Hommage: Erinnerung an einen großen Zwettler Künstler
ZWETTL. Kaum ein Künstler hat in Zwettl so tiefgreifende Spuren hinterlassen wie Helmut Schickhofer. Anlässlich seines 75. Geburtstages am 14. April 2017 ließ der Zwettler Norbert Müllauer der Tips-Redaktion eine Hommage zukommen.
Geboren 1942 in Stockerau, wuchs er bedingt durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges in Stein an der Donau auf. Seine Studien an der Universität Wien und an der Akademie für bildende Künste beendete er 1966 mit dem Diplom für Malerei und dem Meisterschulpreis.
„Kunsterzieher“ am Zwettler Gymnasium
Von 1968 bis zu seiner schweren Erkrankung 1995 unterrichtete er am Gymnasium in Zwettl. Unvergesslich für viele Schülergenerationen ist sein Wirken als Kunsterzieher. Seine gewinnende Art, sein offenes Wesen hat unzählige Schüler geprägt und begeistert: Im Zugang zur Kunst durch eigenes Schaffen sowie in der Vermittlung der Kunstgeschichte. Umfangreich ist sein künstlerisches Schaffen. Angefangen bei den Zwettler Stadtmotiven über Landschaftsaquarelle bis hin zu abstrakten und expressiven Farbkompositionen reicht eine schier unglaubliche Vielfalt. Seine Werke beinhalten eine minutiöse Gestaltungskraft, seine frühen Radierungen viele lustige und skurrile Details. Immer wieder wird die Landschaft des Waldviertels ins Bewusstsein des Betrachters gelenkt, in der Darstellung der Äcker, Wiesen und Gehöfte, in der Struktur der Felsen und besonders in seinem Spätwerk, in den Reduktionen der Baumstrünke und Baumwurzeln.
Eigene Briefmarke
Sein künstlerisches Wirken wurde auch national gewürdigt durch die Herausgabe einer eigenen Briefmarke 1997 in der Reihe „Moderne Kunst in Österreich“ durch die Österreichische Postverwaltung. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten gehörte Helmut Schickhofer zu den wichtigsten kulturellen Impulsgebern des Waldviertels.
Was gab es da nicht alles an Veranstaltungen. Ein buntes Gemisch von Literatur, Musik, Malerei, und Theater. Anfänglich noch beschränkt auf sein Garagenatelier in der Forstgasse bezog Schickhofer 1985 ein Atelier in der Hamerlingstraße Nr. 8. Er gründete den Zwettler Kunstverein und das Atelier wurde schließlich 1988 zur Blaugelben Viertelsgalerie des Waldviertels. Mit seinem Kunstverständnis hat er alle kreativen Geister aus der Region von Jung bis Alt mit einbezogen als eigentliche Aufgabe einer Viertelsgalerie.
Wie schrieb Friedensreich Hundertwasser in seinem Nachruf im Dezember 1998: „Kreative Persönlichkeiten brauchen nicht im Zentrum zu leben, wie z. B. in Paris, New York oder Wien, um aktiv zu sein und um zu wirken. Sie werden selbst zum Zentrum!“ Schickhofer aus Zwettl ist ein Beispiel dafür. Schickhofers Schaffen ist vielseitig, aber immer voll Ehrfurcht vor der Farbe, dem Schönen und der Schöpfung, ganz gleich, ob er Häuser beseelt oder Linien zieht.
„Mir persönlich haben seine Häuser am meisten imponiert, sie biegen sich im Wind und fliegen, in wunderbare Streifen zerlegt, davon. Häuser, die leben und leiden, die sich entfalten und fliegen können. Nur Egon Schiele aus Tulln, auch aus Niederösterreich, konnte das, Häuser wie Menschen malen, die Mauern, pulsierend, voll von geheimnisvollem Leuchten, das aus der Tiefe kommt. Allein durch diesen Teil seines Schaffens ist Schickhofer ein Großer. Es ist schön, dass er da war!“, schreibt Norbert Müllauer abschließend.
Helmut Schickhofer verstarb viel zu früh am 16. 8. 1998 im 57. Lebensjahr.
(Text: Norbert Müllauer)
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