest, dass alles in Ordnung ist. Im Nachhinein hat sich heraus gestellt, dass in ganz Waidhofen ein Stromausfall war. Eine Theatermitarbeiterin hat schließlich eine Taschenlampe genommen und den Schauspieler damit beleuchtet. Das hat richtig gut ausgeschaut. Einige Zuseher waren sogar der Meinung, das hätte zur Inszenierung gehört.
Tips: 20 erfolgreiche Theaterjahre sind vorüber. Was haben Sie für Zukunftspläne?
Polacek: Ein Problem ist, dass wir von der Organisation und der künstlerischen Leitung her an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit gestoßen sind. Die Arbeit müsste aufgeteilt werden, das ist leicht gesagt, aber schwer getan. Meine Vision ist, hier einmal einen jüngeren, künstlerischen Leiter zu haben. Ich möchte einen, der vom Fach kommt, sich ein bisserl auskennt.
Web: www.tam.at
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