Faktencheck rund um Flucht und Asyl im Bezirk Zwettl
BEZIRK ZWETTL. Viele unterschiedliche Zahlen, Meinungen, Gerüchte und Informationen rund um das Thema Asyl und Flucht kursieren im Bezirk. Tips versucht ein wenig Ordnung in das Gewirr zu bringen.
„Es geht vielfach um Ängste, Neid, Missgunst, Gerüchte und Behauptungen und auf der anderen Seite um ganz viel Unterstützung, Solidarität, offene Herzen und helfende Hände“, eröffnet Christian Scheidl, Caritas-Ansprechpartner für Asyl und Integration, jüngst seinen Vortrag bei einer Informationsveranstaltung in Groß Gerungs. Einfache Antworten und Lösungen sucht man in diesem Bereich vergeblich.“Auf beiden Seiten stehen Menschen mit ihren Schicksalen und Geschichten, mit ihren Hoffnungen und Träumen. Menschen, die sich in vielen Regionen des Bezirks bereits gegenüberstehen oder bald gegenüberstehen werden. Unsere Aufgabe ist es, so gut wie möglich damit umzugehen“, fährt Scheidl fort.
Fakten statt Gerüchten
Unerlässlich in diesem Zusammenhang sind entsprechende Informationen und Fakten. Flucht ist allgegenwärtig. Ende 2014 waren weltweit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht, wobei der überwiegende Anteil zuerst an einen sicheren Ort im eigenen Land flieht (86 Prozent finden Zuflucht in Entwicklungsländern). Für 2015 werden in Österreich zwischen 70.000 und 80.000 Asylanträge erwartet (Stand 31. August: 46.133 Anträge), für den kommenden Winter rechnet man aufgrund der Unpassierbarkeit der Flüchtlingsrouten mit einem Einbruch. Rund 60 Prozent der österreichischen Gemeinden haben bis dato noch keine Flüchtlinge aufgenommen.
Status quo im Bezirk Zwettl
In 15 von 24 Kommunen im knapp 43.000-Einwohner-Bezirk Zwettl finden Asylwerber bzw. Asylberechtigte bereits Zuflucht (siehe Tabelle, Stand: 20. Oktober!). In den neun restlichen Gemeinden erfolgte nach derzeitiger Information noch keine Aufnahme. Ein Blick in die Archive zeigt, dass Flüchtlingshilfe rund um Zwettl kein neues Phänomen ist: So wurden im Jahr 1994 im Zuge der Balkankonflikte laut dem Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Zwettl 205 schutzsuchende Personen registriert. In der Stadtgemeinde Zwettl als solche beherbergte man 80 kroatische Kinder im Spätherbst 1991 sowie 94 Flüchtlinge im Juni 1992.
Stimmung im Bezirk
„Überall dort, wo die Bevölkerung frühzeitig informiert und einbezogen wird, funktioniert es gut, durch Begegnungen werden oft viele Ängste und Vorurteile abgebaut“, meint Christian Scheidl aufgrund seiner Erfahrungen. Problematisch sei es nur dann, wenn der Informationsfluss – aus welchen Gründen auch immer – nicht funktioniere und man plötzlich mit vielen fremden Leuten konfrontiert werde. Die größeren Herausforderungen wird es hinsichtlich Arbeit und Wohnsituation geben. Wenn die Asylberechtigung auf dem Tisch liegt, fällt beispielsweise das bisher organisierte Quartier weg. „Herrscht in der Heimat Frieden, gehen sehr viele erfahrungsgemäß nachhause“, so Scheidl. „Grundsätzlich wird ein Großteil der Asylberechtigten wahrscheinlich in städtische Räume wandern, im Waldviertel werden wohl die wenigsten bleiben.“
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