Tierschutzverein Amstetten: „Versuchen, die Gemeinheiten vieler Menschen wiedergutzumachen“
WALLSEE. Süße Kätzchen oder putzige Welpen unter dem Christbaum – Haustiere sind als Geschenke immer noch sehr beliebt. Doch die weihnachtliche Tierliebe nimmt oft bereits in den Semesterferien ein jähes Ende. Tips sprach mit Christine Hausleitner vom Tierschutzverein Region Amstetten.
Es gibt nichts Schöneres für Kinder, als ein gemeinsames Aufwachsen mit einem Haustier – davon ist Christine Hausleitner überzeugt. Dennoch macht die Tierschützerin aus Wallsee oft die Erfahrung, dass Tiere nicht immer als das gesehen werden, was sie sind: nämlich Lebewesen mit allen Bedürfnissen, die Lebewesen eben haben. „Vor allem wenn Tiere verschenkt werden, wird oft nicht an deren Bedürfnisse gedacht. Haustiere bringen nicht nur Freude, sie machen auch Arbeit. Außerdem kostet ihre Versorgung natürlich Geld. Ich sehe hier Eltern in der Pflicht, ihre Kinder dafür zu sensibilisieren“, unterstreicht Hausleitner.
Tiere in den Semesterferien „im Weg“
Dass diese Sensibilisierung oftmals nicht stattfindet, bemerkt man im Tierschutzverein Region Amstetten vor allem kurz vor beziehungsweise in den Semesterferien. „Spätestens vor dem Skiurlaub ist das Tier im Weg und wird meist einfach ausgesetzt“, so Hausleitner.
Katzen im Metallcontainer
Ein großes Problem sieht Hausleitner auch in der mangelnden Bereitschaft vieler Tierbesitzer, der in Österreich herrschenden Kastrationspflicht nachzukommen: „Wir finden junge Kätzchen beispielsweise in Plastiksäcken in Mistkübeln oder im Metallcontainer. Einmal hat eine Joggerin im Wald eine zugeklebte Schachtel mit 14 Tage alten Kätzchen gefunden und die Tiere, die qualvoll verendet wären, zu uns gebracht. Wer tut Tieren so etwas an? Wir versuchen im Verein, die Gemeinheiten solcher Menschen wiedergutzumachen.“
Großes Engagement
Christine Hausleitner führt den Tierschutzverein Region Amstetten mit Unterstützung ihres Mannes und weiterer Vereinsmitglieder in ihrem Privathaus in Wallsee. Regelmäßig finden amtstierärztliche Kontrollen statt. Derzeit betreut sie sieben Katzen, zwei Hunde, Eulen, Tauben, Hühner und auch Igel, die bei ihr überwintern. Auch Wildtiere wie Rehkitze, Falken, Feldhasen oder Waldkauze werden von der Tierschützerin gepflegt. „Heuer haben wir bis Mitte Oktober über 300 Tiere versorgt“, erklärt Hausleitner. Kontaktiert wird der Verein von Menschen aus dem ganzen Mostviertel. „Wir sind mit unserem Platz- und Zeitkontingent oft sehr am Limit. Irgendwann habe ich meinen Beruf beendet und mich voll und ganz den Tieren gewidmet. Das bedeutete finanzielle Abstriche, aber ich sehe es nicht als Verzicht“, erklärt Hausleitner.
Besondere Momente
Besondere Erlebnisse mit den Tieren entschädigen die Tierschützerin für oft aufreibende Situationen: „Ich habe einmal eine trächtige Katze erhalten. Nach drei Tagen brachte sie in unserem Quarantäne-Raum ihre Jungen zur Welt. Eines der Kätzchen steckte fest und ich half der Katze bei der Geburt. Die Art, wie sie mich da angesehen hat, war unbeschreiblich. In solchen Momenten weiß ich, wofür ich diese Arbeit mache“, betont Hausleitner, die auch der Freiwilligen Feuerwehr sowie Amstettens Bürgermeisterin Ursula Puchebner (SPÖ) großen Dank für deren Unterstützung ausspricht.Die Liebe zu Tieren liegt Christine Hausleitner übrigens im Blut. „Ich war immer schon tiernarrisch“, so die Tierschützerin.
Start mit Feldhasenbaby
Angefangen habe alles mit einem Feldhasenbaby im Jahr 2002. „Der kleine Racker wurde mir von einer älteren Frau aus Wallsee gebracht. Die Dame hatte ihr Leben den Tieren verschrieben und lehrte mich alles, was sie über deren Aufzucht und Versorgung wusste. Mit den Jahren wurden die Tiere immer mehr. Nach einiger Zeit lernte ich den Obmann des Tierschutzvereins Region Amstetten, Anton Lettner, kennen. Von ihm übernahmen wir bei der Jahreshauptversammlung 2010 die Obmannschaft“, erinnert sich Hausleitner. Gegründet wurde der Tierschutzverein Region Am-stetten bereits im Jahr 1948.
Tierfreunde willkommen
Wer sich für ein Tier interessiert, ist beim Tierschutzverein Region Amstetten nach Terminvereinbarung willkommen. „Bei Familien ist es uns wichtig, dass auch die Kinder dabei sind, damit sich alle Beteiligten beschnuppern können. Für das erste Kennenlernen mit dem Tier muss man sich dann auch mal eineinhalb Stunden Zeit nehmen. Das ist uns ganz wichtig. Wir besuchen zum Teil die Tiere nach einiger Zeit auch in ihrem neuen Zuhause, um zu kontrollieren, ob es ihnen wirklich gut geht“, erklärt Hausleitner und betont abschließend, dass sich der Verein sehr über Spenden aller Art freuen würde.
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