Volksgarten, Energiekosten und Sicherheit: Welser Bürgermeister Andreas Rabl im Gespräch
WELS. Die Herausforderungen in der Stadt werden nicht kleiner. Tips Redakteur Gerald Nowak hat sich mit FP-Bürgermeister Andreas Rabl unterhalten. Thema war auch die Preissteigerungen. Man habe Preisstabilität erreichen wollen. Je nach Tarifmodell wird das noch bis maximal Ende des Jahres möglich sein.
Tips: Beginnen wir mit dem Jahrhundertprojekt Volksgarten Neu. Wie sieht der Stand der Dinge hier aus?
Rabl: Wir haben die Planungsarbeiten EU-weit ausgeschrieben. Das heißt, alle interessierten Planungsbüros können sich nun bewerben und erste Vorentwürfe vorlegen. Anhand der durchgeführten Bürgerbeteiligung wissen wir, worauf es der Welser Bevölkerung ankommt und das soll natürlich in die Entwürfe mit einfließen. Es soll ein Park werden, der viele Interessen vereint, wie Sportmöglichkeiten, Kinderspielplätze und natürlich Erholung am Wasser. Wir liegen jedenfalls im Zeitplan.
Tips: Radfahren ist in aller Munde. Sie können die Forderungen der Petition „G´rad jetzt“ in vielen Punkten unterschreiben. Woran hapert es derzeit, was den Ausbau des Radanteils betrifft beziehungsweise wo muss man den Hebel ansetzen?
Rabl: Es wurden in den vergangenen Jahren viele Kilometer an Radwegen ausgebaut und viele Lücken im Radwegenetz geschlossen. Die Stadt stellt für den Radverkehr ein Millionenbudget zur Verfügung. Dieses Budget kann aber oft nicht ausgegeben werden, da Grundstücke für Lückenschlüsse fehlen, Sachverständige Bedenken haben, die dagegen sprechen und auch Anrainerinteressen sind zu berücksichtigen. Es fehlt daher weder am Geld noch am politischen Willen. Das größte Projekt wird der Bau der Geh- und Radfahrbrücke zwischen Wels und Schleißheim in den nächsten Jahren sein.
Tips: Das Thema Sicherheit kommt wieder verstärkt in den Fokus. Viele Welser melden sich bei den Tips und sagen, dass sie sich nicht wohl fühlen. Können Sie das nachvollziehen?
Rabl: Durchaus. Die Situation in Wels hat sich aufgrund der Flüchtlingsströme in den letzten Monaten verändert. Wels ist davon besonders betroffen. Bei der Polizeidirektion in der Dragonerstraße ist die einzige Asyl-Registrierungsstelle für ganz Oberösterreich angesiedelt. Täglich kommen bis zu 100 Asylwerber, meist Inder, Pakistani und Nordafrikaner, am Welser Bahnhof an, um sich registrieren zu lassen. Aufgrund der Wartezeiten werden die umliegenden Parks und Plätze von den Asylwerbern – meist jungen Männern – okkupiert. Das fällt auf und verunsichert. Wir haben daher die Bundesregierung aufgefordert, die Welser Polizei zu entlasten und die Grenze besser zu schützen und eine weitere Registrierstelle für Oberösterreich in einer anderen Stadt zu eröffnen. Die Kapazitätsgrenzen sind überschritten.
Tips: Die Kritik richtet sich auch an die Polizei. Sie sei zu wenig sichtbar?
Rabl: Die Polizei in Wels macht herausragende Arbeit, gelangt aber immer öfter an ihre Leistungsgrenze. So sind zwar alle Polizeiplanstellen in Wels besetzt, allerdings hat die Polizei Zusatzaufgaben übertragen bekommen, wie beispielsweise die Registrierung der Asylwerber. Ich habe mich vehement dafür eingesetzt, dass die Welser Polizei für Wels da ist. Wir haben in den letzten Jahren im Bereich Sicherheit viel erreicht, die Kriminalitätsrate ist laufend zurückgegangen, Wels ist kein Drogenhotspot mehr. So soll das bleiben.
Tips: Kommen wir zu einem positiveren Thema. Die Wirtschaft in der Stadt kommt immer noch gut durch die Krisen?
Rabl: Ja, das stimmt. Die Herausforderungen werden aber im nächsten Jahr zunehmen. Insbesondere steigende Energiepreise und die hohe Inflation sowie der Arbeitskräftemangel sind belastende Faktoren. Als Stadt unterstützen wir die Unternehmen, aber auch die Bevölkerung bestmöglich. So haben wir neben Soforthilfen auch Energiekostenzuschüsse beschlossen. Wichtig war sicher auch der Ausbau der Fernwärme, weil hier, anders als bei Gas oder Strom, keine massiven Preiserhöhungen zu befürchten sind. Wels hat nicht nur tolle Unternehmen, sondern auch top Mitarbeiter. Das macht uns so stark.
Tips: Stichwort Energie: Kann die eww ihre Versprechen halten was Fernwärme und Gas betrifft?
Rabl: Wir haben in Wels schon vor Jahren auf eine nachhaltige Energieerzeugung gesetzt. So war die Entscheidung, in Traunleiten ein neues Kraftwerk zu errichten, goldrichtig. Auch der Ausbau der Fernwärme und die Nutzung der Abwärme von der Müllverbrennungsanlage kommen uns jetzt zugute. Aufgrund dieser Investitionen ist es möglich, die Preise für die Fernwärme auch im neuen Jahr annähernd gleich zu halten, Erhöhungen sind nur im einstelligen Prozentbereich geplant. Bei Gas und Strom sind die EWW und Wels Strom aber von den Weltmarktpreisen abhängig. Hier wurde versucht, für die Kunden der EWW und der Wels Strom möglichst lange Preisstabilität zu erreichen. Je nach Tarifmodell wird das noch bis maximal Ende des Jahres möglich sein.
Tips: Blicken wir nach vorne: 2023 : Was steht alles am Plan?
Rabl: Wir werden weiter die Strategie verfolgen Wels zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität zu machen. So wird der Ausbau der Kinderbetreuung vorangetrieben, neue Parkanlagen zum Beispiel in der Noitzmühle werden errichtet, Radwege weiter ausgebaut und die Integrationsbemühungen werden verstärkt. Besonders werden wir uns um sozial Benachteiligte kümmern, hier soll es wegen der Inflation ein eigenes Maßnahmenpaket geben.
Tips: Die Stadt Wels hat ihr Image und ihren Ruf in den vergangenen Jahren spürbar aufpoliert. Es fand ein regelrechter Wandel statt. Wohin soll die Reise noch gehen?
Rabl: Wels bekommt in sämtlichen Rankings Bestplätze, wie bei der Bonität, der Kinderbetreuung oder der Mietpreisentwicklung. Wir sind ausgezeichnet als Transparente Gemeinde, haben ein UNO-Zertifikat für Nachhaltigkeit erhalten und unser Konzept, die Innenstadt zu beleben, gilt österreichweit als Best Practice-Beispiel. Wir sind also auf dem richtigen Weg, dürfen aber in unserem Bemühen nicht nachlassen. Deswegen arbeiten wir auch derzeit an der Strategie Wels 2040+.
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