80 Jahre Siebenbürger in Österreich: Gedenktage in Wels
WELS. Die Stadt ist von Freitag, 20. bis Sonntag, 22. September Schauplatz des Heimattages der Siebenbürger Sachsen. Dieses Jahr steht unter dem Motto „80 Jahre Siebenbürger Sachsen in Österreich“.
Der erste Tag steht im Zeichen der Gedenkveranstaltung „Vor 80 Jahren – den Wurzeln entrissen“ in den Minoriten. Der zweite Tag beginnt mit einem Festzug durch die Innenstadt mit Start und Ziel bei der Stadthalle. Alle Gruppen präsentieren sich in ihrer Tracht. Um 13.30 Uhr wird die Ausstellung „Heimat verloren – Heimat gefunden“ im Galeriesaal eröffnet. Es folgen ab 14 Uhr Tanz- und Blasmusikacts vor der Stadthalle und Stadt. Am Sonntag ist Festgottesdienst in der evangelischen Kirche um 9.30 Uhr.
Der Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich erzählt über den Gedenktag
„Als 1944 die im Norden des Karpatenbogens, im sogenannten Nösnerland siedelnde Bevölkerung, (d.i. das Umland der Städte Bistritz und Sächsisch-Regen) sowie aus sieben Grenzgemeinden dieses Gebietes (Felldorf, Rode, Maniersch, Draas, Zuckmantel, Zendersch und Katzendorf) evakuierten Siebenbürger Sachsen vor der herannahenden Ostfront evakuiert wurden, war halb Europa im Aufbruch. Ihre Flucht endete für die Mehrzahl im damaligen Gau Oberdonau, heute Oberösterreich und im Salzburgischen, einige der Trecks wurden nach Bayern weitergeleitet. In ihren Aufnahmeorten haben sich die Siebenbürger Sachsen mit Fleiß und Ausdauer unter Wahrung ihrer Gemeinschaft und Volkskultur eingelebt und sind heute in ihren Wohnorten anerkannte und geschätzte Bürger. Dem Ende der historischen Besiedlung und kulturellen Prägung der alten Heimat steht der Anfang eines neuen Abschnittes unserer Geschichte mit neuen Gemeinschaftsaufgaben gegenüber.
Die Fluchtbewegung begann am 9. September 1944, in Wagentrecks und Bahntransporten verließen ca. 40.000 Nordsiebenbürger die von Ihnen seit Jahrhunderten durch Gemeinschafts- und Familiensinn, evangelische Glaubensfestigkeit, Ordnungssinn, Fleiß und Traditionsbewusstsein kulturell und wirtschaftlich geprägten Heimat.
Die Zuzügler fanden nach dem Krieg, vorwiegend in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und später in den Industriebetrieben der Städte, Arbeit. Durch ihre Teilnahme am Aufbau des kriegszerstörten Landes, durch die Sozialkontakte des Alltagslebens und auch durch das Bewusstwerden ehemaliger historischer Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und Siebenbürgen kam es für die Siebenbürger Sachsen zu einem Integrationsprozess, welcher vor allem durch das Bekennen ihrer historischen Gemeinschaft und die Pflege ihres Brauchtums und ihrer auch kirchlichen Traditionen seinen Ausdruck findet. Auf diesen Grundlagen haben die Siebenbürger Sachsen in Österreich nach 1945 (rechtlich nach 1954) eine neue Heimat gefunden, in 10 Niederlassungsorten evangelische Kirchen gebaut, ihre Gemeinschaften erhalten und in ihrer Geschichte einen Neubeginn gesetzt.
Alle bisher durchgeführten Heimat-, Gedenk- oder Erinnerungstage dienten der Bewältigung und Aufarbeitung der Vergangenheit, die Geschichte ist unveränderlich, und trotz der erlittenen Verluste, der Schicksale, der Heimatlosigkeit ist es die Dankbarkeit, die an einem Gedenktag im Vordergrund stehen soll.
Dankbarkeit gegenüber unseren Eltern und Großeltern, die dem Schicksal trotzten und in ihrem Glauben an das Gute, uns, als ihre Nachkommen, eine neue Heimat in Sicherheit und Beständigkeit geschaffen haben.Im Herzen mag die Heimat der Erlebnisgeneration immer noch ihren Platz haben, aber nun sind wir es, die gestalten und das Erbe weitertragen, auch nach 80 Jahren, daher steht der heurige Heimattag unter dem Motto „80 Jahre Siebenbürger Sachsen in Österreich“, zu dem der Bundesverband in Österreich zu den Feierlichkeiten und weiteren Veranstaltungen von 20. September bis 22. September 2024 in die Patenstadt der Heimatvertriebenen in Wels herzlich einlädt“.
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