OÖ. Bau- und Energiekosten haben in den vergangenen Monaten stark angezogen. Bauherren sollten ihr Bauvorhaben rasch umsetzen.
„Derartig exorbitante Preissteigerungen waren für die Branche nicht sichtbar“, sagt Norbert Hartl, Landesinnungsmeister Bau und Geschäftsführender Gesellschafter der Schmid Baugruppe in Frankenburg: 109 Prozent Preissteigerung bei Leimbinder, 22 Prozent bei Dämmstoffen, bis zu 15 Prozent bei Beton.
„Begonnen hat das im letzten Jahr, hier sind vor allem Materialpreise für Holz, Baustahl und Dämmstoffe extrem gestiegen. Die Preissteigerungen haben im letzten Jahr zwischen 10 und 35 Prozent bei den einzelnen Material Gruppen betragen. Der Trend es in diesem Jahr jedoch ungebrochen wahrnehmbar. Insbesondere im Jänner sind verschiedene Materialgruppen wieder extrem teuer geworden“, sagt Norbert Hartl.
Dies betrifft vor allem alle Materialien, die mit Kunststoff in Verbindung zu bringen sind, wie etwa Dachfolien und Rohrmaterialien, als auch Silikon und Silikat-Baustoffe.
Knappe Materialien, steigende Energiekosten
Besonders betroffen seien laut Hartl durchgehende Baustoffe bei denen nun die CO2 Steuer in die Material Verkaufspreise einfließen. Als Beispiel nennt Hartl die Preisentwicklung bei Beton: Zement wurde in den letzten Wochen um 40 bis 50 Euro die Tonne angehoben, das bedeutet wiederum eine Betonpreissteigerung von Fertigbeton in der Höhe von 10 bis 15 Prozent. Derartig exorbitante Preissteigerungen waren für die Branche nicht sichtbar. Als Grund gibt die Industrie an, Verknappung der Grundmaterialien, des Weiteren extrem gestiegene Energie- und Transportkosten (Gaspreis), sowie die Mehrkosten aus der CO2-Steuer und der Nova (Normverbrauchsabgabe bei KFZ).
Die gestiegenen Preise werden an die Bauunternehmer und schließlich an den Konsumenten weitergegeben. Das Land OÖ hat Sonderzuschüsse für geförderte Bauprojekte beschlossen. „Es ist aber unmöglich, die Kostensteigerung zur Gänze abzufangen“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner.
Bauprojekte rasch umsetzen
„Ich würde jedem raten, sein Bauvorhaben nicht zu verschieben“, sagt Hartl. Eine Erholung der Preise, weder kurzfristig noch mittelfristig, sei nicht zu erwarten. Insbesondere die Entwicklungen auf dem globalen Märkten außerhalb Europa, zeigt ein stetiges Wachstum und enormen Bedarf an Baustoffen. Dem privaten Hausbauer und Häuselbauer ist zu raten, sein Bauvorhaben mit einem seriösen Unternehmen, möglichst zeitnah abzuwickeln. Hartl ergänzt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass „Negativzinsen“, „Verwahrentgelte“ und eine „steigende Inflation“ auf den Geldwert drücken werden würden und somit Bauen auch in Zukunft für den privaten Konsumenten nicht günstiger werden würde.
Abgaben an den Kunden weitergegeben
Ein weiterer Faktor für die gestiegenen Preise seien die in den letzten Jahren beschlossenen Steuern auf Energie, Umwelt, CO2-Ausstoß und die Energiespar-Rahmenbedingungen, so Hartl. Die Mehrkosten wurden und werden nun von der Industrie den Baustoff-Herstellern eingepreist. Diese werden direkt über die Bau-Unternehmen an die Konsumenten weitergeleitet. „Die extrem gestiegenen Kosten für, „Klimaneutralität in Europa“, als auch die zu erwartenden neuen Rahmenbedingungen - unter dem Schlagwort `Gebäuderichtlinie der Europäischen Union -Nullenergie Häuser` werden die Baukosten weiter treiben.“
Kaum Planbarkeit
Derzeit sei es wahnsinnig schwierig, Aufträge anzunehmen, die eine Durchlauf-Dauer von mehr als einem halben Jahr haben. Es könne weder die Preissituation verlässlich dargestellt werden noch in verschiedenen Bereichen die Verfügbarkeit von Baustoffen sichergestellt werden, sagt Landesinnungsmeister Hartl. „Das größte Thema in diesem Zusammenhang ist, das wir die globalen Märkte nicht einschätzen können, und daher nicht wissen wie lange diese Preise und Materialknappheit und diese Kostenrallye anhält.“
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