Verschollen geglaubte Mostbirnen wiedergefunden
MOSTVIERTEL. Bei den diesjährigen Sortenbestimmungstagen der Leader-Region Tourismusverband Moststraße wurden rund 500 Apfel- und Birnenproben abgegeben. Darunter fanden sich auch verschollen geglaubte Mostbirnen.
Mostbirnen sind eine einzigartige Ressource, die es nirgendwo auf dieser Welt in einer solchen Vielfalt wie im Mostviertel gibt. Experten gehen allein in der Region der Moststraße von mehreren hundert Sorten aus. Von dieser Vielzahl sind mittlerweile 248 Birnen- und Äpfelsorten pomologisch beschrieben. Doch nur etwa 15 Mostbirnsorten finden in der gegenwärtigen Obstwirtschaft eine nennenswerte Verwendung.
Sorten drohen, verloren zu gehen
Durch die Überalterung der Baumbestände, Krankheiten und Rodung drohen viele Sorten verloren zu gehen. Das wäre nicht nur aus Sicht der ökologischen Vielfalt und Biodiversität ein herber Verlust. „Schlussendlich geht es dabei auch um den Erhalt, die Vermehrung und Wiederauspflanzung regionaltypischer Sorten“, ist die Pomologin Gerlinde Handlechner überzeugt. Die Sortenvielfalt ist auch prägendes Element der Kulturlandschaft und Grundlage für den Tourismus sowie für eine breite Produktpalette regionaler Produzenten. Gerade unter den sich wandelnden klimatischen Bedingungen kann heute niemand sagen, welchen Nutzen uns die verschiedenen Birnen und Äpfel in Zukunft bringen werden. Daher hat es sich die Moststraße zum Ziel gesetzt, die Sortenvielfalt des Mostviertels auch für die nächsten Generationen zu erhalten und so die Sortenbestimmungstage für alle interessierten Baumbesitzer organisiert.
Rund 500 Apfel- und Birnenproben eingereicht
Bei den diesjährigen Sortenbestimmungstagen wurden an insgesamt vier Abgabe-Terminen rund 500 Apfel- und Birnenproben eingereicht. Jede abgegebene Sorte wurde dann von den beiden Fachexpertinnen für Pomologie, Martina Schmidthaler und Gerlinde Handlechner, akribisch untersucht und pomologisch bestimmt. Darunter wurden zwei neue Sorten gefunden, ein Apfel und eine Birne. „Besonders die Birne ist erwähnenswert, da es sich um eine neue, bisher unbekannte gut haltbare Dörrbirne handeln dürfte, die im Ybbstal vorkommt“, so Martina Schmidthaler. „Für mich sieht sie aus wie eine in Schokolade getunkte Birne, denn ihre Schale ist farblich sattbraun und fühlt sich ledrig an. Das Fruchtfleisch ist innen hellweiß- bis beigefarben“, schmunzelt Handlechner über die „Schokobirne“. Diese Bezeichnung gilt freilich vorerst nur als Arbeitstitel. Denn der Sortenname und die genaue pomologische Beschreibung sowie weitere genetische Analysen werden nun in Absprache mit dem Grundstücksbesitzer abgestimmt.
Rote Scheibelbirne und die Welsche Bratbirn
Darüber hinaus wurden zwei verschollen geglaubte Mostbirnen wiederentdeckt: Die Rote Scheibelbirne und die Welsche Bratbirne. „Zu den Bestimmungen kommen aber auch sehr gängige alte und bewährte Sorten und auch das ist für uns wertvoll, weil damit die Streuung in der Region aufgezeigt wird und die Standorte der alten Sorten wiederentdeckt werden“, so Handlechner. „Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis. Wir sind uns sicher, dass längst nicht alle Sorten im Mostviertel bekannt sind. Daher arbeiten wir mit Begeisterung an der Entdeckung der Sortenvielfalt an der Moststraße weiter“, so die Obfrau der Leader-Region Tourismusverband Moststraße, Michaela Hinterholzer.
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