Andreas Gruber schrieb die Geschichte der "Mühlviertler Hasenjagd" nun als Theaterstück
WELS/TRAGWEIN. „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ hieß der Film über die sogenannte Mühlviertler Hasenjagd, den der Welser Regisseur Andreas Gruber 1995 ins Kino brachte. Jetzt schrieb er für die Waldaistbühne ein Theaterstück zum Thema. „Das Menschenmögliche“ feiert am 2. Juni Premiere auf der Burg Reichenstein in Tragwein.
Der Welser Regisseur Andreas Gruber brachte mit dem Film „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ eines der dunkelsten Kapitel der oberösterreichischen Geschichte in die Kinos. Die sogenannte Mühlviertler Hasenjagd ereignete sich ab dem 2. Februar 1945 rund um das damalige Konzentrationslager Mauthausen. 500 ausgebrochene russische Offiziere wurden in den Tagen nach der Flucht gejagt und erschossen oder sind im Schnee erfroren. Bis auf acht der ausgemergelten Ausbrecher sind alle umgekommen.
Zwei von ihnen überlebten dank des Mutes der Landwirtin Maria Langthaler aus Schwertberg. Ihre Tochter, Anna Hackl, ist heute eine der bekanntesten Zeitzeuginnen des Landes. Langthaler widersetzte sich dem Aufruf der SS und versteckte mit ihrer Familie die zwei russischen Offiziere Michail Rybtschinskij und Nikolaj Cemkalo in ihrem Hof. Die Beiden blieben dort bis zur Befreiung im Mai. So wurde durch sie deren Überleben gesichert.
Fast 30 Jahre nach Film auch ein Theaterstück
Gruber drehte den Film 1994 und brachte somit die Mühlviertler Hasenjagd ins kollektive Gedächtnis. Der Film gewann beim Filmfestival in San Sebastián 1994 einen der Hauptpreise. Am 1. Februar 1995 kam er in die österreichischen Kinos und wurde zum erfolgreichsten österreichischen Film des Jahres.
Gruber schrieb zu dieser Geschichte nun auch ein Theaterstück im Auftrag der Waldaistbühne. „Das Menschenmögliche“ ist ab 2. Juni auf der Bühne der Burg Reichenstein in der Gemeinde Tragwein zu sehen. Regie führt dabei Eva Stockinger.
Die Waldaistbühne ist eine Kooperation von der Theatergruppe Tragwein und der Theaterrunde Gutau, beide Mitglieder des oberösterreichischen Amateurtheaterverbandes. Gespielt wird an 17 Terminen bis 7. Juli (jeweils um 20.30 Uhr). Nähere Infos und Kartenreservierung unter www.waldaistbuehne.com
Andreas Gruber über die Geschichte und den Film
Wie blicken Sie auf den Film heute zurück?
Es ist ein unheimlich schönes Erleben und gewissermaßen eine Genugtuung, wenn man bedenkt, dass es zehn Jahre gedauert hat, bis ich den Film finanzieren konnte. Auch die Umstände des Drehs waren schwer. Aber mich freut es, dass der Film zu einem Dokument der österreichischen Geschichte geworden ist. Ich sage das auch in aller Demut, denn: Alles ist ausschließlich dem Handeln der Familie Langthaler geschuldet, das ist eine einmalige Geschichte.
Wie waren die Umstände beim Dreh?
Wir hatten zu wenig Geld und brutal harte Dreharbeiten. Es war ein Winter fast ohne Schnee. Eines Abends saßen wir zusammen – um Abschied zu feiern, weil es keinen Sinn mehr gehabt hat. Doch dann wurde fürs Wochenende Schneefall angekündig. Dann konnte es weitergehen. Aber es gab noch viele weitere Schwierigkeiten.
Wie schätzen Sie das Handeln von Maria Langthaler ein?
Es gibt nur ein Filmdokument von ihr. Und wenn du das siehst ... sie war ja eine ganz eine kleine, zierliche Frau. Aber du spürst diese Wachheit und Energie, das habe ich faszinierend gefunden. Und es gibt – für mich persönlich – eine Schlüsselszene in der Geschichte und die hat mit Maria Langthaler zu tun: Wenn sie darauf wartet, dass jemand anklopft und dann macht sie die Tür auf und es steht wirklich einer da. Das bringe ich gerne in Zusammenhang mit dem berühmten Essay der amerikanischen Schriftstellerin Susan Sonntag: „Das Leiden des anderen betrachten.“ Diese Frage: „Wie erklärt man denn das Gute?“. Also das Böse kann man immer erklären, aber das Gute? Ich glaube, das hat eine Art von Unmittelbarkeit, dass ein Gesicht in ein Gesicht schaut und sie braucht keinen Satz und weiß, was zu tun ist, das finde ich eine grandiose Haltung.
Wie war es, als die „Waldaistbühne“ an Sie herangetreten ist, mit der Bitte, aus dem Film ein Theater zu machen? Noch einmal in die Thematik einzutauchen. Haben Sie gleich Gefallen daran gefunden?
Ja. Das ist auch mein Problem, mir gefällt immer gleich ein Gedanke (lacht). Es hat mich sehr gefreut, dass die „Waldaistbühne“ auf mich zugekommen ist. Als ich dann die Bühne auf der Burg in Reichenstein und alles gesehen habe, war mir klar: Einfach wird das nicht. Weil ein Film ist ein Film und ein Theater ist anders zu denken. Der Einstieg des Theaters ist daher auch bewusst anders gewählt. Es ist eine andere Ebene des Draufschauens, über Grausamkeit, über menschliche Abgründe. Und diese andere Perspektive einzuführen, finde ich recht schön.
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