THALHEIM. Pater Wolfgang Pichler ist seit 2007 in Thalheim Pfarrer. Über die Jahre sind auch Schleißheim und Steinhaus dazugekommen, die er mit Pfarrer Jaroslaw, den Diakonen Franz Gatterbauer und Hans Lang, Schwester Bernadette sowie engagierten Wortgottesdienstleitern und Laien betreut. Dank all dieser Mitarbeiter wird es für den 65-jährigen Geistlichen auch am 24. Dezember nicht allzu stressig.
Der Grundstein für halbwegs ruhige Weihnachten wird schon im Herbst gelegt. Da setzt sich Pater Wolfgang mit einem Team aus diesen drei Gemeinden, plus Weißkirchen, weil dieses auch von Pfarrer Jaroslaw betreut wird, zusammen, um einen Liturgieplan zu erstellen.
Elf Metten am 24. Dezember
Bei der Gelegenheit werden auch alle Gottesdienste zu Weihnachten durchgegangen und wer sie abhält. Fünf Metten sind es in Thalheim und je zwei in Schleißheim, Steinhaus und Weißkirchen. „Mir ist es wichtig, dass ich mich gut zwischen Thalheim und Schleißheim aufteile. Steinhaus wird ohnehin fast ausschließlich und sehr gut von Schwester Bernadette betreut“, erklärt der Pfarrer, dass er am 24. Dezember in seiner Heimatgemeinde im Einsatz ist und am Christtag in Schleißheim.
Das Friedenslicht kommt
Heiligabend hat auch für Pater Wolfgang gewisse Rituale. Der erste Termin ist um 8 Uhr die Feuerwehrjugend, die ihm das Friedenslicht bringt. Danach macht er noch Bürodienst in der Pfarrkanzlei. „Am Vormittag ruft immer wieder jemand an und fragt, wann die Metten sind. Es kommen Leute das Friedenslicht holen und Weihnachten wünschen“, erzählt der Benediktiner vom Stift Kremsmünster. Am Nachmittag schaut er dann bei „Warten auf das Christkind“ von der Jungschar im Pfarrhof vorbei und begibt sich um 15 Uhr zur Vorbereitung für die Kindermette in die Pfarrkirche. Danach geht es zu Fuß nach St. Ägydi, wo um 17 Uhr die Familienmette stattfindet, die meist übervoll ist. „Da mussten wir teilweise auch schon Leute wegschicken“, bedauert Pater Wolfgang und erinnert sich an das Angebot der offenen Kirche während der Lockdowns, wo die Menschen zu Weihnachten den ganzen Tag über in die Kirche kommen konnten. „Das war eine ganz tolle Erfahrung. Viel ruhiger und intensiver. Vielleicht muss man das neu denken. Offener“, überlegt der Pfarrer und erzählt weiter vom Tagesablauf.
„Genieße die Ruhe“
Ein bisschen aufräumen in der Pfarrkirche, wo immer wieder Leute vorbeischauen, und dann schnell alleine etwas essen. „Das genieße ich dann aber auch, die Ruhe. Und dann rufe ich Alleinstehende in Vorchdorf an, wo ich früher Kaplan war, die warten schon richtig darauf am Heiligen Abend – seit Jahrzehnten“, berichtet er.
Schnapserl mit den Bläsern
Gegen 20 Uhr treffen dann die Turmbläser im Pfarrhof ein – auf ein Schnapserl und da kann schon mal passieren, dass die Bläser fast die Zeit übersehen und eigentlich schon am Kirchturm stehen sollten. Um 22 Uhr zelebriert der gebürtige Mühlviertler dann die Christmette mit dem Motettenchor in der Pfarrkirche. „Das ist so die ganz klassische Mette. Da trage ich das Evangelium mit einer ganz eigenen Choralmelodie vor“, weist der Pfarrer darauf hin, dass auch an diesem einen Tag jeder Gottesdienst anders ist – bis auf das Lukas-Evangelium und „Stille Nacht“. Jede Mette findet an einem anderen Ort statt, wird von anderen Musikern begleitet. Die Kindererwartungsfeier muss kurz und kompakt sein, im Altenheim werden viele Lieder gesungen und die von der Jungschar gestaltete Mitternachtsmette in Maria Schauersberg bringt mitunter sehr sozial- und sogar kirchenkritische Texte mit sich. „Ich fungiere bei den Messen als Art Conférencier“, schmunzelt Pater Wolfgang. „Ich lasse mich überraschen und sage dann spontan etwas dazu und brauche oft nur mehr die verbindenden Worte“, weiß er, dass er sich auf die seit Jahren bewährten Gestalter der Messen verlassen kann.
Mit Mitbrüdern verbunden
Ist dann auch in Schauersberg das letzte „Stille Nacht“ gesungen, gibt es noch einen Punsch vor der Kirche, dann geht es für den Geistlichen gegen 1.30 Uhr ab nach Hause. „Da bin ich dann eh müde“, muss Pater Wolfgang zugeben – auch wenn es kein stressiger Tag für ihn ist, wie er betont, denn „ich hab ja viele Pausen. Da lese ich dann in den Psalmen. So fünf bis zehn Minuten zum Relaxen. Das ist eine Zeit, die ich mir schenke zur Einstimmung. Meine Mitbrüder im Stift beten das parallel und das verbindet einfach.“
Eigentlich keine Geschenke
Am Christtag feiert Pater Wolfgang dann in Schleißheim die Messe. Danach ist es ein entspannter Tag. Mittagessen im Schwesternheim, abends wird in der Gemeinschaft im Stift gefeiert. Zeit für die Familie ist dann am Stefanitag. Erst wird noch das Patrozinum der Pfarrkirche gefeiert, mit dem Motettenchor im Pfarrhof die Störi angeschnitten und danach mit seinen vier Geschwistern Weihnachten gefeiert. Geschenke gibt es da eigentlich nicht. Eigentlich, denn seine Schwestern versorgen den Pfarrer doch immer wieder mit neuen Pullovern und Co. Und auch wenn Pater Wolfgang wunschlos glücklich ist, so gibt es doch ein stilles und heimliches Flehen: dass die Hackschnitzelheizung zwischen den Feiertagen nicht wieder ihren Geist aufgibt.
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