20 Jahre Comedian Vocalists: „Wir sind musikalisch verheiratet“

„Wir trinken Bier nach Männerart, wie schön es rinnt durch die Seele, und kommen dabei schön in Fahrt und öffnen das Herz und Seele...:“ Wenn man sich mit den Comedian Vocalists im Wirtshaus auf ein Interview trifft, kommt man beim Zuprosten automatisch in den Genuss einer musikalischen Kostprobe.

Der erste Auftritt 1998

Der musikalische Grundstein wurde bereits bei den Zwettler Sängerknaben sowie bei den Zwettler Vocalisten gelegt, bevor sie im Herbst 1998 als „Comedian Vocalists“ ihren ersten Auftritt beim Bunten Abend der Theatergruppe Zwettl hatten. Mit Erfolg: Stefan Löschenbrand, Christian Löschenbrand, Harald Adolf, Gerald Höbarth und Ralf Wittig, damals noch begleitet von Klavierspieler Albert Kolm, begeisterten das Publikum mit ihrem musikalischen Beitrag samt komödiantischem Witz, angelehnt an die Comedian Harmonists. „Das kam wirklich gut an und wir haben uns in die Musik der 20er und 30er verliebt, weil sie einerseits ein breites Publikum anspricht und andererseits auch eine Herausforderung darstellt“, meint Christian Löschenbrand.

„Inkorrekt“ und „zweideutig“

Die große Kunst: „Was eigentlich ganz leicht, locker und elegant klingen sollte, ist in Wirklichkeit richtig schwer“ - bedingt durch die Schnelligkeit, in der die Lieder gesungen werden, weiß Harald Adolf. Und obwohl die Texte zumeist „völlig inkorrekt“ und „mindestens zweideutig“ daherkommen, haben „die Lieder noch nichts von ihrem Charme verloren“, so Ralf Wittig. Allerdings war das Problem, dass es bislang nur Noten zu einigen wenigen Original-Arrangements der Comedian Harmonists überliefert gab.

Ralf Wittig erinnerte sich noch an erstes Material - ein teilweise „unsingbares Zeug“ mit „haarsträubenden Tonübergängen“. So gingen sie, allen voran Stefan Löschenbrand, ans Werk, um in mühseliger Arbeit durch „Herunterhören“ der Originalaufnahmen die Noten selbst niederzuschreiben.

Auf der Bühne ist was los

Dennoch, die fünf Sänger und der jetzige Pianist Alexander Greiml (“der klavierspielende Traum aller Schwiegermütter“) scheinen sich gefunden zu haben, „die Klangfarbe war von Anfang an da“ und „mittlerweile haben wir auch vermeintlich schwierige Stücke wesentlich schneller einstudiert“, so Christian Löschenbrand.

Auf die Frage nach der Weiterentwicklung in den letzten Jahren antwortete Stefan Löschenbrand wie aus der Pistole geschossen: „Was die einen verloren haben, haben die anderen an Gewicht zugelegt!“ Scherz beiseite. So zählt mittlerweile die humorvolle Moderation zum wichtigen Bestandteil ihrer Konzerte, verschiedenste Choreografien gehören ebenso dazu, wie Verkleidungen, die bei manchen Liedern an die Stelle des gängigen Frackes treten.

Richtige Männerfreundschaft

Ein Erfolgsgeheimnis der Comedian Vocalists ist das für sie richtige Ausmaß. „Es war nie ein Muss - wie es sich eben neben unseren Berufen zeitmäßig ausgegangen ist. Wir haben im Jahr rund zehn Auftritte, die wir - und das ist das Schöne - trotzdem auf demselben Level halten können“, erzählt Christian Löschenbrand. Nicht zuletzt verbindet die sechs eine enge Freundschaft, „wir kennen uns in- und auswendig und sind quasi musikalisch verheiratet - mit allen Höhen und Tiefen“, lacht Löschenbrand. Das Männerensemble gibt es pur und unplugged, alle 80 Lieder im Repertoire werden auswendig geträllert.

Kein Konzert ist wie das andere, zumeist wird auch traditionsgemäß dort genächtigt, um Zeit für die nötige „Vor- oder Nachbesprechung“ zu haben. „Jedes Fortfahren ist für uns kein Muss sondern ein schöner Ausflug, gewissermaßen ein Altherrentreffen“, erzählen die beiden Löschenbrands. Dass man dabei das eine oder andere Erlebnis mit nach Hause nimmt, ist nicht verwunderlich.

So erzählen sie etwa von einem Auftritt beim Internationalen Pfadfindertreffen in Großarl. In einem Hotel einquartiert, zählt es zur guten Tradition eine Akustikprobe am Herrenklo zu absolvieren, denn geflieste Räumlichkeiten würden sich einfach am besten dafür anbieten. Durch die Klänge am WC wurden auch die Damen aufmerksam. „Sie haben uns eingeladen auch auf der Damentoilette ein Ständchen zu bringen, dem sind wir natürlich nachgekommen“, schmunzelt Christian Löschenbrand.

Bühnentraum: Stagediving

„Ein Traum wäre, einmal in Berlin aufzutreten, an den Original-Schauplätzen der Comedian Harmonists sozusagen“ meint Stefan Löschenbrand. „Und Stagediving möchte ich einmal ausprobieren“. Nach Teddybären auf der Bühne, die sie zuvor selber verteilten, einem BH und einem Herrenslip wäre Crowdsurfing so ziemlich das einzige was noch fehlt, lacht „Stunt-Tenor“ Löschenbrand. Womöglich wird das besagte Bad in der Menge sogar beim Jubiläumskonzert in Stift Zwettl (23. und 24. November) genommen. Wie das allerdings sturzfrei zu lösen ist, daran wird derzeit noch getüftelt.

Kein Ende in Sicht

Die sechs schließen es nicht aus, musikalisch auch einmal über den 30er Jahre Tellerrand hinauszublicken, ebenso ist eine Platte im Gespräch. Aber auch wenn sich möglicherweise das Genre erweitert: „Wo wir uns allerdings sicher sind, dass wir so lange wie möglich miteinander musizieren werden“, so Christian Löschenbrand.

Jubiläumskonzerte mit neuer CD

Ihr 20-jähriges Bestehen feiern die fünf Sänger aus Zwettl und ihr Pianist Alexander Greiml aus St. Pölten mit einem Konzertwochenende für Groß und Klein, in dessen Rahmen sie auch gleich ihre bereits vierte CD mit dem Titel „Jetzt oder nie!“ präsentieren. „Es passt einfach zu dem Zustand, in dem wir uns gerade befinden“, schmunzelt Ralf Wittig.

Es wird also kein Auge trocken und kein Ohr ungespitzt bleiben wenn die Comedian Vocalists in gewohnt komödiantischer Weise Ohrwürmer aus den 30er-Jahren im Festsaal von Stift Zwettl zum Besten geben und mit viel Humor durchs Programm führen.

Nicht zu vergessen das einstündige Kinderkonzert am Samstag, 24. November, bei dem viele Lacher schon vorprogrammiert sind.