Reindlmühlner Flüchtlingshelfer ärgern sich über diverse Gerüchte und bieten Online-Auskunft
ALTMÜNSTER. Zusammengeschlagener Quartiersgeber, ausgeraubte oder gar vergewaltigte Sprachlehrerinnen, Messerstechereien – die Gerüchte über Asylwerber in Reindlmühl haben bizarre Formen angenommen. Tatsache ist: Sie stimmen allesamt nicht. Die Flüchtlingshelfer wehren sich jetzt gegen bösartige Unterstellungen und bieten Mail-Adressen für Anfragen.
Nach der Aufnahme von Asylwerbern im „Kirchenwirt“ Anfang Dezember formierte sich eine Gruppe von fast 50 freiwilligen Mitarbeitern. Mittlerweile gibt es Mobilitäts-, Beschäftigungs- und Sprachgruppen, die die zurzeit 21 Asylwerber aus Afghanistan, dem Irak und Syrien im Alltagsleben und bei der Integration unterstützen. Umso mehr ärgern sich die freiwilligen Helfer über immer abstruser werdende Gerüchte.
„Absurde Gerüchteküche“
Diese hätten ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr hinnehmbar sei. Die Helfer wollen zwar die nötige Energie für eine konstruktive Integrationsarbeit verwenden, derartige Unterstellungen sollen aber nicht länger unwidersprochen bleiben. „Zum Beispiel, dass ich zusammengeschlagen worden bin und ins Spital eingeliefert wurde. Passiert auf dieser Welt zu wenig, dass man zusätzlich sowas braucht?“, fragt sich „Kirchenwirt“ Alexander Murent. „Wir sollen Asylwerbern Werte wie Ehrlichkeit und Respekt vorleben. Das Streuen von Gerüchten erleichtert das nicht gerade“, ärgert sich eine Unterstützerin, die ehrenamtlich Deutschkurse abhält.
Cobra-Einsatz sorgt für Verwirrung
Auch das routinemäßige Erscheinen der Polizei scheint die Fantasie mancher Reindlmühlner zu beflügeln. „Manchmal wird ein Polizeiauto vorm Haus gesehen, wenn die Polizei einen RsA-Brief zustellt oder auch einfach nur eine Routine-Anwesenheitskontrolle durchführt“, so Unterkunftgeberin Anita Konrad. Auch wenn sich ein Flüchtling – wie bereits geschehen – verletzt, begleitet ihn die Polizei ins Spital. Es habe aber auch bereits einen Cobra-Einsatz gegeben. „Der hat aber nichts mit einem Vorfall bei uns zu tun. Der Betroffene war erst zwei Tage hier und wurde zu einem Verhör nach Graz abgeholt. Es gab natürlich auch keinen terroristischen, sondern einen familiären Hintergrund“, so Konrad. Sie habe persönlich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. „Im Gegenteil: gerade die jungen Männer sind sehr höflich, lernwillig, sehr anpassungswillig und äußerst dankbar.“
Online-Anlaufstellen bei Gerüchten
Gerüchte über Belästigungen oder gar Messerstechereien haben sich jedenfalls als haltlos erwiesen. „Leute, die Gerüchte verbreiten oder die diese nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen, wissen oft nicht, was sie damit anrichten und wie sie die Stimmung anheizen“, meint eine Helferin. Den öffentlichen Appell für den kritischen Umgang mit Gerüchten verstehen die Helfer als Hilferuf, aber auch als Angebot für verunsicherte Reindlmühlner: „Wir wollen Gräben nicht aufreißen, sondern schließen.“ Sie, die Gemeinde und die Pfarre, haben sich daher entschlossen, Auskunftsstelle bei Gerüchten zu sein. Wer sich über den Wahrheitsgehalt laufender Gerüchte informieren will, kann dies nun online unter folgenden mail-Adressen tun:
info@tangocreativo.at (unter dem Betreff: Gerücht; Quartiergeber)
johanna.ullmann@altmuenster.ooe.gv.at (Gemeinde)
franz.benezeder@dioezese-linz.at (Pfarre)
Konzentration auf Hilfe und konstruktive Arbeit
Die Gruppe der Helfer versucht inzwischen, den Asylwerbern Kontakt zur Bevölkerung zu ermöglichen. In Planung befindet sich unter anderem das Projekt „Blühendes Reindlmühl“, bei dem Asylwerber mit Einheimischen Orte bepflanzen und sich dann selbständig um die bepflanzten Bereiche kümmern sollen. Die freiwilligen Mitarbeiter freuen sich jedenfalls über weiteren Zuwachs.
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