„Olympische Spiele sind für mich etwas ganz Besonderes“
WELS. Es sind dies die dritten Spiele von Sabrina Filzmoser. Am 8. August wird es für die sympathische Sportlerin ernst. Dann startet ihr Wettkampf in der Klasse bis 57 Kilogramm. Doch nicht nur mit Filzmoser ist der Verein Multikraft Wels in Rio vertreten. Es gibt noch weitere Beiträge.
Doch zuerst zu Sabrina Filzmoser. Ihr langjähriger Trainer, Förderer, Entdecker und Mentor Willi Reizelsdorfer (lange Zeit selbst Sportjournalist) hat sich mit Sabrina über die Spiele, Erwartungshaltung, aber auch die Zeit danach unterhalten.
Reizelsdorfer: Zu Beginn des Olympia-Jahres 2016 ließen die Erfolge auf sich warten - bis zum Grand-Slam am 6. Mai in Baku, wo mit Platz drei die Rückkehr in die Weltspitze gelang und der Grundstein für deine dritte Olympia-Teilnahme gelegt wurde. Wie hast du diesen Druck gemeistert?
Filzmoser: Auslöser für das Formtief war eine bakterielle Infektion Anfang des Jahres, die sich als sehr hartnäckig und kräfteraubend erwies. Beim Trainingslager in Japan ging dann gar nichts mehr und ich musst dort ins Spital. Die richtigen Antibiotika halfen mir wieder auf die Beine. Dazu kamen leider aber einige kleinere Verletzungen, die mir viel Kraft kosteten. Trotzdem war ich stets überzeugt, dass ich am richtigen Weg bin. Einiges an Training und viel Physiotherapie waren nötig, um den Grenzgang, die vielen Turniere und die Belastungen zu meistern. Aber am Ende hat es sich ausgezahlt.
Reizelsdorfer: Nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 und London 2012 wirst du am 8. August 2016 in Rio an den Start gehen. Was bedeutet für dich die dritte Olympia-Teilnahme und wie hoch liegt deine Erwartungshaltung?
Filzmoser: Olympische Spiele sind für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe bereits zweimal die Ehre gehabt, dabei sein zu dürfen, konnte jedoch keine Medaille erkämpfen. Ein siebenter Platz ist meine bisher beste Olympia-Platzierung. Ein olympischer Medaillengewinn ist aber die größte Herausforderung für einen Sportler, so auch für mich. Ich war in den vergangenen Jahren körperlich und geistig in der glücklichen Lage, das Ziel des Medaillengewinns konsequent weiterverfolgen zu können. In Rio möchte ich es erreichen.
Reizelsdorfer: Du hast im Judosport schon so viel erreicht: 13 Staatsmeistertitel, insgesamt elf EM- und WM-Medaillen sowie unzählige Weltcupsiege. An welche Erfolge erinnerst du dich ganz besonders?
Filzmoser: Weil meine Eltern in Japan mit dabei waren, freute ich mich über die letzte WM-Medaille 2010 in Tokio sehr. Im Mutterland des Judosports vor tausenden Zuschauern auf dem Stockerl zu stehen, das war ein besonderes Erlebnis. Für mich glänzte damals die Bronzemedaille wie Gold. Weiters meine beiden Europameistertitel und meine erste WM-Medaille 2005 in Kairo.
Reizelsdorfer: Wirst du nach Rio 2016 deine sportliche Karriere beenden? Wenn ja, wirst du dem Judosport in irgend einer Form erhalten bleiben?
Filzmoser: Voraussichtlich werde ich nach Rio bei meinem Entwicklungsprojekt in Bhutan und Nepal arbeiten. Es macht mir irrsinnig Spaß meinen Freunden im Himalaya helfen zu können, sie zu fördern und sie auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen. Im letzten Jahr hat sich mit Hilfe des Verbandes, des Sportministeriums und auch dank der Unterstützung von vielen österreichischen Judokämpfern etwas wirklich Wundervolles entwickelt.
Reizelsdorfer: Du hast „Internationales Management“ studiert. Wie lauten deine beruflichen und privaten Zukunftsziele?
Filzmoser: Diese Ausbildung konnte ich dank der großartigen Unterstützung durch das Bundesheer absolvieren. Damit ist eine Basis für den Neuanfang geschaffen, der mir bevorsteht. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich unbedingt einen Job im Management anstrebe. Ich könnte mir auch eine weiterführende Ausbildung als Berufspilot oder Bergführer vorstellen. Natürlich werde ich auch in Zukunft immer nach sportlichen Herausforderungen suchen. Ich liebe die Bewegung und die Abenteuer draußen an der frischen Luft, in der Natur und besonders in den Bergen. Es gibt viele Träume. Um sie zu realisieren, hoffe ich zu allererst gesund zu bleiben und meinen Enthusiasmus und Abenteuergeist beizubehalten. Aber ich denke, dies geht so schnell nicht verloren.
Weitere Welser Beiträge
Seit 1. August ist Filzmoser mit ihrem vom OÖC nominierten Welser Trainingspartner Kimran Borchashvili nach Brasilien. Der 23-jährige Staatsmeister im Leichtgewicht ist mit zwei Medaillen im Europacup 2016 Österreichs Judo-Aufsteiger des Jahres. Sein Vereinskollege David Geber (26) erntete als Masseur des rot-weiß-roten Judo-Olympiateams beim Abschluss-Trainingscamp in Linz viel Lob.
Und Ex-Welserin Fabiane Hukuda-Strubreiter (35), von ihren Freunden liebevoll „Fabi“ gerufen, ist jetzt schon überglücklich: Sie wurde in Brasilien zur olympischen Fackelträgerin auserkoren. Die einstige Junioren-Weltmeisterin in der Klasse bis 52 Kilogramm aus Sao Paulo kämpfte bis zu ihrem Karriereende 2009 mehrere Jahre für Multikraft Wels - und erhielt auch die österreichische Staatsbürgerschaft. „Die Vorfreude auf das größte Sportereignis der Welt ist riesengroß. Ich werde für Sabrina ganz fest die Daumen drücken“, teilte Fabi ihren Welser Sportfreunden mit.
Daumen drücken ist auch beim Filzmoser-Fanclub in Thalheim und Wels angesagt. Denn zwei WM- und neun EM-Medaillen hat Sabrina schon erkämpft - lediglich olympisches Edelmetall fehlt ihr noch. Judo-Vereinspräsident Ernst Faber hat nachgerechnet: „In ihrer 23 Jahre langen Laufbahn hat Sabrina insgesamt 149 Medaillen bei internationalen Wettkämpfen geholt. Sollte ihr in Rio die 150. Medaille gelingen, wäre das die Krönung ihrer großen Laufbahn. Das wünschen ihr alle Judofreunde von Herzen.“
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