Klassische Moderne: Holzschnitte und Aquarelle im Stift Seitenstetten
SEITENSTETTEN. Der Vorarlberger Künstler Norbert Müller zeigt in der Neuen Galerie des Stiftes Seitenstetten vorwiegend Holzschnitte und Aquarelle. Die Ausstellung ist bis 2. Juni, jeweils 8 bis 17 Uhr, frei zugänglich.
Aufgewachsen in Feldkirch, wo er schon das erste Taschengeld für den Kauf von Kunstbüchern nutzte: Norbert Leo Müller wurde dann Lehrer und Direktor der Mittelschule Blons im Biosphärenpark Großes Walsertal.
In seiner autodidakten malerischen und grafischen Arbeit fühlt er sich vor allem von Vorarlberger Künstlern geprägt, wozu auch die freundschaftliche Verbindung zu dem Akademischen Maler und späteren Linzer Universitätsprofessor Erich Ess und die von ihm gegründete „Schule der Provinz“ als sommerliche Arbeitsgemeinschaft zählen.
Seit Müllers Pensionierung im Jahr 2010 bilden Malerei und Grafik das Zentrum seines Lebens. „Mein Garten bietet mir eine Entdeckungsreise durch die Jahreszeiten, das Interesse gilt vor allem den Pflanzen und ihren wechselnden Erscheinungsformen“, erzählt der Künstler und ergänzt: „Meine Werke sollen veranschaulichen, dass es die Natur selbst ist, die als größte Meisterin der Abstraktion mit Licht, Schatten, Farbe und Form Knospendes, Blühendes, Welkendes und im Schnee Erstarrtes zu Kompositionen werden lässt!“
Das fasziniert Müller als Maler oder auch beim Holzschnitt, indem er das geheimnisvoll Beseelte dieser Entdeckungen und somit Naheliegende so zum Ausdruck bringen will, dass der Betrachter berührt wird.
Blumen und Berge als Motive
Sein Heimatort Röns nahe Bludenz ist umgeben von Bergen, die in letzter Zeit eine immer stärker werdende Faszination auf ihn auswirken: „Ich erwandere und fotografiere sie zu jeder Jahreszeit; der Winter liefert hier die besten optischen Gegebenheiten!“ Im behaglichen Atelier geht danach seine Arbeit ruhig und konzentriert, fast meditativ vonstatten.
Müller arbeitet gegenständlich, formal geht es ihm um Rhythmus und Ordnung innerhalb der Komposition, um Verdichtung und Weite, Licht und Schatten. Zeichnungen in Kreuz-Schraffur sind mitunter Ausgangspunkt für malerische Umsetzung, im Aquarell trennt er Farbflächen durch feine weiße Linien, die mitunter wie ein Adern-Geflecht erscheinen.
Müllers Holzschnitte zeigen souveränes handwerkliches Können, er ist ja auch Mitglied im Verein „Xylon“ und bei „KunstVorarlberg“. Er überlässt in seiner Arbeit nichts dem Zufall, es zeichnet ihn liebevoll inszenierte Detailgenauigkeit aus. Mit seinen Werken will er zudem den Widerstand gegen Strukturen von Gewalt, Gier, Zerstörung, aber auch gegen den digitalen Vorstoß zeigen, denn Kunst vermag laut Müller teilweise von derartigen „Bedrängnissen“ sogar ein wenig zu distanzieren.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden