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"Psycho Drawing": Lentos Kunstmuseum zeigt "Verrückte" Zeichnungen

Karin Seyringer, 16.03.2017 16:02

LINZ. Die erste große Ausstellung des Linzer Lentos Kunstmuseums im Jahr 2017 thematisiert Art brut und die 1960er- und 1970er-Jahre in Österreich. Zu sehen sein werden Diagnosezeichnungen von Patienten aus der Psychiatrie im niederösterreichischen Gugging, in Gegenüberstellung mit Exponaten von Künstlern wie Hermann Nitsch, Arnulf Rainer oder Christian Ludwig Attersee. Eröffnung ist am Donnerstag, 16. März, zu sehen sein wird sie von 17. März bis 11. Juni.
 
 

  1 / 3   "Tigerkopf" (Ausschnitt), 1982; eine Arbeit des Gugging-Patienten Johann Hauser. Foto: LENTOS Kunstmuseum Linz

Die umfangreiche Ausstellung zeigt Zeichnungen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wahn aus den 1960er- und 1970er-Jahren. In Gugging wurde die österreichische Art brut aus der Taufe gehoben. Neben Werken Gugginger Art-brut-Künstler wie Johann Hauser, Oswald Tschirtner und August Walla werden Arbeiten von Arnulf Rainer, Peter Pongratz, Adolf Frohner, Hermann Nitsch, Franz Ringel, Alfred Hrdlicka und Gerhard Rühm präsentiert.

Gemeinsamkeiten werden aufgezeigt

Die Ausstellung spürt den Gemeinsamkeiten von Gugginger Art brut und Kunst der 60er und 70er Jahre in Österreich nach und kommt dabei zu verblüffenden Parallelen. „Mir war es wichtig die Qualität der Kunstwerke in den Mittelpunkt zu rücken und die Kunst der Gugginger Art-brut-Künstler mit dem Kunstschaffen der österreichischen Künstler der 60er und 70er Jahre auf eine Stufe zu stellen. In der Ausstellung wird nicht zwischen den beiden Gruppen unterschieden, sondern sie werden gemeinsam und gleichwertig präsentiert,“ so Kuratorin Brigitte Reutner. „Die spannende Mischung aus Professionisten und Arbeiten aus der Psychotherapie zeigt, das schöpferisches Tun nicht mit akademischen Titeln zusammenhängen muss“, so auch Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer, die einen neuen Zugang zur Kunst geht und neues Publikum ansprechen will.

Exponate aus Sammlung und Leihgaben

Die Lentos-Ausstellung zeigt rund 200 Zeichnungen aus der Sammlung, die 1980 von Psychiater Leo Navratil erworben wurde und die zu den ältesten Art-brut-Museumsbeständen Österreichs zählt. „Eine Sammlung ist die Visitenkarten eines Museums. Es ist ein Schatz, der damit jetzt gezeigt wird“, freut sich auch die interimistische Lentos-Direktorin Elisabeth Nowak-Thaller. Ergänzt wird sie durch diverse Leihgaben.

Unterteilung in Kapitel

Unterteilt ist die Ausstellung in verschiedene Kapitel, die Anleitung geben. Psychiater Navratil lies seine Patienten nach alten Meistern zeichnen - zu sehen ist dies im Kapitel „Inspiration und Interpretation“. Wichtiger Bestandteil sind sogeannte Diagnosezeichnungen, zu sehen in „Identitäten“. Das Kapitel „Mythos Frau“ zeigt zum Beispiel auf, wie Künstler aus Gugging die Frauen zu unerreichbaren Idolen überhöhten, in anderen wird wieder die starke Verbindung zur Mutter deutlich.

Ergänzt werden die ausgestellten Zeichnungen durch umfangreiches Film- und Tonmaterial über die Gugginger Künstler sowie für die Ausstellung produzierte Videointerviews mit Zeitgenossen.

Hinweis

Zur Ausstellung ist im Verlag für moderne Kunst die Publikation „Art brut aus Gugging“ erschienen (24 Euro).

Ein umfangreiches Kunstvermittlungsprogramm steht zur Verfügung, alle Termine gibt's unter www.lentos.at


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Gastuser
Gastuser
19.03.2017 10:10

Für Psychologiestudenten eine wirklich spannende Sache

Das ist wirklich eine total interessante Mischung. Ich habe schon bei meinem Professor angefragt, ob wir nicht im Rahmen der Psychologie Lehrveranstaltung diese Ausstellung in Linz besuchen könnten. Ansonsten werde ich privat vorbeikommen!