Kati Krüger: Amstettnerin schreibt in Köln Drehbücher für sat1
AMSTETTEN/KÖLN. Die aus Mauer stammende Kabarettistin und Schauspielerin Kati Krüger lebt nun in Köln, wo sie als Drehbuchautorin für die Sat.1-Semi-Doku „Klinik am Südring“ und auch als Kabarettistin arbeitet. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat sie zum Interview.
Tips: Was hat dich eigentlich nach Köln geführt?
Ich habe nach meinem Schauspielstudium in Wien ja in diesem Beruf leider nie wirklich Fuß fassen können. Phasenweise habe ich mich damit auch abgefunden, meistens aber nicht. Ich habe mich jahrelang mit diversen Jobs finanziert, war aber nie wirklich glücklich damit. Plan A war ja immer ein anderer. Ende 2016 habe ich dann entschlossen: ganz oder gar nicht! Ich hatte einfach Angst, dass ich mit Ende 90 auf einer Gartenbank sitze und die große „Wer weiß, was passiert wäre wenn…“-Diskussion mit mir geführt hätte. Das wollte ich mir einfach ersparen und habe mir gedacht, wenn ich etwas ändern muss, dann jetzt. Ich werde ja auch nicht jünger. Natürlich war die Entscheidung nicht allzu leicht, immerhin musste ich meine Familie und Freunde zurücklassen aber ich bin überzeugt davon, dass es denen auch lieber ist, sie wissen mich zwar einige Kilometer weit weg – aber glücklich – als ich wäre hier unglücklich. Schlussendlich war es dann im Juli 2017 soweit und ich bin nach Berlin gezogen, um meiner Schauspielkarriere den Hauch einer Chance zu geben. Dort habe ich auch tatsächlich für diverse Fernsehformate – zum Beispiel Köln 50667 – vor der Kamera gestanden und hatte auch einige Auftritte als Kabarettistin. Ich wollte auch in Berlin bleiben, habe dann aber eine Stelle in Köln als Drehbuchautorin für die „Klinik am Südring“ bekommen und das Angebot natürlich angenommen. So bin ich über Umwege nach Köln gekommen, aber ich bereue keine einzige Sekunde und bin richtig froh, dass ich so viel Mumm hatte und meinen Plan durchgezogen habe. Durch meine Arbeit als Autorin habe ich leider wieder weniger Drehtage, aber ich bin mindestens genauso stolz, eine meiner Folgen im TV zu sehen, wie wenn ich selbst vor der Kamera gestanden hätte. So ist wenigstens immer ein 'Hauch Krüger' on screen.
Schreibst du das ganze Drehbuch für „Klinik am Südring“-Folgen?
Eine ganze Folge der „KaS“ dauert 45 Minuten und besteht aus sechs Geschichten. Normalerweise muss man pro Folge vier Geschichten dafür verfassen. In regelmäßigen Abständen ist man aber für alle sechs Geschichten verantwortlich. Da wir dafür nicht allzu viel Zeit haben und die Recherche über die Krankheiten und Behandlungen etc. schon einiges an Zeit beansprucht, wird“s dann manchmal schon etwas stressiger. Meine Kollegen und ich leisten hier großartige Arbeit und liefern qualitativ hochwertige Texte. Ich finde ja, kreative Arbeit generell sehr anspruchsvoll und sollte viel mehr honoriert werden. Nicht nur finanziell, auch durch Wertschätzung. Es ist nicht immer alles so leicht wie es scheint. Ich finde es immer sehr…anmaßend, wenn Leute über sich behaupten, sie wären großartige Schauspieler, nur weil sie beim Krippenspiel in der Volksschule als Jesus Kind brilliert haben. Schauspiel ist ein anerkannter Beruf, der genauso eine Ausbildung inkl. Prüfungen erfordert, wie jeder andere. Genauso beim Kabarett. Wie oft haben Leute gemeint, sie hätten das Zeug zum Kabarettisten weil sie einen Witz gut erzählen können! Ich habe hier als Autorin sehr viel mit medizinischen Themen zu tun und behaupte dennoch nicht, dass ich als Ärztin arbeiten könnte….wobei ;)
Bist du mittlerweile eine Medizin-Spezialistin?
Hm…nein, bei Gott nicht! Durch meine ganze Recherchearbeit habe ich einiges an Krankheiten entdeckt, die ich niemals für möglich gehalten hätte und wünschte, ich hätte auch niemals davon gewusst. Vom Medizinspezialisten bin ich noch sehr weit weg.
Manche Menschen leiden so sehr mit, wenn sie von Krankheiten hören, dass sie alleine vom Zuhören die Symptome bekommen. Wie geht es dir damit?
Ich glaube, ich war davor schon ein sehr guter Kunde bei meinem Hausarzt und laut Dr. Google wäre ich ohnehin schon dreimal unter der Erde. Aber ich muss sagen, dass ich mittlerweile weniger oft zum Arzt gehe und da dann meistens eher die anderen Patienten in der Hoffnung auf Inspiration beobachte. Aber die spannenden Fälle sitzen nicht in Arztpraxen, sondern in der Fantasie.
Die Geschichten in der „Klinik am Südring“ sind ja eher ernst. Gleichzeitig bist du Kabarettistin. Wohnen da zwei Seelen in deiner Brust?
Ach, ich finde es ehrlich gesagt auch mal sehr angenehm, über ernstere Themen zu schreiben. Immer nur lustig – das geht nicht. Will ich auch nicht! Ich bin auch gerne mal nur für mich und genieße die Ruhe. Meistens fallen mir dabei dann nämlich die besten Sachen ein, egal ob für die „Klinik“ oder fürs Kabarett. Aber ich muss gestehen, dass es mir leichter fällt „skurrilen-schnellere“ Sachen für die „KaS“ zu schreiben, als hochdramatische mit viel Gefühl.
Du tourst mit deinem aktuellen Programm „Habt Acht! Das Neue“ durch Deutschland. Gibt es einen Unterschied zwischen deutschem und österreichischem Publikum.
Über diese Frage habe ich länger nachdenken müssen, und muss sagen JA, den Unterschied gibt es wirklich! Die Gags in meinem neuen Programm „Habt Acht! Das Neue“ sind meist sehr schwarz und hier habe ich bemerkt, dass die Leute bei meinen Auftritten in Wien sofort gelacht haben. Hier in Deutschland ist immer ein kurzer Moment der Stille, entweder weil sie meinen Akzent nicht verstehen oder weil sie sich oftmals nicht sicher sind, ob ich das wirklich gesagt habe und ob sie jetzt lachen dürfen. Es kommt oft vor, dass Leute nach den Vorstellungen auf mich zukommen und mir sagen, dass sie es richtig toll finden, dass ich als Frau solche Gags bringe. Was ich sagen will: der deutsche Humor ist oberflächlicher als der österreichische. Hier habe ich oft den Eindruck, es reicht oftmals ein doofes Gesicht zu ziehen und die Leute brüllen vor Lachen. Das mache ich nicht. Zumindest nicht bewusst ;) Außerdem habe ich bei meiner Tour immer wieder beobachten müssen, wie sich Menschen – ich benutze hier absichtlich nicht das Wort Comedians – auf die Bühne gestellt haben und diese typischen Facebooksprüche als ihre eigenen Gags verkauft haben. Das ärgert mich und wollte ich auf diesem Wege einfach mal mitgeteilt haben! Aber ich habe genauso viele großartige Menschen kennengelernt, egal ob in Frankfurt/Main, Köln oder wo auch immer. Aber mein absolutes Highlight war im Februar mein Auftritt bei der Talentschmiede des Quatsch Comedy Clubs in Berlin: Was für eine großartige Location und eine Ehre auf derselben Bühne aufzutreten wie die großen Stars der Comedy Szene!
Köln gilt ja als „Narrenhochburg“ Deutschlands. Stimmt das aus deiner Sicht?
Ich bin ja bekennender Faschingsmuffel und nachdem meine erste Freude, dass ich nach Köln ziehe der Erkenntnis gewichen ist, dass ich in die Karnevalshochburg dachte ich erstmal: „Ok. Vielleicht kann ich mich dem Ganzen ja entziehen.“ Nein, niemand kann sich dem entziehen! Die Kölner leben wirklich für den Karneval und ich gehe davon aus, dass bereits jetzt schon die ersten Vorbereitungen für die Umzüge im Jahr 2019 getroffen werden. Aber ich muss sagen, man wird schon ordentlich mitgerissen. Sogar ich bin an Altweiber kostümiert in die Redaktion gekommen und habe gefeiert bis zum Umfallen. Ich weiß zwar nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin, aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich nächstes Jahr wieder mit dabei sein werde! Die Kölner sind ein herzliches, aber auch verrücktes Volk. Man kann über Köln sagen was man will, aber die halten zusammen und sorgen füreinander. Vor allem an Karneval!
Vor fünf Jahren hieß dein Programm „I wü wida ham“. Wie steht jetzt damit?
Ich komme immer wieder gerne in die Heimat zurück. Auf Besuch. Natürlich freue ich mich immer riesig, Familie und Freunde wieder zu treffen und gemeinsam zu chillen und zu plauschen. Aber hier gibt es halt keine Möglichkeit für mich, beruflich das zu machen was ich will und mir auch wirklich Spaß macht. Sollte ich aber eines Tages wieder genug von den Deutschen haben, komme ich zurück. Aber jetzt fühle ich mich hier mega wohl und vor allem „angekommen“!
Bist du mit deinem aktuellen Programm auch einmal in Österreich zu erleben?
Ja, ich habe im Juni mit meinem neuen Programm vier Vorstellungen in Wien und auch eine am 28. Juni im Waidhofner Kulturkeller „ZumPeda“. Beginn ist um 19.30, Karten gibt es online oder im Lokal. Es würde mich sehr freuen, den einen oder anderen Bekannten dort begrüßen zu dürfen.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden