AMSTETTEN. Der Entertainer Manfred A. Distel gestaltet im mozArt den Großen Heinz Erhardt Abend, bei dem Distel in die Rolle Heinz Erhardts schlüpft. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat Distel um ein Interview.
Tips: Wie verlief ihr allererstes Heinz Erhardt-Erlebnis?
Distel: Meine erste „Begegnung“ mit Heinz Erhardt war 1967, da war ich gerademal 6 Jahre alt, im Kino bei der Karl May Verfilmung „Der Ölprinz“, wo er die Rolle von Cantor Hampel spielte. Obwohl er eigentlich in einer Nebenrolle besetzt war, faszinierte mich sein Humor. In weiterer Folge sah ich mir natürlich immer wieder gerne seine Filme im Fernsehen an. Damals noch Großteiles in schwarz/weiß. Als ich mir dann mit ungefähr 16 Jahren meine erste Schallplatte von meinem großen Idol kaufte, war es um mich geschehen. Es war nicht wie in seinen Filmen, sondern es war ein richtiges Programm, von A bis Z. Lustig, durchstrukturiert und ich musste unentwegt lachen. Ich habe mir das Programm dann abgeschrieben und auswendig gelernt.
Tips: Wann reifte Ihr Entschluss, Heinz Erhardt-Darsteller zu werden?
Distel: Nachdem ich die Gedichte und Geschichten bei verschiedenen privaten Anlässen vorgetragen hatte und alle immer begeistert waren und gelacht haben, wollte ich gerne mehr daraus machen. Da ich aber noch sehr jung und unerfahren war, traute ich mir diesen Schritt damals noch nicht zu. Der Entschluss als Heinz Erhardt-Darsteller auf die Bühne zu gehen, reifte erst im Jahr 2008, als mir ein guter Freund (Walter Orleth) den Vorschlag machte, mit ihm einen multimedialen Heinz Erhardt-Abend zu gestalten. Er gab mir das nötige Selbstvertrauen und der Anlass war der 100. Geburtstag des großen Künstlers. Die Veranstaltung war dann im Februar 2009 in der Kunstwerkstatt Tulln und das Publikum war restlos begeistert. Seither spiele ich mit viel Engagement und Ehrfurcht die Rolle meines großen Idols Heinz Erhardt auf der Bühne.
Tips: Heinz Erhardt war als Dichter, Sänger, Entertainer und Schauspieler sehr vielseitig. Welcher Aspekt des Schaffens Heinz Erhardts fasziniert Sie am meisten?
Distel: Die wichtigsten Aspekte seines Schaffens sind für mich seine Bücher und seine Darstellung auf der Bühne als Entertainer. Seine Wortverdrehungen, Sprüche, Gedichte, Mimik und Perfektion sind unerreicht!
Tips: In den Filmen zeigen sich die von Erhardt verkörperten Figuren, als eher biedere und liebenswerte Zeitgenossen, während in Erhardts Gedichten auch etwas Anarchie mitschwenkt. Wo sehen sie das eigentliche Wesen Erhardts?
Distel: Ich glaube, dass Heinz Erhardt in erster Linie sein Publikum unterhalten wollte. Diesbezüglich würde man ihn heute als „Workaholic“ bezeichnen. Nichts desto trotz, hat er sich auch mit den Problemen seiner Zeit auseinandergesetzt und diese geschickt in seinen Gedichten und Geschichten verpackt. Wenn man sich, so wie ich, sehr intensiv mit der Person Heinz Erhardt beschäftigt, dann bleibt einen natürlich auch die weniger lustigen Seiten von ihm nicht verborgen. Als Beispiel könnte man das Gedicht „Gedanken an der Ostsee“ anführen:
„Wie wär die Welt so wunderbar, umspült von blauen Meere,
wenn diese Welt, wie´s einstmals war, ganz ohne Menschen wäre.
Dann gäb´s kein Hoffen, kein Verzicht, kein Hassen und kein Morden,
und wär bestimmt auch dies Gedicht nicht hingeschrieben worden!“
Ein wichtiger Spruch von ihm lautete: „Humor ist eine ernste Sache!“
Tips: Heinz Erhardt hatte den Höhepunkt seiner Karriere in der Wirtschaftswunder-Zeit. Wie erklären Sie sich den Umstand, dass er heute noch - über 40 Jahre nach seine Tod - so bekannt und beliebt ist?
Distel: Eine Erklärung liegt wahrscheinlich in der genialen Art und Weise wie Heinz Erhardt seine Gedichte geschrieben und vorgetragen hat. Sein Humor ist zeitlos und benötigt keinerlei Kraftausdrücke oder Untergriffe um zu wirken. Ganz anders als bei den heutigen sogenannten Comedians. Natürlich trägt auch seine sympathische Art und Erscheinung zu seiner Beliebtheit bei, die bis heute ungebrochen ist.
Auch der Umstand, dass die Heinz Erhardt Erbengemeinschaft immer wieder zum Teil neue CDs , Bücher und Hörbücher herausbringt, trägt dazu bei, dass Heinz Erhardt nicht vergessen wird. Zum Beispiel wurde im Jahre 2015, der bis dahin verschollen geglaubten Film „Geld sofort“ aus dem Jahre 1961, wiederentdeckt, restauriert und im NDR Fernsehen ausgestrahlt!
Tips: Was werden die Menschen bei Ihrem Heinz Erhardt-Abend erleben?
Distel: Wir verzaubern das Publikum nicht nur mit Gedichten und Geschichten, sondern auch mit Sketchen, Liedern und einem Theaterstück von Heinz Erhardt, während die Lebensgeschichte des großen Künstlers vorgetragen wird. Mit Liebe zum Detail erwecken wir die Legende Heinz Erhardt wieder zum Leben! Es sind sicher ein paar „Schmankerl“ dabei, die das Publikum über ihn noch nicht wusste. Unsere Art diesen Abend zu gestalten, ist einzigartig! Mein Ensemble und ich möchten die Besucher nicht nur zum Lachen bringen, sondern auch beeindrucken und überraschen!
Tips: Manche Heinz Erhardt Gedichte sind sehr bekannt. Werden Sie auch den „unbekannten“ Heinz Erhardt zeigen?
Distel: Da die Lebensgeschichte von Heinz Erhardt durch das Programm führt, werden viele auch unbekannte Details des großartigen Künstlers dem Publikum nähergebracht, aber sicher auch das eine oder andere nicht geläufige Gedicht wird von mir vorgetragen!
Tips: Mit Ihnen auf der Bühne stehen Natascha Ties, Helene und Stephan Pointner. Hatten Sie während der Zeit der Corona-Maßnahmen Gelegenheit zu proben?Da wir uns natürlich alle an die von der Regierung vorgegebenen Regeln gehalten haben, konnten wir leider in den letzten Monaten nicht proben. Umso intensiver bereiten wir uns erst seit kurzem für unseren Auftritt im „MozArt“ in Amstetten vor. Da es unser erster Heinz Erhardt Abend seit der Corona-Krise ist, freuen wir uns schon sehr unser Publikum zu begeistern.
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