Der Wahlbeobachter
WAIDHOFEN/YBBS. In der Statutarstadt Waidhofen wird am Sonntag, 30. Jänner 2022, der neue Gemeinderat gewählt. Kommerzialrat Karl Piaty sen. hat sich dazu seine Gedanken gemacht und sie uns in Form eines Leserbriefs übermittelt.
Diesmal ist eine „Wahlprognose“ ein Blick in die „Kristallsaalkugel“. Denn obwohl es keinen Waidhofner interessiert, wer und wann „Kampfbücher“ liest, wird solcher Unsinn in die mediale Wahldiskussion gezogen. Leider werden auch „Waidhofen-Themen“ fast „gegenverkehrt“ angesprochen.
Wohnungsleerstand vs. Wohnungsbau
Obwohl viele wissen, dass in Waidhofen viel zu viel Wohnungen leer stehen, bereits schon jetzt viel zu viel Boden versiegelt ist, wird von WVP und SPÖ ein verstärkter Wohnungsneubau gefordert. Obwohl auf der sonnigen Zell in den letzten Jahren massenhaft Häuser gebaut wurden, bleibt die Schmiedestraße weiter so wie vor 300 Jahren bestehend. Und statt hier praktikable Lösungen zu suchen, wirbt man für weiteres Bauen auf der Zell.
Innenstadt – Belebung und Möblierung
Dass die Fußgängerzone am Hohen Markt weniger belebt ist als 2016 sieht jeder der hier durchgeht – aber in Aussendungen wird das einfach ignoriert, sogar von Belebungserfolgen wird berichtet. Die Innenstadtmöblierung der letzten Jahre (Traversenfahrradständer vorm Rathaus, Plattenspielerbrunnen, Bankerl, Citybushaltestelle usw.) gefällt nur wenigen, aber bisher griffen das nur zwei Listen auf.
Waidhofen als „Biohauptstadt“ vergisst auch auf seine Waidhofner Biobauern, denn die in Wahlprospekten so gelobten „Regionalmärkte“ beziehen nur in einem ganz kleinen Ausmaß die Produkte von Waidhofner Biobauern. Man macht den eigenen, in Waidhofen wählenden Bauern Konkurrenz, diese Entwicklung wird über kurz oder lang sogar den Wochenmarkt schwer beeinträchtigen. Der öffentliche Verkehr liegt im Argen, ein Citybus der an Samstagen, Sonn-und Feiertagen gar nicht fährt und unter der Woche viel zu lange Intervalle hat, wird nie für eine Verringerung des Individualverkehr sorgen können, das ist nur „Verkehrs-Kosmetik“. Seit 27 Jahren wartet die Verwirklichung des Eisenstädter Modells (preisgünstiger öffentlicher Verkehr direkt vor die Haustür) in den Schubladen.
Wahlplakate – für wen?
Was die vielen bunten Wahl-Plakate eigentlich aussagen sollen, fragt sich mancher Beobachter – hier soll scheinbar nur die finanzielle Kraft der einzelnen Wahlwerber demonstriert werden. Und obwohl eine „digitale Wahlwerbung“, wie es FUFU, UWG und MFG vorzeigen, aus Erfahrung erst in den letzten drei Tagen vor der Wahl einsetzt, scheint durch die bereits sehr große Anzahl an Briefwählern nicht mehr zu viel zu erwarten sein. Die Wählerinnen und Wähler in Waidhofen an der Ybbs sollten sich nicht als „Versuchskaninchen“ für Bund und Land verwenden lassen, Impfpflicht und Nazibücher sind wahrlich keine Waidhofner Angelegenheiten. Da aber auch auf die wirklichen Waidhofner Themen bisher vergessen wurde, könnte es erstmals auch in Waidhofen zu einer reinen „Protestwahl“ kommen. Und da ist dann jeder „Wahlausgang“ möglich.
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