Bis Mai entsteht neues Asylquartier in Altenfelden: "Vor Flüchtlingen muss keiner Angst haben"
ALTENFELDEN. Das Pfarrheim wurde zu klein und die Zeit zu kurz, als gestern Abend bei einer Informationsveranstaltung zum geplanten Asylquartier die Sorgen und Bedenken der Bevölkerung zur Sprache kamen. Sicherheit, Kosten und wie jeder Einzelne helfen kann – das waren die Schwerpunkte, die sich bei der Diskussion herauskristallisiert haben.
Fakt ist, dass neben dem Altstoffsammelzentrum (nicht wie ursprünglich vorgesehen gleich oberhalb des Eurospar-Marktes) auf einem rund 1500 m2 großen Grundstück der Diözese ein Holzhaus für maximal 48 Asylwerber errichtet wird. Vermutlich im Mai wird dieses bezugsfertig sein. Die Nutzung ist auf sechs Jahre befristet, dann kann das Holzhaus abgebaut werden. Für das Grundstück erfolgt auch keine Umwidmung – es bleibt Grünland. „Wir haben uns einige leer stehende Objekte und andere Grundstücke angeschaut, aber diese waren aus verschiedensten Gründen nicht geeignet“, zeigte Valentin Pühringer von der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach auf. Unter anderem sei auch die bereits asphaltierte und an Kanal- und Wasser angeschlossene Fläche des alten ASZ nicht für Wohnzwecke geeignet, beantwortete er gleich eine Frage aus dem Publikum.
Und davon gab es im Laufe der folgenden zweieinhalb Stunden viele weitere: Was machen die Asylwerber den ganzen Tag? Wer kommt? Muss ich Angst haben, wenn ich nachts unterwegs bin? Wer bezahlt das Ganze? Unter Moderation von Wolfgang Weiss von der Integrationsstelle des Landes OÖ versuchten die Experten am Podium aufzuklären und Ängste zu nehmen.
Begegnung nicht scheuen
Derzeit sind es vor allem Familien, die einen Asylplatz suchen, verriet Christian Hrubes vom Roten Kreuz OÖ. Hätte man ihn vor acht Monaten gefragt, wer kommt, wären es nur einzelne junge Männer gewesen. „Die Fluchtbewegung hat sich aber gewandelt und jetzt tritt meist die ganze Familie die Flucht an“, erklärte er. Das Rote Kreuz als vom Bund bestellter Betreiber des Quartiers in Altenfelden strebt eine Mischbelegung an. Die Flüchtlinge werden sich selbständig versorgen, selber kochen, selber putzen. „Das bringt auch Struktur in den Tagesablauf“, ergänzte Mario Mitterlehner, der als Sozialarbeiter für das Rote Kreuz im Bezirk Rohrbach tätig ist. „Ein Rotkreuz-Mitarbeiter wird als Vollzeitbetreuer vor Ort sein – das ist der Vorteil von einem Quartier dieser Größe. Aber ohne freiwillige Helfer wird“s nicht gehen“, lud er gleich ein, die Begegnung nicht zu scheuen. Freiwillige können Deutsch-Unterricht geben, Transportdienste übernehmen, den kulturellen Austausch fördern – und dann merke man schnell, dass es Menschen sind, die da kommen, meinten die beiden Rotkreuzler.
Bezirk wird sicher bleiben
Im Quartier gilt eine klare Hausordnung, Verstöße werden sanktioniert (etwa durch Verlegung oder Einbehaltung der Grundversorgung). Zum Thema Sicherheit meinte Günter Brandl von der Polizeiinspektion Neufelden: „Rohrbach ist einer der sichersten Bezirke in Oberösterreich – und das wird sich durch Asylwerber nicht ändern.“ Schon jahrelang gebe es Unterkünfte im Bezirk und keine Probleme. „Man muss fairerweise unterscheiden zwischen tatsächlicher und gefühlter Bedrohung. Jeder Asylwerber wird schauen, dass er nicht negativ auffällt, weil das natürlich Konsequenzen beim Asylverfahren hat. Sollte sich aber jemand bedroht fühlen – egal ob von einem Ausländer oder Österreicher – dann einfach 133 wählen.“
Bund und Land übernehmen Kosten
Finanziert wird das Asylwerberhaus vom Bund und Land, ab dem zweiten Jahr nur mehr vom Bund. Der Gemeinde selbst entstehen keine Kosten, im Gegenteil: Die 48 neuen Altenfeldner wirken sich positiv auf den Finanzausgleich aus. Die Grundversorgung für die Flüchtlinge beinhaltet einen Tagsatz von 5,50 Euro sowie eine Basisversicherung.
Bürgermeister Klaus Gattringer appellierte zum Schluss an die Bevölkerung, Solidarität und Toleranz zu zeigen: „Ich hab mir das Quartier auch nicht gewünscht, aber auch wir müssen Verantwortung zeigen. Wenn wir zusammenhelfen, wird es sicher klappen. Und wir brauchen vor den Menschen, die kommen, sicher keine Angst haben“, ist der Vater von drei Töchtern überzeugt.
Ansteckende Krankheiten sind kein Thema
Michael Schober, der neue Gemeindearzt von Altenfelden, war ein Jahr lang in Steyregg als praktischer Arzt tätig. Dort sind aufgrund des Durchgriffsrechts 180 Asylwerber einquartiert. Aus dieser Erfahrung weiß der Landarzt, dass die Bevölkerung keine Angst vor ansteckenden Krankheiten haben muss. „Die Flüchtlinge werden medizinisch durchgecheckt und der Impfstatus kontrolliert. In Steyregg ist kein einziger Fall einer ansteckenden Krankheit aufgetreten.“ Viele kämen mit Arthritis, unbehandelter Epilepsie oder rheumatischen Erkrankungen, die noch nie behandelt wurden, „das ist eine Herausforderung für Hausärzte“, sagt Michael Schober.
Auch die Wartezeiten in der Ordination verlängern sich durch Flüchtlinge nicht: „Es waren vielleicht drei, vier Leute zusätzlich am Tag – und diese haben gewusst, wann wenig los ist. Am Anfang werden es vielleicht mehr sein, aber das spielt sich schnell ein.“ Ergänzend meinte der Mediziner, der einige Zeit in Afrika und Asien gearbeitet hat: “Die Asylwerber haben in ihrer Heimat riesengroße Familien und halten zusammen. Da flüchtet keiner, wenn er nicht unbedingt muss.“
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13.02.2016 13:15
asylanten
Na dann mal alles Gute den Altenfeldnern. auf den Kommentar hab ich eine Antwort------ Hätte man ihn vor acht Monaten gefragt, wer kommt, wären es nur einzelne junge Männer gewesen. „Die Fluchtbewegung ---- In Julbach waren sie vor ca. 4 Monaten und da waren es fast NUR JUNGE MÄNNER.... soviel zu dem Kommentar von Christian Hrubes vom Roten Kreuz OÖ...