Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Die Völker, die sich verteidigen, bleiben auf der politischen Karte“

Gerald Nowak, 05.03.2025 08:38

WELS. Auf Einladung von Stadtrat Thomas Rammerstorfer (Grüne) und Stefan Haböck von der Ukrainian-Austrian-Association war der ukrainische Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets, zu Gast. Er sprach mit geflüchteten Landsleuten, besuchte Vereine und sprach bei einer Diskussionsveranstaltung.

Vasyl Khymynets (Foto: Tips)
Vasyl Khymynets (Foto: Tips)

„Die Ukraine will Frieden. Wir sind aber nicht der Aggressor. Der Schlüssel für den Frieden liegt im Kreml“, so der Botschafter. Meinungen, die sagen, dass die Ukraine einfach Gebiete abtreten soll, erteilt der Diplomat eine klare Absage: „Die Völker, die sich verteidigen, bleiben auf der politischen Karte“. Es brauche einen gerechten und nachhaltigen Frieden: „Wenn Putin jetzt Truppen abzieht, dann bedeutet dies nur eine Pause. Er wird weitermachen. Er muss gestoppt werden“, ist Khymynets überzeugt. Es braucht die Stärke der eigenen Position und auch die Diplomatie, um in ehrliche Verhandlungen zu treten. Daran glaubt Khymynets: „Putin versteht nur Stärke. Die Gefahr geht nicht von der Ukraine aus. Wir wollen Frieden. Der Aggressor sind nicht wir. Von der Täter-Opfer-Umkehr halte ich nichts. Deswegen war es auch ein gutes Zeichen, dass Europa bei dem Gipfel in London so zusammen gestanden ist“, meint der Botschafter.

Es braucht endlich das Zusammenrücken und den Aufbau der militärischen Verteidigung: „Es gibt das Sprichwort. „Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor. Die Ukraine ist stark, mutig und auch verteidigungsfähig“, sagt der Diplomat. Europa muss zusammenstehen und sich neu aufstellen in der Sicherheitspolitik. „Wir verteidigen unsere Souveränität, aber auch europäische Werte, die von Putin permanent angegriffen werden. Frieden muss gesichert werden“.

Danke an Österreich

Der Botschafter dankt den Österreichern für die Hilfsbereitschaft und die Unterstützung der geflüchteten Landsleute. „Ich versuche, Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden zu organisieren. Wir wollen viel zurückgeben und viele wollen wieder nachhause. Aber es ist vieles zerstört. Putin greift immer wieder die Infrastruktur von uns an“, so Khymynets.

Stimmen zum Besuch

Thomas Rammerstorfer, Umwelt- und Klimastadtrat (Die Grünen): „Der Besuch des Botschafters war uns eine große Freude und Ehre. Wir werden daran arbeiten, die Beziehungen weiter zu intensivieren. Durchaus denkbar für die Zukunft wäre auch eine Wirtschafts- oder Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt.“

Stefan Haböck: „Wichtig ist es mir immer, über die Ukraine nicht ohne Ukrainer zu diskutieren. Ukrainer sind mittlerweile Teil unserer Stadt und wir wollen daher auch Raum bieten um Erfahrungen auszutauschen, zum Nachdenken über die Realitäten des Krieges anzuregen und über Erfolge und auch Hürden bei der Integration zu sprechen.“

Blick zurück

Erste Anlaufstelle war das Hotel Alexandra von Alexandra Platzer. In den ersten Wochen und Monaten nach Beginn der russischen Vollinvasion der Ukraine 2022 wurden hier zahlreiche Geflüchtete untergebracht, viele wohnen mittlerweile fix in der Region. Platzer war auch behilflich bei der Arbeitsplatzsuche. Der Judoverein Multikraft Wels war und ist ausgesprochen engagiert, was Integration und Unterstützung ukrainischer Kinder und Jugendlicher betrifft. Viele fanden hier ihren Stammverein, der auch bei Problemen des Alltags und des Spracherwerbs half. Derzeit sind 540 Ukrainer in Wels gemeldet.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden