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Ernst August von Hannover: "Ich übernehme die Verantwortung" (Update: 15.50 Uhr)

Gerald Nowak, 23.03.2021 10:43

WELS. Seit 7 Uhr in der Früh standen Medienvertreter, Polizisten und auch einige Kiebitze vor dem Landesgericht und warteten auf Ernst August von Hannover. Der 67-Jährige musste aber nicht den öffentlichen Eingang nehmen, sondern kam über den Keller ins Gerichtsgebäude an den wartenden Journalisten vorbei. Die Verhandlung selbst ist für zwei Tage angelegt.

  1 / 2   Ernst August von Hannover auf dem Weg in den Schwurgerichtssaal. Fotos: fotokerschi.at/kerschbaummayr

Viele Journalisten aus dem In- und Ausland warteten auf den Prinz. Im großen Schwurgerichtssaal selbst war nur vor der Verhandlung Filmen und Fotografieren erlaubt. Bei den Besuchern im Saal sind Handys und Laptops verboten. Kurz vor neun Uhr kam der Prinz selbst über einen Nebeneingang in den Saal. Bis zuletzt war spekuliert worden, ob er auch wirklich präsent sein wird. Bei Nichterscheinen wäre die Verhandlung vertagt worden. Am gestrigen Nachmittag verstärkten sich die Meldungen, dass der Prozess beginnen wird.

Die Anklage

 Der Welfenprinz soll sich im vergangenen Sommer mit Alkohol und Medikamenten in einen laut Anklage „die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Rausch“ versetzt haben. Im Suff soll er dann auf seinem Jagdsitz in Grünau im Almtal sein Haushälterpaar und eine Polizistin bedroht und einen Beamten verletzt haben. Dem 67-jährigen drohen bis zu drei Jahren Haft. Neben dem Prinzen sollen zehn Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger angehört werden. Die Verhandlung ist für zwei Tage angesetzt.

Update 15.50 Uhr

Die Vernehmungen der Zeugen laufen. 

Am Vormittag war eine Reihe von Zeugen am Wort. Die zahlreichen Polizisten sowie die an einem Einsatz beteiligten Sanitäter bestätigten die Anklagevorwürfe. Jene Polizistin, die mit dem Baseballschläger bedroht worden sein soll, sagte, der Prinz habe gewirkt, „wie wenn jemand einen Rachefeldzug vorhat“. Sie habe noch nie mit jemandem zu tun gehabt, „der mich so oft mit dem Tod bedroht hat“. 

Der Taxifahrer, der Ernst August an dem Tag chauffiert hatte, will hingegen nicht zugehört haben, worum es bei dem Gespräch ging. Auch sei der Schläger, den sein Fahrgast „als Gehstock“ mitgehabt habe, immer am Boden gelegen.  Der Taxler blieb aber auch nach mehrmaligem Hinweis auf die Wahrheitspflicht fest bei seiner Aussage.

Bevor die Verteidigung ihre Sicht der Ereignisse darstellte, erklärte sie vorweg: Im Sommer des Vorjahres habe er sich in einer „Ausnahmesituation“ befunden, weil er „über Jahre isoliert und vom eigenen Sohn hintergangen wurde“. Das Verhalten erklärten die Anwälte damit, dass er von seinem Zahnarzt starke Schmerzmittel erhalten habe. Weiter übten die Anwälte Kritik daran, dass Blut- und Harnproben nicht aufgehoben worden seien, denn die Richtigkeit der Werte zogen sie in „Zweifel“.

Im Fall einer Verurteilung drohen Ernst August bis zu fünf Jahre Haft. Richterin und Anklagebehörde haben sich gegen eine Diversion ausgesprochen. Ein Urteil am Dienstag scheint wahrscheinlich.

Update: 11.20 Uhr

Der Prozess begann mit einer Entschuldigung von Ernst August: „Ich übernehme die Verantwortung, bedauere das Geschehene außerordentlich und bin bereit, für die Schäden aufzukommen“. Er bekannte sich aber trotzdem nicht schuldig. Sein Verteidiger sagte anschließend, sein Mandant habe sich nach einer Krebsoperation und durch einen Konflikt mit seinem Sohn in einer Ausnahmesituation befunden: „Er fühlte sich im Stich gelassen“.

Nach einer Stunde konnte der Welfenprinz den Saal verlassen. Wegen seiner Krebserkrankung sei er Risiko-Patient und er habe Angst sich mit dem Corona-Virus anzustecken. Der Bitte wurde zugestimmt und die Verhandlung läuft ohne dem 67-Jährigen weiter.


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