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Gefahr von Akkubränden in der Welser Müllverbrennung

Mag. Ingrid Oberndorfer, 26.08.2025 19:00

Wels. In 90 bis 95 Prozent der Fälle, in denen die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Wels zu einem Einsatz in die Abfallverwertungsanlage alarmiert wird, handelt es sich um einen Brand, verursacht durch unsachgemäße Entsorgung von Akkus. Kommandant Roland Weber wünscht sich mehr Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung.

Regelmäßig muss die FF der Stadt Wels zum Entsorgungsunternehmen ausrücken, weil unsachgemäß entsorgte Akkus zu brennen beginnen. (Foto: laumat.at)

Bereits bei der Jahresbilanz der städtischen Feuerwehr wies Weber auf das wachsende Problem der Akkus im Restmüll hin. „Ob leuchtende Schuhe oder Spielzeug – das gehört ins Altstoffsammelzentrum“, stellte er im Frühling fest. Seither gab es mitunter Wochen, in denen die FF Wels täglich zur Müllverbrennung ausgerückt ist.

Gefährliche Restspannung

Zugrunde liegt dem meist die Annahme, dass ein augenscheinlich defekter Akku keine Gefahr mehr darstellt. „Es stimmt natürlich, dass der Akku nicht mehr funktioniert. Trotzdem ist in einem kaputten Akku eine gewisse Restspannung und die wird beim Zerkleinerungsprozess zum Problem“, weiß Weber. Durch massive mechanische Energie kann es zur Zündung der noch intakten Zellen kommen. Das kann sogar bei der Kompression im Müllwagen passieren oder in den Papierpressen von Firmen, wo Akkus fälschlicherweise im Altpapier gelandet sind.

Aussortieren nicht möglich

Egal, ob aus Bequemlichkeit oder aus Versehen: Wenn Akkus mit dem Gewerbe- oder dem Hausmüll in der Müllverbrennung ankommen, kann nicht alles bis aufs Kleinste untersucht und aussortiert werden. Der Caterpillar rückt an, das Sammelsurium landet im Schredder und „die Akkus sind der Brandstifter Nummer eins“, betont Weber. Eine der häufigsten Ursachen für einen Akkubrand stellen aufgrund ihrer hohen Energiedichte und mechanischen Empfindlichkeit auch die klassischen Powerbanks dar.

Dank der getroffenen Brandschutzmaßnahmen der Energie AG Umwelt Service ist die Abfallverwertungsanlage WAV aber gut auf diese Szenarien vorbereitet.

Sprinkelanlage und Betriebsfeuerwehr

„Wir haben in den letzten Jahren auf diese Entwicklung bereits reagiert und zahlreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt und somit die Sicherheitsstandards erhöht. Die Anlagen wurden durch modernste Früherkennungs- und Löschsysteme ausgerüstet. Dadurch können die Brände bereits im Frühstadium im Keim erstickt werden. Zudem ist eine Betriebsfeuerwehr vor Ort“, erklärt Lukas Wessely, Geschäftsführer der Energie AG Umwelt Service.

Ob die FF Wels gerufen wird, hängt davon ab, „in welchem Stadium sich der Brand befindet. Wenn Akkus bereits vor Brandweiterleitung auf andere Abfälle durch das Betriebspersonal gelöscht und aussortiert werden können, erfolgt keine Alarmierung der Welser Feuerwehr. Erkennt die Brandmeldeanlage einen Brand, wird die FF Wels automatisch alarmiert“, beschreibt Energie AG Umwelt Service-Geschäftsführer Thomas Kriegner-Gruss den Ablauf.

Für die städtischen Florianijünger generieren diese Einsätze aber sehr wohl einen Aufwand. „Auf Grund der doch relativ großen Entfernung zu unserer Hauptfeuerwache und der damit verbundenen langen Anfahrtszeit rückt trotzdem parallel ein Einsatzzug aus“, so Weber.

Problem: Bequemlichkeit

Ein Lösungsansatz wäre für den Kommandanten der Feuerwehr Wels ein sinnvolles Pfandsystem. Ein Anreiz, den defekten Akku in ein Altstoffsammelzentrum zu bringen, wo er vorschriftsgemäß entsorgt wird. „Die Bequemlichkeit der Bevölkerung ist leider ein Problem, denn von selbst fährt der Akku nun mal nicht ins ASZ. Also wird er einfach in den Restmüll geworfen, vom Handy-Akku über den Werkzeug-Akku bis zum Fahrrad-Akku – aus den Augen aus dem Sinn“, bedauert Weber die unüberlegte Vorgehensweise vieler.

Wessely und Kriegner-Gruss kritisieren ebenfalls die unsachgemäße Entsorgung von Altbatterien und Akkus im Gewerbeabfall, in der Restmülltonne oder im Gelben Sack. Denn auch durch Wärme- beziehungsweise Sonneneinwirkung sowie der Lagerung im Freien kann es leicht zur Selbstentzündung der gelagerten Abfälle kommen.

„Richtig entsorgen“

„Jeder Einzelne kann mithelfen, um Brände zu verhindern und unsere Umwelt zu schützen“, betonen die beiden Geschäftsführer, dass Batterien und Akkumulatoren schließlich gefährliche Inhaltsstoffe enthalten. Sie fordern auf, Akkus beziehungsweise Batterien aus Geräten zu entnehmen und sie nie im Hausmüll zu entsorgen, sondern Sammelboxen im Handel oder kommunale Sammelstellen zu nutzen. Das ist nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil Lithium-Batterien und Lithium-Ionen-Akkus auch wertvolle Rohstoffe wie Kobalt und Nickel enthalten, die durch Recyclingverfahren zurückgewonnen werden können.

Um falschem Entsorgen und damit Bränden vorzubeugen, schlagen Wessely und Kriegner-Gruss Bewusstseinsbildung an Schulen beziehungsweise Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung vor.


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