Waffenbesitzkarten: Sprunghafter Anstieg im Bezirk

Laut Auskunft der Bezirkshauptmannschaft (BH) Zwettl ist die Anzahl von Waffenbesitzkarten (WBK) 2015 im Vergleich zum Vorjahr enorm gestiegen, so wurden 2014 31 neu ausgestellt, ein Jahr darauf händigten die Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft bereits 86 Waffenbesitzkarten aus. Mit Jänner 2016 wurde nun der vorläufige Höhepunkt erreicht, denn allein in diesem Monat kam es zu 26 neuen Anträgen, was nahezu einem Drittel jener des gesamten Vorjahres entspricht. Bezirkshauptmann Michael Widermann dazu: „Früher wurde ein Großteil der Waffenbesitzkarten mit dem Schießsport beziehungsweise der Mitgliedschaft in entsprechenden Vereinen begründet, derzeit ist das Motiv „Selbstverteidigung“ stark im Steigen begriffen.“ Die Mehrheit der Waffenbesitzkarten ist noch immer in Männerhand (2015: 76 von 86 ausgestellten WBK). Robert Siegert, Vorsitzender des Fachausschusses Waffenhandel der Wirtschaftskammer, ergänzt: „Im Selbstschutzbereich haben wir die größte Steigerung bei den sogenannten „Freien Waffen“, allen voran dem Pfefferspray.“ Die Experten der Branche verzeichnen grundsätzlich einen erhöhten Informationsbedarf über die rechtlichen Belange rund um den privaten Waffenbesitz, sowohl im Geschäft, als auch durch Anfragen per E-Mail oder Telefon, dies gilt auch für den Raum Zwettl, wo es vermehrt Kundenaufkommen abseits vom jagdlichen Kernpublikum gibt, bestätigt Waffenfachhändler Enengl.

„Aussterbender Waffenpass“

Wie viele Experten immer wieder betonen, werden Neuausstellungen von Waffenpässen heute eher selten getätigt, „diese Berechtigung wird regelrecht aussterben“, betont Robert Siegert von der WKO. Die Tendenz dazu ist auch im Bezirk ersichtlich, so wurden vergangenes Jahr nur noch vier Waffenpässe neu ausgestellt, 2014 acht. Der Pass berechtigt neben dem Erwerb und dem Besitz auch zum Führen (Bei-sich-Tragen) von genehmigungspflichtigen Waffen.

Politische Diskussion

Die EU-weite Diskussion rund um die Verschärfung des Waffengesetzes, die Anfang des Jahres auch in Österreich heftig geführt wurde, sieht der Berufsjäger und Inhaber von Österreichs erstem Schießsimulationszentrum, Markus Heindl, kritisch. „Der gesunde Respekt vor der Waffe ist absolut gut so, das verhindert den leichtfertigen Umgang, aber es ist grundsätzlich ein Bürgerrecht des österreichischen Staatsbürgers, eine Waffe zu besitzen!“ Viel wichtiger als die Diskussion rund um eine Verschärfung des Gesetzes wäre es, den verantwortungsvollen Umgang mit dem „Gerät“ zu fördern, sich dem bewusst zu sein, was man in der Hand hat. Dazu gehört umfassende Information, Ausbildung und Trainingsmöglichkeit sowie die regelmäßige Überprüfung der Schießfertigkeit – gerne auch verpflichtend, meint Heindl abschließend.

„Laut Aufschlüsselungen wer­den mehr Leute durch Damen­strumpfhosen erdrosselt, als durch legale Schusswaffen getötet. Die Kriminalität wird aufgrund Verschärfung des Waffengesetzes nicht weniger werden, vielmehr wird die Illegalität geschürt.“ Markus Heindl, Schießsimulationszentrum Waldviertel

Übersicht Waffenkategorien

• Kategorie A: Verbotenes Waffen- und Kriegsmaterial
• Kategorie B: jene Waffen, die nicht der Kategorie A angehören (z. B.: Revolver, Pistolen, Halbautomaten), Besitz nur mit behördlicher Bewilligung – Bedarfsnachweis! Registrierungen laut BH Zwettl: 2189 (laut 27. Jänner 2016)
• Kategorie C: alle jene, die nicht A oder B angehören, Schusswaffen mit mindestens einem gezogenen Lauf –“Büchsen“, meldepflichtig, Registrierungen laut BH Zwettl: 2023
• Kategorie D: sonstige Schusswaffen mit glattem Lauf, die nicht A oder B angehören – „Flinten“, Registrierungen laut BH Zwettl: 252

Grundsätzlich hat jeder unbescholtene Österreicher das Recht eine Waffe zu besitzen. Führen der Waffe (“Bei-sich-Tragen“) nur mit WP möglich (oder Jagdkarte bei C und D)