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Tips Jugendredaktion, Jakob Ille, 03.08.2018 11:13

Leni Gruber, die Tochter des Filmemachers Andreas Gruber, wurde 1991 in Wels geboren und studiert seit 2012 an der Filmakademie Wien Buch und Dramaturgie sowie Produktion. Heuer wurde ihr der Crossing Europe Award – Local Arist für ihren Kurzfilm „Schneemann“ verliehen. Die junge Filmemacherin spricht mit den Jugendredakteuren Hanna Littich, Stephanie Feichtinger und Jakob Ille über ihre Person, ihren Werdegang und verrät Details zu ihren nächsten Projekten.

Filmausschnitt von "Schneemann" Foto: Leni Gruber
Filmausschnitt von "Schneemann" Foto: Leni Gruber

Tips: Hast du in deiner Kindheit an Filmen deines Vaters mitgewirkt, oder gab es da immer eine strikte Trennung?

Gruber: Nein, es gab keine strikte Trennung, natürlich hat man immer etwas davon mitbekommen, man hat das aber gar nicht als so etwas „Großes“ wahrgenommen. Er hat ja auch nicht jedes Jahr einen Film gemacht, das war dann schon etwas Besonderes. Aber ich bespreche mit meinem Vater überhaupt nicht, was ich selber mache, ich möchte eigenständig sein.

Tips: Wie war dein Zugang zum Film, was hat dich inspiriert?

Gruber: Ich wollte ein kleines, intuitives Projekt machen. Mich hat das Thema Leistungsgesellschaft sehr interessiert. Wie fühlt man sich als junger Mensch? Man muss ja nicht nur im Beruf erfolgreich sein und viel Geld verdienen, man muss auch glücklich sein und den perfekten Partner haben. Der Gesellschaftsdruck unter Menschen in meinem Alter ist sehr hoch, das paralysiert auch oft. Man bekommt das sehr stark durch soziale Medien vermittelt. Ich glaube aber, dass das Leben nicht so ist, wie es dort vermittelt wird, das Leben ist auch oft sehr fad. Es gibt wenig Klimax und so habe ich auch den Film aufgebaut. Ich wollte nicht, dass es im Film große Höhepunkte, große Wendepunkte gibt, sondern einfach darstellen, wie so ein Tag vonstattengeht. Der Film ist nicht klassisch erzählt, sondern episch. Es geht sehr viel um Gefühle. Das eine hat oft nichts mit dem anderen zu tun, wirkt aber trotzdem aufeinander ein. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Protagonistin morgen wieder einen guten Tag hat. 

Tips: Wie bist du zu den Darstellern gekommen?

Gruber: Dadurch, dass das alles so klein war, waren das Freunde von mir. Es wurde auch in der Wohnung der Protagonistin gedreht. Dadurch war ich auch noch näher dran und der Druck war nicht so groß. Für mich ist es auch wichtig, dass jeder im Team ein Mitspracherecht hat.  Ich hole mir da auch Meinungen ein, weil das ja quasi wie ein zukünftiges Publikum ist.

Tips: Was würdest du jungen Menschen raten, die auch Filmemacher werden möchten?

Gruber: Es geht viel darum, sich nicht nur nach Regeln zu richten. Man darf keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Man darf sich auch trauen, Filme aus anderen Blickwinkeln und mit anderen Erzählstrukturen zu erzählen, als das, was man überall sieht und was einem beigebracht wird. 

Tips: Könntest du dir auch einmal vorstellen, vor der Kamera zu stehen?

Gruber: Nein, das kann ich mir nicht mehr vorstellen, als Jugendliche war ich zwar in der Theatergruppe, aber mittlerweile habe ich mehr Spaß daran, andere zu inszenieren. Ich glaube, die machen das auch besser als ich.

Tips: Was braucht ein guter Film für dich?

Gruber: Ich muss mich stark für etwas interessieren können und mich nicht nur auf die Themen konzentrieren, die gerade „in“ sind und gut gehen. Aber ein guter Film ist nur dann ein guter Film, wenn man sich wirklich extrem für etwas begeistert, wenn man den Wunsch hat, etwas auszudrücken und wenn man das auch spürt.

Tips: Gibt es schon eine Idee für den nächsten guten Film?

Gruber:  Es gibt zwei Projekte. Zum einen ist das eine Mini-Webserie mit acht Folgen, das wird eine schnelle Komödie. Außerdem wäre es ein Herzensprojekt, in Wels zu drehen.

Tips: Hat sich etwas für dich verändert, seit du den Crossing Europe Award gewonnen hast?

Gruber: Die wichtigste Veränderung ist auf jeden Fall, dass man selbstsicherer wird.  Es ist schon eine Bestätigung, dass das, was man macht, nicht ganz falsch ist (lacht). Und dass man ruhig auch an sich glauben darf, auch wenn die Projekte vielleicht noch nicht 100 prozentig perfekt und  Oscar- verdächtig sind. Man hat die Bestätigung, dass das, was man macht, schon seine Berechtigung und Richtigkeit hat.


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