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Tag des Waldes 2017: "Die grüne Revolution kommt"

Katharina Vogl, 06.05.2017 18:25

MARTINSBERG. Schon gewusst, dass es in Österreich 3,4 Milliarden Bäume gibt, um diese zu zählen, braucht man etwa fünf Jahre. Dabei ist der höchste 65 Meter, die waldreichste Gemeinde im Bezirk Zwettl ist Bärnkopf. Spannende Daten und Fakten standen beim gestrigen „Tag des Waldes“, am 5. Mai, in Martinsberg im Mittelpunkt. Einmal mehr wurde das Potential und die vielfältigen Chancen des grünen Gutes für unsere Region aufgezeigt, die schon den „Wald“ im Namen birgt.

  1 / 16   Holzbau-Meister Martin Simlinger, der in seinem Unternehmen ebenso auf auf 100 Prozent Holz setzt, springt hier auf die sogenannte Leonardo-Brücke, eine Bogenkonstruktion, die bereits auf Leonardo da Vinco zurückggeht. Diese kommt ohne Fixiermittel aus.

„Herzlich Willkommen zu unserem großen Familienfest“, begrüßte Doris Maurer, Geschäftsführerin des Waldviertler Kernlands die zahlreich erschienen Gäste. Gemeinsam mit dem Obmann des Vereines zur Förderung des Waldes, Gerhard Blabensteiner, führte sie durch den Abend. Die Botschaft der Veranstaltung war klar: Ein starkes Zeichen zu setzen und die Wertigkeit von Wald und Holz verstärkt in den Mittelpunkt zu rücken.

Der erste Referent und Obmann des Waldverbandes Österreich, Rudolf Maximilian Rosenstatter, appellierte an das Publikum, die Begeisterung für den Wald weiterzutragen und gratulierte zur entstandenen „Keimzelle“. Interessante Daten gab Peter Mayer, der Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, preis. Nicht nur durch die „Waldinventur“ verfügen sie über eine umfassende Datenbasis. Mit vier Millionen Hektar zählt Österreich zu einem der waldreichsten Gebiete der EU, zudem nimmt der Waldanteil stetig und erheblich zu.

Forst Holz Papier: „Winzig, aber weltweit einzigartig“

Hermine Hackl, stolze Generalsekretärin einer weltweiten einzigartigen Koordinationsstelle, der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP), stellte diese kurz vor. Dort laufen sämtliche Forschungsprojekte, Zahlen und Daten zusammen. Dass sie für das Thema brennt, wurde spürbar. „Der Wald geht uns alle an, damit kann man die Zukunft für nächste Generationen aufbauen. Die Welt da draußen weiß viel zu wenig darüber, dahingehend müssen wir auf die Leute zugehen, wir brauchen in Österreich eine Modellregion für Wald“, so Hackl, die auch gerne ein Kompetenzzentrum zum Thema, eventuell in Schloss Ottenschlag, etablieren würde.

Wien: Höchstes Holzhaus in Planung

Begeisterten Applaus bekam ebenso Elisabeth Köstinger, Abgeordnete zum Europäischen Parlament, im Zuge ihrer Rede. „Der Wald ist für uns so etwas Selbstverständliches, aber wir müssen das Selbstverständliche als das Wertvolle ansehen.“ 2018 werde in Wien das bislang höchste Holzhaus mit 84 Metern und 26 Stockwerken gebaut, verrät Köstinger, die sich jedenfalls freuen würde, wenn in Ottenschlag ein Europäisches Waldkompetenzzentrum errichtet werden würde.

Thoma: Grüne Revolution kommt

Mit Spannung wurde das Hauptreferat von Holzpionier Erwin Thoma erwartet, der mit seinen patentierten Häusern aus 100 Prozent Holz weltweit bekannt wurde. Damit einher geht der vollständige Verzicht auf Chemie und Verleimungen. Stattdessen wird auf mechanisch verbundenes Mondholz gesetzt –“ Holz in seiner besten Form“, wie ihm bereits sein Opa vermittelte. Dieses bei abnehmendem Mond gefällte Holz ist dauerhafter, witterungs- und pilzresistenter, wie die ETH Zürich letztlich auch nachweisen konnte. „Mein Opa hat mir gelernt, ein Haus vollkommen abfallfrei zu bauen, denn dieses Modell der Wegwerfgesellschaft können wir nicht durchhalten“, ist Thoma überzeugt.

Unverfälscht verbautes Holz ist frei von Chemie, hält den Weltrekord bei Wärmedämmung, bietet sechsfachen Brandschutz, Erdbebensicherheit, ist eine natürliche Klimaanlage und macht den Bau von energieautarken Passivhäusern möglich, fasst der Autor zahlreicher Bücher zusammen. Das werde in den nächsten zehn Jahren dramatisch wichtig, denn das „ist der einzige Baustoff, mit dem eine Energiewende möglich ist.“

Derzeit werden noch 90 Prozent aller öffentlichen Bauten betoniert, aber gerade die öffentliche Hand solle hier mit gutem Beispiel vorausgehen. „Liebe Holzleut', seid selbstbewusst, Brust heraus: Stein auf Stein ist der letzte Zucker einer Zeit, die nicht mehr ist“, spricht er die Experten im Publikum direkt an. „Die nächste große gesellschaftliche Veränderung ist die grüne Revolution“, so Thoma.

Mit dem „Material der Zukunft“ müsse man aber auch kostbar umgehen, das liegt in unserer Verantwortung. „Lasst euch den Wald nicht aus der Hand nehmen, wenn wir es nicht machen, macht es wer anderer“, spricht er das unausgeschöpfte Potential des grünen Gutes an.

Der Tag des Waldes 2017 in Martinsberg – mit Sicherheit ein kräftiger Impulsgeber für die Region!


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