Soo-gut-Sozialmärkte gezwungen zu Radikalmaßnahmen
WAIDHOFEN/YBBS. Der Wegfall von Subventionen führt zu drastischen Einschnitten bei den sieben soogut-Sozialmärkten in Amstetten, Heidenreichstein, Mödling, St. Pölten, Stockerau, Ternitz und Tulln sowie bei den drei Verkaufsstellen in Horn, St. Valentin und Waidhofen an der Ybbs.
„Die Versorgung von 27.000 armutsgefährdeten Menschen mit leistbaren Lebensmitteln, darunter 11.000 Kindern, hat für uns höchste Priorität. Eine massive Personalkürzung ist die einzige Möglichkeit den Fortbestand unserer soogut-Sozialmärkte auch in Zukunft gewährleisten zu können. Daher suchen wir nun zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter“, so der Appell von Wolfgang Brillmann an die Öffentlichkeit.
Neue Beschäftigungsstrategie
„Mit dem Ausstieg des AMS NÖ und des Landes NÖ als Fördergeber sind wir gezwungen, die Beschäftigungsstrategie unserer soogut-Sozialmärkte (früher SOMA) zu ändern. Bislang haben wir Menschen eingestellt, die am ersten Arbeitsmarkt nur sehr schwer Fuß fassen konnten. Diese Menschen können wir künftig nicht mehr oder nur in geringer Anzahl beschäftigen“, umreißt SAM NÖ-Geschäftsführer Wolfgang Brillmann als Träger der soogut-Sozialmärkte die Lage.
Neustrukturierung 2020
Neustrukturierung der sieben NÖ soogut-SozialmärkteAb 2020 wird soogut neu strukturiert. Im Fokus steht dabei die Versorgung der armutsgefährdeten niederösterreichischen Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln, die ansonsten entsorgt werden müssten. Zur tragenden Säule soll dabei das Engagement der Zivilgesellschaft in den soogut-Märkten werden.
Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht
So ist geplant, den größten Teil der hauptamtlichen Arbeitsstunden mit ehrenamtlich-freiwilligem Engagement auszugleichen. Dringend gesucht werden Personen, die regelmäßig Waren abholen, sortieren, im Markt selbst aktiv sind oder in der Küche aushelfen. Im Gegenzug können auch sie im Markt einkaufen und bekommen dort kostenlose Verpflegung und die Möglichkeit, an verschiedenen Weiterbildungsangeboten teilzunehmen (Erste Hilfe, Brandschutz, Hygiene, Umgang mit Waren, Verhalten in Konflikt- und Notsituationen).
Ort der Begegnung
Die Kunden können in den soogut-Sozialmärkten selbstbestimmt einkaufen. Für die Kunden sind die soogut-Märkte jedoch mehr als nur eine Möglichkeit, günstig Lebensmittel einkaufen zu können. „Sie sind Orte der Begegnung. In wertschätzender Atmosphäre können sie selbstbestimmt einkaufen und werden nicht zu Almosenempfängern, das lässt ihnen ihre Würde. In den integrierten Cafés und Bistros werden Freundschaften gepflegt und an den Standorten in St. Pölten, Amstetten und Ternitz bieten wir zusätzlich günstige Mittagsmenüs an. Eine Kundin hat mir einmal gesagt, dass sie sich um diesen Preis selbst gar kein Mittagessen zubereiten könnte“ positioniert Brillmann die soogut-Märkte.
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11.12.2019 08:15
Gut?
Das Projekt des Sozialmarktes ist ohne Förderungen nicht bewerkstelligbar. Waren (fast) zu verschenken ist der falsche Weg und führt zu einer Schwächung der Wirtschaft, diese erhält aber mit ihren Abgaben das System. Jetzt Freiwillige rekrutieren zu wollen ist kontraproduktiv, nimmt in der freien Wirtschaft wieder Arbeitsplätze weg. Etliche VerkäuferInnen die nun bei BILLA&Co. eingespart werden müssen, werden sich herzlich bedanken. Am besten wird es sein diese Märkte endgültig zu schließen, es ist heutzutage ja leicht möglich wirklich preiswert einzukaufen. Das nimmt auch niemanden die Würde! Alles was (fast) gratis ist, ist auch nichts wert und wird nach kurzer Zeit als selbstverständlich empfunden. Das kann nicht die Intention sein.
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