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Regierungsrat Hans Schneider im Interview

Leserartikel Silke Michels, 25.01.2018 09:31

Waidhofen/Ybbs. Im gemütlichen Wohnzimmer der Schneiders durfte sich Tips sehr persönlich mit Jubilar Johann Schneider unterhalten. Herzlich, offen und humorvoll zeigte sich der rüstige Regierungsrat – und bescheiden: „Das ist nicht wichtig, ich bilde mir darauf nichts ein“, oder: „Ich will nicht gelobt werden“, sagte er während des Interviews nicht nur ein Mal. Kürzlich feierte er seinen 80. Geburtstag und das nahm Tips zum Anlass, einen Blick auf das politische sowie private Leben des begeisterten Waidhofners zu werfen.

Johann Schneider bekam 1992 die Goldene Ehrenplakette der Stadt Waidhofen, 1995 erhielt er den Berufstitel Regierungsrat.

Tips: Lieber Hans, was für ein Mensch bist du?

Schneider: Ich denke, ich bin für mich und auch in Gesellschaft ein unkomplizierter Mensch. Was mir schon nachgesagt wird, ist, dass ich oft sehr willensstark bin. Ich bin schwer von meiner Meinung abzubringen, muss aber sagen, dass ich immer auch jede andere Meinung akzeptiert habe.

Tips: Du bist in Euratsfeld aufgewachsen. Wie begann dein beruflicher Weg?

Schneider: Ja, ich bin mit zwei Brüdern und einer Schwester in Euratsfeld aufgewachsen. Alle drei Brüder haben wir Tischler im elterlichen Betrieb gelernt. Eigentlich wollte ich ja studieren und Richter oder Staatsanwalt werden, aber mein Vater sowie mein älterer Bruder meinten: „Das dauert zu lange, wir brauchen dich daheim, du sollst auch Tischler werden.“ Das war für mich aber kein großes Problem. Wer weiß, ob alles so gut gelaufen wäre, wenn ich studiert hätte.

Tips: Wie kam es dazu, dass da 1960 in Waidhofen gelandet bist?

Schneider: Ich wollte nicht unbedingt Tischler bleiben und auch der Gedanke an eine Selbstständigkeit sagte mir nicht zu. Ich tendierte eher in Richtung Beamtentum und deshalb habe ich mich beim Bundesheer auch für die Kompaniekanzlei gemeldet. Ohne, dass ich eine Schreibmaschine kannte (lacht). Das kann man ja lernen, man muss sich einfach etwas trauen. Ich habe über eine Bewerbung bei der Militärakademie nachgedacht, mich dann aber für die Polizeischule in Wien entschieden. Ich bin kein Großstädter und als die Stadtpolizei Waidhofen drei Dienstposten ausschrieb, bewarb ich mich.

Tips: Hier hast du auch deine Frau Annemarie kennengelernt.

Schneider: Genau. Ich war an diesem Abend müde und wollte nach Hause, als mein Polizeikollege mich überredete, mit ihm auf einen Ball im Hotel Inführ zu gehen. Dort tanzte er mit Annemarie und ich dachte mir: „Der ist ja zu klein für diese Frau.“ Ich hab sie mir daraufhin zum Tanz geholt und dann ging es schon dahin (lacht). Sieben Monate drauf haben wir geheiratet und unsere Tochter Karin war bereits unterwegs. Einige Jahre später kam Christian zur Welt. Er war ein geplantes Kind, Karin war eher ein Zufall – aber ein sehr angenehmer Zufall (lacht). Nach 56 Jahren bin ich immer noch sehr froh, so eine gute Wahl getroffen zu haben. Meine Frau und ich sind glücklich und haben viel Freude mit unseren drei Enkerln sowie auch mit unseren Kindern. Karin ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Christian seit gut vier Jahren Magistratsdirektor in Waidhofen. Da sind wir schon stolz.

Tips: Du bist aber nicht bei der Polizei geblieben. Warum?

Schneider: Franz Josef Kohout war als Bürgermeister auch Chef der Stadtpolizei. Er schickte mich 1971 wieder nach Wien in die Polizeischule, um die Prüfung für dienstführende Beamte abzulegen – ich hätte Postenkommandant werden sollen. Im Zuge der Gemeindezusammenlegung 1972 hätte das Personal der Stadtpolizei aufgestockt werden müssen, was dem Gemeinderat aber zu teuer war. So wurde die Polizei aufgelassen und von der Bundesgendarmerie übernommen. Als ich aus Wien zurückkam, hätte ich Postenkommandant-Stellvertreter bei der Gendarmerie werden können, was sehr in Ordnung für mich gewesen wäre. Jedoch bat mich Kohout, sein persönlicher Sekretär für die nunmehrige Großgemeinde zu werden. Ich sagte zu. Bürgermeister Kohout war ein richtiger Sir. Er war geradlinig, sehr gebildet und alle haben ihn unheimlich geschätzt. Für mich war er wie ein zweiter Vater, ich mochte ihn einfach sehr.

Tips: Nach und nach wurdest du immer mehr zum Politiker.

Schneider: Ich war immer ein politisch interessierter Mensch. Ich habe aber nicht damit gerechnet, in der Politik Karriere zu machen. Es hat mir aber wahnsinnig gut gefallen. 1973 wurde ich zum Stadtparteiobmann der ÖVP Waidhofen gewählt, was ich 17 Jahre lang blieb. Bürgermeister Kohout und ÖAAB-Obmann Johannes Leitner ersuchten mich damals, für die Funktion zu kandidieren. Unter Bürgermeister Erich Vetter wurde ich auch mit dem Personalamt betraut, 1977 wurde ich in den Gemeinderat gewählt und fünf Jahre lang war ich Finanzstadtrat und Fraktionsobmann. Die letzten zwei Jahre war ich unter Bürgermeister Wolfgang Sobotka Chef der Personalabteilung und Pressereferent. 1998 trat ich in den Ruhestand. Es war eine Freude, mit der Waidhofner Volkspartei bei vielen kommunalen Entscheidungen mitzuwirken.

Tips: Du sagst, dass Zufälle eine große Rolle in deinem Leben gespielt haben. Inwiefern das?

Schneider: Ja, das kann man schon so sagen. Viele meinen ja, es gäbe keine Zufälle, ich glaube irgendwie schon daran. Man muss aber auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und ganz wichtig: Du brauchst immer Menschen, die an dich glauben, dir etwas zutrauen, dir helfen, weiterzukommen. Ich meine, jeder erhält im Leben mehrere Chancen, letztlich muss man aber selbst entscheiden, welchen Weg man einschlägt. Ich kann sagen, dass ich immer den richtigen Weg gegangen bin. Ich würde nichts anders machen und denselben Weg wieder einschlagen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben.

Tips: Du bist erstaunlich fit. Gibt es ein Geheimrezept?

Schneider: Geheimrezept habe ich keines. Das liegt sicher auch an den guten Genen. Wir sind gerne auf Reisen gewesen, wo wir uns entspannen konnten und sportlich habe ich viel von meiner Frau gelernt. Ich konnte weder Skifahren noch Tennisspielen. Sie meinte: „Lerne das, sonst sitzt du am Wochenende alleine daheim.“ Es hat mir Spaß gemacht, ich war aber kein Ästhet – weder beim Skifahren noch beim Tennis (lacht).

Tips: Gibt es Pläne für die Zukunft?

Schneider: Ha! Mit 80 hat man nicht mehr so viele Pläne, die Zeit wird immer knapper. Ich kann aber sagen, was ich mir von der Zukunft wünsche: dass ich mit meiner Frau noch einige Jahre gesund zusammen im eigenen Haus leben kann. Und wenn man mich fragt, wie alt ich werden möchte: Meine Enkeltochter ist jetzt neun Jahre alt. Wenn ich bei ihrem 18. Geburtstag dabei sein könnte, wenn ich das gesund erlebe, das wäre schön.


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