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STRENGBERG. Die Liebe zu historischen Fahrrädern und ein altes Feuerwehrhaus, das zum Verkauf stand – das waren die „Zutaten“, die zur Eröffnung des Drahtesel-Museums im Jahr 2013 führten. Tips stattete Museums-Leiterin Barbara Schneider und ihrem Vater Johann Schneider zum zehnjährigen Gründungsjubiläum einen Besuch ab.

Museumsleiterin Barbara Schneider mit ihrem Vater Johann Schneider (Foto: mai)
photo_library Museumsleiterin Barbara Schneider mit ihrem Vater Johann Schneider (Foto: mai)

„Der Teufel kam vom Bahnhof herangerast, mit wehendem roten Mantel. Er war zwei Meter groß, hatte lange rote Haare und einen ebensolchen Bart. Laut schreiend brauste er den berüchtigten Strengberger Berg herunter, die Menschen sprangen zur Seite und bekreuzigten sich. Zur Hölle fuhr an diesem Tag aber niemand, und dass weder der vermeintlich Leibhaftige noch sonst jemand zu Schaden kam, spricht für die Anwesenheit einiger Schutzengel: Das Teufelsgefährt war ein nagelneues Hochrad, das sich ein fortschrittlicher Wallseer im Jahr 1880 in England bestellt hatte – und das auf der steilen Straße offenbar kaum zu bremsen war. Man weiß nicht mehr, wer der exzentrische rote Radler war, doch das Hochrad ist erhalten und kann im Strengberger Drahtesel-Museum der Familie Schneider besichtigt werden“, beschreibt Georg Renöckl in seinem Buch „111 Orte im Mostviertel, die man gesehen haben muss“ eine der zahlreichen Geschichten, die sich um die Exponate des Drahtesel-Museums ranken. Ausführlicher erzählt werden sie bei Führungen von Museums-Leiterin Barbara Schneider.

Liebe zum Detail

Schon seit vielen Jahren restauriert Schneiders Vater, Mechanikermeister Johann Schneider, historische Fahrräder, Motorräder und Traktoren mit viel Liebe zum Detail. Rund 40 bis 50 Stunden Arbeit stecken im Durchschnitt in einem restaurierten Fahrrad. Auch historische Emaille-Werbeschilder – derzeit rund 150 an der Zahl – hat der Strengberger gesammelt. „Fündig wurde und werde ich bei Flohmärkten. Es wird aber immer schwieriger, Brauchbares zu finden“, erklärt Schneider.

Doch wie kam es zur Museumsgründung? Barbara Schneider: „Vor Jahrzehnten haben meine Eltern das historische Feuerwehrhaus, das sich direkt neben ihrer Werkstatt befand, von der Gemeinde gekauft und als Einstellplatz für Eintauschgeräte verwendet. Viele Jahre später habe ich im Scherz zu meinem Neffen gesagt: ,Machen wir doch für Vater ein Fahrradmuseum aus dem alten Zeughaus.Und was soll ich sagen: Aus dem Scherz wurde Ernst!“

Schwierige Renovierung

In eineinhalb Jahren renovierte die Familie Schneider das Feuerwehrhaus, das 1924 eröffnet wurde und über 55 Jahre seinen Zweck für die Florianis erfüllen sollte. „Zum Glück wussten wir vorher nicht, was auf uns zukommt – es war wirklich eine schwierige Renovierung. Das Dach war desolat, der Baustil hat noch Monarchie-Anstriche, kurz vor der Eröffnung fehlten Baumaterialien“, blickt Schneider zurück. Bei den Arbeiten sei zudem unter dem Feuerwehrhaus ein riesiger Wasserspeicher entdeckt worden.

Der Einsatz hat sich jedenfalls gelohnt: „Für die Renovierung des ehemaligen Feuerwehrhauses haben wir 2013/2014 beim Kreativ-Wettbewerb des Regionalverbandes in der Kategorie ,Gewerbliche und Industrielle Bautenden ersten Platz erreicht“, so Schneider. Eröffnet wurde das Drahtesel-Museum schließlich am 23. Juni 2013.

87 historische Räder

Original restaurierte Fahr- und Motor-Räder sind das Herzstück des Museums, ergänzt von anderen Raritäten im historischen Ambiente des ehemaligen FF-Depots. Zweiräder-Sammlerstücke – von A(dler) bis W(anderer) – erzählen die Lauf-Rad-Entwicklungs-Geschichte bis zum heutigen E-Bike. Beherbergte das Museum zu Beginn etwa 45 bis 50 Räder, können aktuell 87 historische Gefährte bewundert werden. Johann Schneider: „Unser ältestes Exponat ist ein Steyr Waffenrad aus dem Jahr 1897. Besonders ist abgesehen von dem bereits erwähnten Hochrad auch ein Herrenfahrrad mit Blattfederrahmen aus 1928 oder ein Feuerwehrrad aus den 1930er-Jahren mit Sirene und Radlauf-Glocke.“

Weitere Raritäten sind eine original nachgebaute höhenverstellbare Laufmaschine aus Holz oder etwa Puch-Fahrräder der Tiffany-Edition, die passend zum Kultfilm „Frühstück bei Tiffany“ produziert wurden.

Kerzenlampen & Co.

Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des Fahrrades bieten auch die unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten der Räder im Drahtesel-Museum. „Wir haben hier Räder mit Kerzenlaternen sowie Petroleum- oder Karbid-Lampen. Und was wenige wissen: Bis 1908 war in Österreich ein polizeiliches Kennzeichen auch bei Fahrrädern Pflicht – alles zu sehen in unserem Museum“, lädt Johann Schneider ein. Er selbst arbeitet gerade an einem Mercedes-Fahrrad, das in den 1930er-Jahren produziert wurde.

Das zehnjährige Jubiläum soll erst im kommenden Jahr gemeinsam mit dem 135-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr Strengberg gefeiert werden. Und wie wird es im Drahtesel-Museum weitergehen? Barbara Schneider: „Unser Motto lautet ,Altbewährtes bewahren und Neuem aufgeschlossen sein‘. Am Dach des Zeughauses haben wir eine Photovoltaik-Anlage installiert. Es gibt auch die Möglichkeit, E-Bikes zu testen und zu leihen. Bei der an das Museum angegliederten Sonnen-Tankstelle gibt es für E-Bikes kostenlose Strom-Abgabe. Interessierte sind herzlich eingeladen, bei einer kurzweiligen Führung ihre Energien aufzutanken!“

Nostalgie-Museum „Drahtesel & mehr“

Hauptstraße 7, Strengberg

Öffnungszeiten: Do., 14 bis 17 Uhr Fr., 16 bis 19 Uhr Sa., 14 bis 17 Uhr sowie nach tel. Vereinbarung

Info: Tel. 0676 3238572

www.drahtesel-museum.at


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