Figurentheaterfestival geht raus in die Stadt

Die Idee, das Festival von März in den Juni zu verlegen, wurde durch die corona-bedingte Verschiebung im Jahr 2021 geboren. Erstmals konnten Publikum, Künstler und das Festivalteam den besonderen Charme der Stadt Wels nicht nur in den Theaterräumen genießen, sondern auch auf öffentlichen Plätzen, wie Fußgängerzonen, Parks und Cafés. Aus dieser Erfahrung heraus erobert das Festival heuer die Stadt. Dies hat auch den positiven Effekt, dass Bewohner und Besucher, die das Festival in den vergangenen 30 Jahren noch nicht bewusst wahrgenommen haben, mit der Kunst des Figurentheaters im öffentlichen Raum begeistert werden können.

Große Unterstützung der Stadt

Zu verdanken ist diese Öffnung nicht nur dem Veranstalterteam um Gerti Tröbinger, Maria Dürrhammer und Ruth Humer sondern auch der Stadt. „Bei den Vorstellungen auf der Straße kommt ja nichts herein, da zahlt man ja keinen Eintritt, aber sie sind eine künstlerische Bereicherung. Ein großer Dank deshalb an die Kultur der Stadt, dass hier künstlerische Qualität vor Wirtschaftlichkeit steht. Das merkt man auch an der Programmqualität, es ist wirklich die erste Sahne aus der Szene da“, freut sich Tröbinger.

„Wir gehen hinaus, um das Publikum wieder hereinzuholen“ - das gefällt auch Kulturreferentin Christa Raggl-Mühlberger. „Es ist wichtig, dass wir Kultur niederschwellig erlebbar machen, dass wir Lust auf Kultur wecken und auch die Jungen ansprechen“.

Bunte Programmvielfalt

Mit dem abwechslungsreichen Programm des 31. Figurentheaterfestivals sollte das auch durchaus gelingen. „Ich bin in alle Stücke verliebt“, so Programmgestalterin Tröbinger, „sonst hätte ich sie nicht ausgewählt“.

Ausgewählt haben Tröbinger, Dürrhammer und Humer unter anderem die Puppenspieler Susi Claus und Peter Müller die die Geschichte „Der Morgen kann warten“ nach Theodor Storm zeigen. Weltliteratur für alle ab zehn Jahren wird vom „Weiten Theater“ durch „Die Legende von Wilhelm Tell“ nach Friedrich von Schiller erlebbar gemacht. Das Sofie Krog Teater aus Dänemark wird den Circus Funestus, ein rasantes Zirkus-Stück, in dem Puppen, Filme und Musik ein irrwitziges magisches Universum erschaffen, zeigen und CIE. Freaks & Fremde bringen „Die Jüdin von Toledo“ von Lion Feuchtwanger zur Aufführung: Ein Stück über den Einsatz für Frieden und Toleranz in kriegerischen Zeiten.

Wiederaufnahme

Die Ausstellung „Ich bin Ilse – vergesst mich nicht!“, die zum 30. Festival als Kooperation zwischen den Künstlern Reinhard Jordan, Lille Kartofler und der Berufsschule 1 konzipiert und gezeigt wurde, wird heuer erneut im Foyer der Minoriten präsentiert. Das „Rahmenprogramm“, welches 2022 krankheitsbedingt ausfallen musste, wird diesmal stattfinden. Das Erzählspiel „Helgas Reise nach Riga“ von Lille Kartofler wird von Freitag, 16. bis Samstag, 21. Juni im Stadtmuseum Minoriten gezeigt. In dieser Reise begleitet das Publikum Helga Meyer von ihrem Geburtstag im August 1931 in Langenfeld bis zu ihrem Verschwinden im Winter 1944/45 im Konzentrationslager Stutthof an der Ostsee.

Theater für junge Menschen

Das Kinder- und Jugendprogramm des Festivals spannt einen weiten Bogen von Märchenklassikern über Kasperliaden hin zu neuen Geschichten, die viel vom Alltag von Kindern erzählen. Die Märchenklassiker kommen mit dem Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ unter anderem vom Puppentheater Tabula Rasa. Gleich an mehreren Terminen verabschiedet sich Lille Kartoffler mit den Märchen „Der Froschkönig“ und „Rapunzel“ von seinem Welser Publikum und geht in die verdiente Theaterpension. Den Kasperl zeigt das Theater Tröbinger und für ganz junge Menschen ab zwei Jahren zeigen theaterneuland und Theater 3D das Stück „Wald-Klang-Meer“. „Wald-Klang-Meer“ ist ein Theatererlebnis für Kinder unter vier Jahren, bei dem Geheimnisse des Waldes und des Meeres sinnlich erfahrbar werden.

Outdoor-Erlebnisse

Bei Schönwetter wird es dieses Mal auch draußen zur Sache gehen: Das Mezzanintheater spielt am Volksgartenteich das Stück „Nur ein Tag“ und an jedem Festivalnachmittag werden in der Innenstadt (Stadtplatz, Fußgängerzonen, Burggarten) kleine Theaterminiaturen gezeigt, die zum kurzen Verweilen, Genießen, Lachen und Träumen einladen.

Am Samstag, 17. Juni gibt es dann Am Zwinger sogar ein Picknick mit Puppen. Kulinarisch verwöhnt vom Verein Imago und dem FigurenKombinat und künstlerisch versorgt vom Sofie Krog Teater, Elfi Scharf‘s Kuddelmuddeltheater, dem Waxwing Theatre (das einen Puppenspielplatz aufbauen wird), mit dem Figurentheater Namlos, dem Figurentheater Zir-Zop, dem Theater Tröbinger, dem Puppentheater Tabula Rasa und babelart Theater wird das ein Picknick für alle Sinne.

Young Animation Festival - YA!

Das Figurentheaterfestival wächst mit zehn Tagen nicht nur in der Dauer sondern bekommt auch eine neues Genre dazu. Das neu ins Leben gerufene 1. Young Animation Festival bietet im Anschluss an das große Festival von Donnerstag, 22. bis Samstag, 24. Juni jungen Nachwuchskünstlern eine Bühne und streckt seine Fühler in Richtung Animationsfilm aus. An drei zusätzlichen Festivaltagen werden Studenten und Absolventen von Hochschulen für Puppenspiel, Figurenspiel, Animation und Mediendesign ihre Arbeiten nach Wels bringen.

Möglich wird dieses spannende Experiment nur durch die Besonderheiten der Welser Kultur-Infrastruktur mit Medienkulturhaus und Programmkino als Festivalpartner. Das Young Animation Festival versteht sich mit seinen 30 Gästen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Estland und Japan, als Drehscheibe, Netzwerk-Hotspot und Creativ-Schmiede für Künstler und Veranstalter. Den Abschluss machen die „jungen Wilden“ am Samstag, 24. Juni um 21 Uhr mit dem „3. Welser Puppetry Slam“ in den Minoriten.

Das gesamte Programm ist auf www.figurentheater-wels.at ersichtlich.

Reservierungen sind ab Montag, 17. April möglich

Gruppenreservierungen unter Tel. +43 7242 235 7040

Einzelreservierungen per E-Mail unter figurentheater-wels@gmx.at sowie unter 0664 495 06 85