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Nach Watschenaffäre und merkwürdiger Generalversammlung: Fünf Landesverbände stemmen sich weiter gegen Kleinmann

Leserartikel Philipp Hebenstreit, 02.06.2017 14:05

Wien, NÖ. Gestern fand am Wienerberg in Wien-Favoriten eine Pressekonferenz von fünf Volleyball-Landesverbänden statt. Den Funktionären ging es darum, Fakten rund um die außerordentliche Generalversammlung (samt geplanter Abwahl von ÖVV-Präsident Peter Kleinmann) zu präsentieren. Außerdem forderten sie einmal mehr einen Kulturwandel im heimischen Volleyball.

Fotos: Hebe
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Drei Security-Mitarbeiter stehen an der Tür zur Pressekonferenz, Zutritt gibt es nur für Journalisten. Peter Kleinmann, seines Zeichens Präsident des Österreichischen Volleyballverbandes (ÖVV), muss vor der Türe warten. Um 10.30 geht es los, der ORF überträgt via Livestream und auf ORF Sport+ die Konferenz. Am Podium sitzen Thomas Mayer (Präsident des NÖVV), Bernd Csar (Präsident des Burgenländischen Verbandes), Florian Stöckl (Landes-Sportkoordinator des Steirischen Verbandes) sowie Karin Frühbauer (Volleyball-Leistungszentrum Kärnten). Csar eröffnete die Pressekonferenz: „Es ist in den letzten Wochen sehr viel passiert. Unser Anliegen ist es, dass wieder Ruhe reinkommt.“ Sein Nachsatz: „Es ist keine Pressekonferenz gegen Peter Kleinmann, sondern es geht uns darum Sachen klarzustellen, die auf Fakten basieren.“

Rücktrittsaufforderung nach Watschenaffäre

Was war passiert? In Amstetten kam es zu einem handfesten Eklat: Der Sportdirektor des Volleyballclubs Amstetten (VCA) und zugleich Vizepräsident der heimischen Volleyball-Liga, Michael Henschke, hat einen Nachwuchsspieler geohrfeigt. Als diese Tätlichkeit an die Öffentlichkeit kam, wurde der Ruf nach Konsequenzen laut. Der Rücktritt aus den ÖVV-Funktionen Henschkes wurde lautstark gefordert. Einzig: Er kam nicht. (hier ist das Tips-Interview mit NÖVV-Präsident Thomas Mayer mit der Rücktrittsforderung nachzulesen).

Auf diesen Rücktritt wartete man vergebens, Henschke ist weiterhin im Amt.  Daher berief Mayer eine außerordentliche Generalversammlung (GV) ein. Am 12. Mai war es so weit. Mayer: „Wir haben Misstrauensanträge gegen Peter Kleinmann und den ÖVV-Vorstand gestellt. Daran haben sich vier Landesverbände angeschlossen.“ Beim Misstrauensantrag gegen Michael Henschke hat sich mit Oberösterreich sogar ein fünfter Landesverband angeschlossen.

„Kleinmann hat Abwahl verhindert“

„Bei dieser GV ist es dem Präsidenten Kleinmann gelungen mit juristischen Tricks durch Verbannung aller demokratischen Grundregeln seine Abwahl zu verhindern“, fügte Mayer an. Die Vollmacht des Burgenländischen Vertreters (Burgenlands Präsident Csar war aus privaten Gründen verhindert, er schickte einen Stellvertreter) wurde nicht anerkannt. Mayer dazu: „Dadurch wurde dieses Stimmrecht nicht gewährt. Ein wesentlicher Punkt war auch, dass bei gültigen Anträgen des Misstrauens eine Abwahl der Person einfach verhindert wurde. Obwohl ein gültiger Misstrauensantrag gegen Michael Henschke da war, wurde die Abwahl verweigert“, fehlt Mayer jegliches Verständnis für diese Vorgangsweise.

Ruf nach Kulturwandel im Volleyball

Wie ist also der aktuelle Stand der Dinge? Die fünf Landesverbände wollen einen Kulturwandel, Peter Kleinmann solle gemeinsam mit Michael Henschke den Hut nehmen. Mayer einmal mehr: „Es geht in erster Linie um die Art und Weise, wie Menschen behandelt werden. Diese Art und Weise lässt Wertschätzung vermissen, ist herabwürdigend und menschenverachtend. Dass sich verdienstvolle Sportler und Funktionäre das gefallen lassen müssen, hat sich unser Sport einfach nicht verdient. Es demotiviert und entzweit. Von vielen werden Halb- und Unwahrheiten verbreitet. Es herrscht Angst vor Repressalien und politischer Einflussnahme. Das sind wichtige Gründe, warum wir sagen „So geht es nicht.“

Bernd Csar unterstrich gegen Ende der Pressekonferenz ganz klar: „Keiner von uns hier hat Interesse daran, die Nachfolge von Peter Kleinmann anzutreten. Wir haben in unseren Bundesländern genug zu tun. Es gibt genug Menschen in Österreich, die den Job machen könnten.“

Nach dem offiziellen Ende des Pressegesprächs holte eine ORF-Mitarbeiterin Peter Kleinmann zur Stellungnahme ins Zimmer. Der ÖVV-Präsident meinte in seinem ersten Statement: „Es ist einfach zu kommentieren: Es wird mehr Wertschätzung und Demokratie eingefordert und dann stehen drei Security-Leute draußen und lassen einen nicht rein. Da haben wir ein anderes Demokratieverständnis.“ Kleinmann verstehe das Thema überhaupt nicht, „Ich werde, wenn ich 70 bin aufhören“, sagte der 69-Jährige. Für den Herbst sei eine außerordentliche Generalversammlung angedacht, dort möchte Kleinmann seinen Nachfolger präsentieren. Sein Nachsatz: „Ich verstehe es nicht, wenn man vor einer Weltmeisterschaft so ein Affentheater aufführt.“

Kleinmann: „Sache ordentlich erledigt“

Zur Amstettner Watschenaffäre  fügte Kleinmann an:  “Am Sonntag hat der Spieler die Ohrfeige von Michael Henschke bekommen. Am Montag habe ich von dem Vorfall erfahren, am Dienstag bin ich nach Amstetten gefahren und habe mit dem Burschen, seinem Vater und dem Herrn Henschke ein Gespräch gehabt. Der Herr Henschke hat sich entschuldigt, der Bursche hat gesagt „Okay, für mich ist der Fall erledigt.“ Der Vater hat gesagt: „Mischa, wenn  H^H

du das nochmal machst, darfst du nie wieder im Volleyball arbeiten. Für mich ist der Fall erledigt.“ Am Freitag hatten wir die Vorstandssitzung des ÖVV. Bei dieser habe ich den Vorstand über den Vorfall informiert und sofort die Anzeige beim Rechtsreferenten des ÖVV gegen den Herrn Henschke eingeleitet. Der Rechtsreferent hat dem Herrn Henschke eine Geldstrafe von 2000 Euro gegeben und ihn für 48 Pflichtspiele als Jugendtrainer bedingt auf drei Jahre gesperrt. Ich persönlich habe nicht die Möglichkeit einen gewählten Funktionär beim ÖVV hinauszuwerfen. Ich glaube, dass wir die Sache ordentlich erledigt haben.“

Kleinmann: „Wir waren nicht daran interessiert diese ungute Watschenaffäre medial breit auszuschlachten“

Laut Aussage des ÖVV-Präsidenten will „Herr Mayer mich schon seit Jahren weghaben. Jetzt hat er Mitstreiter gefunden, die ihn unterstützt haben. Das ist seine Angelegenheit. Dass er sich als Hüter von Ethik und Moral aufspielt, da können wir über einige Dinge reden. Begonnen hat die mediale Präsenz der Herr Mayer. Wobei ich sage, dass wir als ÖVV nicht daran interessiert waren, diese ungute Watschenaffäre medial breit auszuschlachten. Wir wollten es intern regeln und den Herrn Henschke bestrafen. Man kann mit 100 prozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass er (Anm.: Henschke) bei der nächsten Generalversammlung nicht mehr kandidiert.“

Steigende Mitgliederzahlen in NÖ

Gegen Mitstreiter Thomas Mayer schoss Kleinmann übrigens nach: „Seitdem Herr Mayer den NÖ-Volleyballsport leitet, das ist seit 2008, seither hat der NÖ-Volleyballverband um 25 Prozent weniger Volleyballer.“ Mayers Konter folgte auf den Fuß: „Ich bin seit 2009 NÖVV-Präsident.“ Übrigens: Laut Bundessportorganisation zählte der NÖVV mit 1. 1. 2008 2352 Mitglieder, mit Jahresanfang 2016 waren es 3625.

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