WARTBERG. Immer wieder hört man von Asylwerbern in den Flüchtlingsheimen, die mit ihrer zermürbenden Situation nicht mehr umzugehen wissen und mit Selbstmordgedanken spielen. Auch kürzlich kletterte ein junger Asylwerber aufs Dach der Unterkunft in Schloss Haus, weil ihm die ungewisse Wartezeit aussichtslos erschien.
„Solche Geschichten hinterlassen immer einen negativen Nachgeschmack in den Medien“, sagt Renate Sacher-Neubauer, Mitglied im Arbeitskreis Asyl in Wartberg. „Wir wollen aber darauf aufmerksam machen, wie und warum es vermehrt zu solchen Vorfällen kommt.“ Die ehrenamtlichen Helfer und die Buddys der Asylwerber (Tips berichtete in KW 1/2016) üben Kritik an der Willkür der Bescheid-Abfertigungen. „Wir wissen nicht, nach welchem Ablauf da vorgegangen wird, wir sehen keine Rgelmäßigkeit“, sagen die Ehrenamtlichen. Diese Willkür war auch das Problem, das den 23-jährigen Asylwerber auf das Dach klettern ließ. Ein befreundeter Asylwerber erzählt: „Mein Freund kam in einer Gruppe von 15 Menschen nach Österreich, fast alle von ihnen haben bereits einen positiven Asylbescheid, nur er noch nicht. Wir wissen einfach nicht, woran das liegt und dieses warten, warten, warten ist ganz schlimm“, schildert der Syrer das Problem. Sein Freund ist derzeit in ärztlicher Behandlung im Neuromed Campus Linz (Wagner Jauregg). Auch sein Buddy weiß nicht mehr, wie man mit der Situation umgehen soll. „Das Warten ist nicht das Problem, aber die Ungewissheit! Wir können ihnen nur helfen und beistehen, in dem wir sie aus ihrem aussichtslosen Alltag holen und sie ablenken.“ Die Medienberichte aus Aleppo, Syrien, bewirken aber wieder das Gegenteil. Der Bruder des Patienten wurde in der Heimatstadt angeschossen und schwer verwundet. „Das macht die Situation natürlich nicht einfacher für ihn“, sagt Sacher-Neubauer.
Wunsch nach Transparenz
„Unser Wunsch an die Entscheidungsträger wäre es, dass das ganze Asylverfahren nachvollziehbarer wird. Es soll verlautbart werden, nach welchem System entschieden wird, wann wer welchen Bescheid bekommt“, appellieren die Helfer an die Regierung. „Dann können sich die Asylwerber darauf einstellen, wie lange sie warten müssen.“ In Wien oder anderen Bundesländern würde die Abwicklung der Asylbescheide viel schneller gehen. „Aber wenn man in ein anderes Bundesland will oder zurück nach Syrien, dann geht das auch nicht mehr, weil man keinen Ausweis bekommt“, sind die Asylwerber über die verzwickte Situation verzweifelt. Der Wunsch nach Arbeit sei ebenfalls groß: „Wir wollen keine Sozialschmarotzer sein und nur abwarten, wir möchten arbeiten!“
Große Hilfsbereitschaft
Die Stimmung in Wartberg sei aber weiterhin positiv, sagt Sacher-Neubauer. „Wir bekommen so viel Hilfe, das ist wunderbar. Die Flüchtlinge freuen sich, wenn sie gegrüßt werden oder von Vereinen eingeladen werden und geben das mit Großzügigkeit und Freundlichkeit zurück.“
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