50 Jahre Flugunion - 45 Jahre Flugplatz Seitenstetten
SEITENSTETTEN. Vor etwa 50 Jahren fanden sich in Seitenstetten einige flugbegeisterte Enthusiasten zusammen und begannen in Niederöblarn (Steiermark) die Flugausbildung. Fünf Jahre später wurde der Flugplatz Seitenstetten errichtet. Wolfgang und Ewald Grabner berichten davon.
Der flugbegeisterte Seitenstettner Apotheker Herbert Stelzer scharte seinerzeit die Jugendlichen Ferdinand Dinhofer, Anton Fuchs, Helmut Klinger, Heinz Letz, Josef Piwonka, Franz Rittmansberger, Erich Wunsch um sich. Gemeinsam fuhren sie regelmäßig nach Niederöblarn um zu fliegen. Um Zeit und Kosten für die weite Hin- und Rückreise zu sparen, mieteten sie am Gritzenberg ein älteres Bauernhaus, das auf „Seitenstettner Haus“ getauft wurde.
Spurensuche
Mitte Juni machten sich die Gründungsmitglieder Helmut Klinger und Franz Haumer auf, um mit den Piloten Wolfgang und Ewald Grabner - Vater und Sohn - nach Niederöblarn zu fliegen und die Spuren von damals zu erkunden. Beim Aufsuchen des Seitenstettner Hauses mussten sie allerdings feststellen, dass dies inzwischen einem neuen Gebäude weichen musste. Die Besitzerfamilie Bliem empfing die vier Seitenstettner Besucher aber sehr herzlich und obwohl 45 Jahre vergangen waren, erinnerten sie sich noch sehr genau an die damalige Zeit. Nach dem Erzählen von Anekdoten ging es über das Auseerland und Salzkammergut mit einer Zwischenlandung in Wels, wieder zurück nach Seitenstetten.
45 Jahre Flugplatz Seitenstetten
Weil damals das ständige weite Reisen nach Niederöblarn allmählich zu mühsam wurde, war es das absolute Ziel, in Seitenstetten einen Flugplatz zu errichten. Der erfolgreiche Kaufmann Josef Andre wurde Präsident der neu gegründeten Flugunion Seitenstetten. Zusammen mit dem flugerfahrenen Herbert Stelzer erreichten sie 1977 mit dem Abt des Stifts Seitenstetten Albert Kurzwernhart die Übereinkunft, dass das nördlich von Seitenstetten, nahe der Bahn gelegenen Grundstück von sieben Besitzern auf einen Verpächter - dem Stift Seitenstetten - zusammengelegt wurden. Der damalige Schriftführer Helmut Klinger erinnert sich noch genau, als 32 verschiedene Behörden anwesend waren, um den Flugplatz zu genehmigen. Nun begann die Errichtung des Flugplatzes mit einem kleinen Hangar und dem Kauf eines Segel- und Motorflugzeuges.
Die Mitgliederzahl stieg ständig, daher wurden nach und nach weitere Flugzeuge angeschafft. Weil der damalige Flugplatz in Rems aufgelassen wurde, übersiedelten die St. Valentiner Sportflieger und die Fliegergruppe Amstetten ebenfalls zum Flugplatz Seitenstetten.
Rasante Entwicklung
Unter dem zweiten Präsidenten Alois Brandstätter wurde der Hangar vergrößert, ein Controll Tower gebaut und eine Flugbenzin Tankstelle errichtet. Das Vereinsleben gestaltete sich sehr aktiv. Neben der regulären Fliegerei, wurden regelmäßig Flugtage mit internationalen Flugshow-Programmen, Hangarfeste und auch Fliegerbälle veranstaltet. Sowohl die Segelflugzeuge als auch die inzwischen vier Motorflugzeuge waren sehr gut frequentiert. Das „Fliegerstüberl“ war nicht nur der gemütliche Treffpunkt der ansässigen Mitglieder, sondern lockte auch Piloten von anderen Flugplätzen und Tagesgäste zu Mostviertler Schmankerln und geselliger Unterhaltung. Auch an besonderen fliegerischen Ereignissen fehlte es nicht. So flogen das Wolfgang und Ewald Grabner als Team mit einem Vereinsflugzeug von Seitenstetten aus, rund um Europa mit Landungen in 45 Staaten, über die Donau von der Quelle bis zur Mündung und als erste Menschen umrundeten sie mit der Vereins Piper Cherokee das Mittelmeer - was bis heute ein ungeschlagener Weltrekord ist. Darüber gibt es im Fliegerstüberl auch zwei Bücher zu kaufen.
Heute und Zukunft
Nach dem zwischenzeitlichen Flugunion Präsidenten Franz Bittner ist seit 2020 Michael Maurer neuer Präsident. Der Umbau des in die Jahre gekommenen Fliegerstüberls, die Erneuerung der Tankstelle und die Errichtung eines Abstellraumes tragen seine Handschrift. Auf den modernen Katana Zwei-Sitz Flugzeugen wird fleißig fliegerischer Nachwuchs geschult. Die beiden unermüdlichen Vereins-Fluglehrer Dietmar Grasl und Herbert Reisinger sorgen für eine solide Ausbildung der Flugschüler. Mit zwei vier-sitzigen Flugzeugen werden Gästeflüge und Flugreisen unternommen. Weil der Flugplatz auch während der Woche mit einem Betriebsleiter besetzt ist, können alle wetterbedingten Flugtage voll genützt werden.
Starten ohne Schleppwinde oder Schleppflugzeug
Die inzwischen rasante Weiterentwicklung von eigenstartfähigen Hochleistungs-Segelflugzeugen macht es möglich, ohne Schleppwinde oder Schleppflugzeug zu starten und von Seitenstetten aus sensationelle Langstreckenflüge zu unternehmen. Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, erreichten vor Kurzem zwei Mitglieder: Alexander Vilics flog 930 Kilometer, Michael Maurer fast 10 Stunden nonstop. Damit erlangten sie auch Siege bei der Österreichischen Tageswertung.
Was vor 50 Jahren begann, war also sehr erfolgreich.Und so bleibt der Flugplatz Seitenstetten auch weiterhin für die etwas 80 Mitglieder und Gastvereine eine optimale Basis für das geliebte Hobby. Aber auch Gäste aus Nah und Fern sind weiterhin im renovierten Fliegerstüberl herzlich willkommen. Eine 16-seitige Informationsbroschüre über die Flugunion und Fliegen lernen gibt es gratis am Flugplatz.
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