Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Ich würde es wieder tun“, bereut Ybbs‘ neuer Polizeikommandant nicht

Margareta Pittl, 07.08.2018 13:08

YBBS. Seit wenigen Wochen steht die Ybbser Polizeidienststelle unter der Leitung von Christian Meyr. Tips hat mit ihm über seinen Werdegang, steigende Gewaltbereitschaft und Fernsehkrimis gesprochen.

Foto: LPD NÖ/D.Höller
Foto: LPD NÖ/D.Höller

Als vergangene Woche Bundesligist FC Flyeralarm Admira vergeblich in der Südstadt gegen ZSKA Sofia um den Einzug in die UEFA Europa League kämpfte – am Ende verloren die Admiraner 3:1 – war auch der Persenbeuger Christian Meyr mit seinem Team vor Ort – der Polizei-Einsatzeinheit (EE) Niederösterreich. „Die Tätigkeit bei dieser Einheit ist für mich das Salz in der Suppe“, erklärt er wenige Stunden vor Spielbeginn. Bei Großveranstaltungen, Demonstrationen, im Rahmen von Hilfs- und Katastrophendiensten und – wie an diesem Tag – eben auch bei Fußballspielen rückt besagte Einsatzeinheit Niederösterreich aus. Teil von ihr ist Meyr neben seinen üblichen polizeilichen Tätigkeiten schon seit vielen Jahren. Viele Jahre, nämlich zehn, war er auch Polizeidienststellenleiter in Persenbeug. Am 1. Juli hat er das Donauufer gewechselt. Auf der anderen Seite, in Ybbs, will er es noch einmal wissen. Dort unterstehen nun 16 Polizeibeamte – zwei von ihnen sind weiblich – seinem Kommando – in Persenbeug waren es sechs – alle männlich. „Das ist schon ein Unterschied, ob man Dienstpläne für sieben oder 17 Beamte erstellt“, erklärt Meyr und deutet auf ein vor Tabellen strotzendes DIN-A3-Blatt auf seinem Schreibtisch. „Ich fühle mich recht wohl hier. Bisher ist alles gut gelaufen“, weiß er über seine ersten Arbeitstage in der Polizeidienststelle Ybbs nur Positives zu berichten und lobt die Zusammenarbeit mit seinen neuen Kollegen.Dass er, ein gelernter Tischler, mit zwanzig Jahren neue berufliche Wege einschlug und in Mödling die Gendarmerieschulbank zu drücken begann, hat er nie bereut. „Ich würde es wieder tun. Für mich ist das der spannendste Beruf, den es gibt“, sagt Meyr voller Leidenschaft. „Ich mag es nicht, wenn es ungerecht zugeht“, begründet er seine Berufswahl und verweist auf seinen Sinn für Gerechtigkeit.

Tatort Internet

Seit mittlerweile 37 Jahren ist der Polizeidienst Teil seines Lebens. Für seine Kollegen ist er 24 Stunden am Tag erreichbar – auch im Urlaub. „Mir ist es lieber, ich investiere 15 Minuten in ein Telefonat, als ich habe später den Salat. Ich fühle mich meinen Leuten verpflichtet“, erzählt er und fügt an: „Das Motto „Gemeinsam sicher“ habe ich immer gelebt.“ Erlebt und gesehen hat er in all den Jahren vieles. Als junger Gendarm war er im Jahr 1984 bei der Besetzung der Hainburger Au im Einsatz. 2015 war er in Spielfeld und Nickelsdorf, als tausende Schutzsuchende die Grenze nach Österreich querten, mit der Einsatzeinheit NÖ vor Ort – „das war schon bewegend“, merkt Meyr an. Über die Jahre habe sich vieles verändert. „Die Technik hat sich unglaublich weiterentwickelt. Vieles läuft heute am Computer und es braucht immer mehr Spezialisten.“ Auch die Kriminalität habe sich gewandelt. Fast täglich habe man mit Internetbetrügereien zu tun. „Der „klassische“ Einbruch tritt im Vergleich dazu fast in den Hintergrund.“ Auch die Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamten sei gestiegen. „Früher ist man als Polizist oft allein zu Raufereien gekommen und konnte die Situation klären. Heute hat man manchmal auch zu viert ganz schön zu tun.“ Schwer verletzt wurde er in all den Dienstjahren nie, leichte Blessuren gab es aber schon. Auch schießen musste er bisher noch nie auf jemanden – „das ist ein Glück“, sagt Meyr und betont: „Gewalt verabscheue ich. Man muss sich Dinge ausreden können.“

Der Psychologe im Polizisten

„Als Polizist muss man auch ein bisschen ein Psychologe sein. Mit der Brechstange funktioniert nichts. Es braucht Empathie und verbale Fähigkeiten. Man hat ja manchmal mit Menschen zu tun, die keinen Ausweg mehr wissen. Da muss man einen Schritt zurückgehen und sich hineinfühlen können.“ Nach einem Fall gefragt, der ihn besonders betroffen gemacht habe, erinnert sich Meyr an einen Autounfall, bei dem ein alkoholisierter Lenker einen Mann überfuhr. Der Überfahrene hatte sich unten am Auto verkeilt. Der Betrunkene sei dann offenbar mehrmals vor- und zurückgefahren – über das Unfallopfer. 1,8 Kilometer wurde es dann vom Fahrerflüchtigen mitgeschleift. Und es hat überlebt. Meyr und sein Team konnten den Fahrerflüchtigen ausfindig machen und den Fall aufklären. „Wir haben viel mit Negativem zu tun, es ist daher umso schöner, wenn wir Erfolge feiern können.“

Wie der Hase läuft

Wie sich Kommandant Meyr nach einem intensiven und vielleicht auch belastenden Dienst erholt? „Mit Sport – Sport ist für mich wie eine Sucht – Familie und Freunden“, antwortet der 56-Jährige, der, um zu seiner Dienststelle zu kommen, meist in die Fahrradpedale tritt. Ob im Hause Meyr auch Fernsehrkrimis und Polizeiserien geschaut werden? „Nein, das ist ja furchtbar, wenn man weiß, wie der Hase wirklich läuft – aber der Fernseher läuft bei mir ja allgemein nicht viel“, antwortet Meyr wie aus der Pistole – geschossen hat die Admira am Ende insgesamt übrigens sechs Tore zu wenig. Die 0:3-Niederlage vom Hinspiel und die 1:3-Niederlage vom Rückspiel haben am Ende in der Südstadt – unter den wachsamen Augen Christian Meyrs – die Fans des bulgarischen Rekordmeisters jubeln und die Admira-Anhänger enttäuscht heimziehen lassen.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden