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Mühlviertler Kernland: Zehn Maßnahmen für eine klimafitte Region

Online Redaktion, 10.05.2023 12:57

MÜHLVIERTLR KERNLAND. Um die Region klimafitter zu machen, werden im Mühlviertler Kernland zehn Maßnahmen umgesetzt.

  1 / 2   LEADER-Obmann Fritz Robeischl, EBF-Obmann David Bergsmann, LEADER-Geschäftsführerin Conny Wernitznig, Assistentin Nicole Gruber und KEM/KLAR!-Managerin Sonja Hackl (Foto: Mühlviertler Kernland)

Hitzebedingte Gesundheitsschäden, landwirtschaftliche Ertragseinbußen durch Trockenheit und Dürre, Wasserverfügbarkeit und Überflutungen – der im März 2023 erschienene Synthesereport des 6. IPCC Sachstandsbericht macht deutlich, mit welchen Problemen Europa zu kämpfen hat. Diese Auswirkungen sind nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch im Mühlviertler Kernland bereits deutlich spürbar. Um schwere Schäden in der Zukunft zu vermeiden, braucht es daher Maßnahmen zur Anpassung. Mit dem Programm Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) unterstützt der Klima- und Energiefonds seit 2017 Modellregionen zur Anpassung an den Klimawandel in ganz Österreich.

Die KLAR! Mühlviertler Kernland

Die Gemeinden aus dem Bezirk Freistadt sind seit 2017 Teil einer KLAR!-Region. Um auf die unterschiedlichen Betroffenheiten der Gemeinden im Bezirk näher eingehen und gezielter Maßnahmen realisieren zu können, wurde die ehemalige KLAR! Freistadt mit der neuen Einreichung auf die beiden Regionen KLAR! Mühlviertler Kernland und KLAR! Mühlviertler Alm aufgeteilt. Mit dieser Aufteilung wurde nun der letzte Schritt gesetzt, um eine geographische Deckungsgleichheit der Förderprogramme LEADER, KEM (Klima- und Energiemodellregion) und KLAR! im Bezirk zu erreichen. Die KLAR! Mühlviertler Kernland umfasst nun 17 Gemeinden und wird formal als Weiterführung der drei KLAR! Freistadt geführt. Der Energiebezirk Freistadt tritt mit seinen Mitgliedsgemeinden wiederum als Trägerverein in einer öffentlich-öffentlichen Partnerschaft auf. In den nächsten drei Jahren werden zehn Maßnahmen umgesetzt, um die Region klimafitter zu machen und somit die hohe Lebensqualität in der zu erhalten.

Zehn Maßnahmen

In den Gemeinden werden Hitzeinseln mittels Wärmemessgeräten identifiziert und anschließend durch Bäume, Sonnensegel und so weiter beschattet und gekühlt. Außerdem werden erste Impulse bei der Dach- und Fassadenbegrünung auf öffentlichen Objekten gesetzt. Zweitens soll bei Info-Veranstaltungen die Bevölkerung, insbesondere vulnerable Gruppen (Kleinkinder & Senioren), über das richtige Verhalten während Hitzeperioden aufgeklärt werden. Zur langfristigen Verankerung dieses Wissens werden Broschüren, wie etwa „Gesund trotz Hitze“, gedruckt und verteilt. Drittens soll der Wasserverbrauch reduziert werden. Ein Trinkwassergipfel für Kinder wird organisiert, um bereits die Jüngsten der Gesellschaft über den sorgsamen Umgang mit dem wertvollen Gut Wasser zu sensibilisieren. Darüber hinaus werden Aktionen geplant, um die Nutzung von Regenwasser anstatt von Trinkwasser für die Bewässerung des Gartens oder zur Autowäsche voranzutreiben.

Hangwasserschutz

Die von Hangwasser betroffenen Gebiete in den Gemeinden werden mit Hilfe des Tools „Hangwasserhinweiskarte“ des Landes OÖ identifiziert. Anschließend wird eine Exkursion zu Best-Practise-Beispielen naturnaher, wirksamer Hangwasserschutz-Lösungen für Vertretern der Gemeinden und Landwirtschaft organisiert. Gemeinsam sollen diese Lösungen auch im Mühlviertler Kernland umgesetzt werden. Die Anwendung von versickerungsfähigen Oberflächen bei Sanierungen und im Neubau von Straßen und Parkflächen werden vorangetrieben. Ebenso wird die Entsiegelung von Flächen in den Gemeinden forciert. Ziel ist es, Flächen zu schaffen, auf denen Starkregen versickern kann und nicht abgeführt werden muss.

Katastrophenschutz und klimafitter Wald

Eine Gefahrenanalyse des Verkehrswegenetzes in Hinblick auf Starkregenereignisse wird gemeinsam mit Experten des EPZ (Elementarschaden Präventionszentrum) durchgeführt. Straßen, welche im Falle von Starkregen nicht mehr passierbar sind, werden dadurch identifiziert. Diese Szenarien werden in einem Planspiel gemeinsam mit den Gemeinden und Freiwilligen Feuerwehren simuliert, um im Katastrophenfall noch besser gewappnet zu sein. Damit der Umbau auf klimafitte Wälder langfristig erfolgreich bleibt, werden Exkursionen und Info-Veranstaltungen über deren richtige Bewirtschaftung von klimafitten Mischwäldern organisiert. Darüber hinaus werden jährlich Aufforstungsaktionen stattfinden. Ziel dabei ist es, wertvolles Waldwissen (Wald im Klimawandel, Richtiges Verhalten im Wald, Funktionen des Waldes,…) an alle Bevölkerungsgruppen hautnah zu vermitteln.

Boden schützen und Artenvielfalt erhalten

Um eine klimaangepasste Bodenbewirtschaftung im Mühlviertler Kernland zu ermöglichen, wird der Bodenkoffer gemeinsam mit den Ortsbauernschaften der Region angeschafft. Darüber hinaus wird die „Bodenwoche“ Bewusstsein über eine klimafitte Bodenbewirtschaftung schaffen. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, werden gemeinsam mit den Gemeinden interkommunale Konzepte zur Reaktivierung von Leerständen erarbeitet. Damit öffentliche Grünflächen insektenfreundlich und klimaangepasst bewirtschaftet werden, erhalten Gemeindemitarbeitern in Schulungen das dafür notwendige Wissen und Know-How. Weiters werden interessierte Bürger zu Naturvermittlern anhand der bereits gesetzten Klimahecken ausgebildet. Um die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen zu erhöhen, wird ein eigenes KLAR!-Saatgut für Blühstreifen entwickelt und den Ortsbauernschaften der Region zur Verfügung gestellt. Informationen und Neuigkeiten werden über unterschiedliche Medien wie Zeitung, Radio, Website, Newsletter und Facebook verbreitet.

„Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Klimakrise auch bei uns im Mühlviertler Kernland voll angekommen ist. Unsere Region ist mittlerweile jährlich von Extremwetterereignissen, Hitzewellen und Trockenperioden betroffen. Damit wir uns und unsere Natur vor diesen Auswirkungen besser schützen können, braucht es weiterhin regionale Maßnahmen zur Klimawandelanpassung. Ich freue mich sehr, dass wir diese auch in Zukunft wieder über das KLAR!-Programm umsetzen können“, sagt David Bergsmann, Obmann des EBF.

Vorreiter in Europa

KLAR! ist damit Vorreiter in Europa. Die Modellregionen entwickeln ein maßgeschneidertes Anpassungskonzept mit regional zugeschnittenen Maßnahmen und setzen diese in weiterer Folge in dreijährigen Förderperioden um. Im Mai 2023 sind bereits 80 Regionen mit 650 österreichischen Gemeinden und rund 1,85 Millionen Einwohnern Teil dieses österreichweiten Netzwerkes. KLAR! richtet sich an Gemeinden im ländlichen Raum, die sich zu Regionen zusammenschließen. Eine Klimawandel-Anpassungsmodellregion soll dabei aus mindestens zwei Gemeinden bestehen und mindestens 3.000 und höchstens 60.000 Einwohner umfassen.


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