Feuerfrauen*-Gruppe Amstetten: Vernetzung in den Wechseljahren
AMSTETTEN. Wechseljahre betreffen jede Frau – in unterschiedlichen Ausprägungen. Noch immer wird über diese Lebensphase aber viel zu wenig gesprochen und aufgeklärt. Die jüngst gegründete Amstettner Feuerfrauen*-Gruppe der Frauen*beratung Mostviertel möchte dies durch Information, Austausch und vor allem Vernetzung ändern. Tips hat mit Barbara Modre, einer der beiden Gründerinnen, gesprochen.
Tips: Was genau darf man sich unter den Feuerfrauen vorstellen? Wie sind sie österreichweit aufgestellt und wie ist es zur Gründung in Amstetten gekommen?
Barbara Modre: Die Feuerfrauen Österreich wurden vor zwei Jahren von Andrea Butterweck in Vorarlberg gegründet. Mittlerweile gibt es in mehreren Bundesländern weitere Gruppen. Zur Gründung in Amstetten ist es gekommen, weil ich selbst mittelschwere Wechselbeschwerden entwickelt habe. Über den Podcast „Heiter bis wechselhaft“ bin ich auf das Netzwerk für Bioidente Hormone gestoßen. Eines hat zum anderen geführt und wir haben die Amstettner Feuerfrauen*-Gruppe gegründet sowie gleich einen Vortrag mit einer Gynäkologin aus der Region im Arbeiterkammersaal Amstetten organisiert. Für das nächste Treffen am 8. Mai haben wir das Thema „Erste Symptome der Wechseljahre“ ins Auge gefasst. Mögliche Zukunftsthemen werden „Ernährung & Hautgesundheit“ oder „Was Männer über Wechseljahre sagen und denken“ sein. Prinzipiell dürfen die Themen aber aus der Gruppe heraus wachsen. Der Fokus liegt definitiv auf gegenseitigem Austausch.
Die Wechseljahre können ja bereits Ende 30/Anfang 40 mit ersten hormonellen Veränderungen starten. Worauf kann man als Frau achten, um diese ersten Veränderungen auch richtig zuzuordnen?
Wenn ab diesem Alter Symptome wie Schlafstörung, Gereiztheit, Gelenksbeschwerden, Augentrockenheit oder depressive Verstimmungen auftreten und dafür keine zufriedenstellende Behandlung gefunden werden kann, ist das möglicherweise ein Hinweis auf erste hormonelle Veränderungen im Körper einer Frau. Manchmal kann am Hormonstatus noch alles ganz normal erscheinen, aber trotzdem sind Beschwerden da. Oder es ist umgekehrt und der Hormonstatus zeigt ein Ungleichgewicht, das sich noch nicht in offensichtlichen Beschwerden manifestiert hat. Wichtig ist, ein hormonelles Ungleichgewicht auf jeden Fall zu behandeln, um Spätfolgen abzufangen.
Was hat es mit den zuvor erwähnten Bioidenten Hormonen auf sich?
Bioidente Hormone sind Hormone, deren chemische Struktur zu 100 Prozent identisch mit jenen Hormonen ist, die der menschliche Körper selbst produziert. Es handelt sich um die Hormone Östrogen, Progesteron und teilweise auch Testosteron. Zum Teil werden die Hormone – mit Ausnahme von Progesteron – auch transdermal angewandt, also mit Cremes aufgetragen. Hier ist eine Absprache mit Gynäkologen unerlässlich.
Die Wechseljahre können den Alltag im Familien- und Berufsleben stark beeinträchtigen. Was kann hier für Frauen getan werden?
Im Berufsleben sollten sich Vorgesetzte die Frage stellen, was sie tun können, damit sich ihre Mitarbeiterinnen gehört und ernstgenommen fühlen. Man kann hier etwa an ganz praktische Dinge wie einen geräumigeren Waschraum oder einen kleinen Ruheraum denken. Alleine das Zugeständnis, ernstgenommen zu werden, ist hier schon sehr viel wert. Außerdem sollte man sich als Frau in den Wechseljahren selbst die Frage stellen, wie man seinen Alltag anpassen kann. Oft geht es ja gar nicht sofort um Hormon-Präparate, sondern etwa darum, die Care-Arbeit aufzuteilen. Meist findet im Leben von Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren ja auch ein anderer Wechsel statt: Die Kinder werden immer selbstständiger, man hat wieder mehr Zeit, auf sich zu schauen und kann sich aus der Versorgerinnen-Rolle langsam lösen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Frauensolidarität: Da diese Lebensphase bei jeder Frau unterschiedlich stark ausgeprägt ist, fehlt leider oftmals auch unter Frauen das Verständnis. Und: Wechseljahre stellen im Medizinstudium immer noch ein Randthema dar. Da muss sich noch einiges ändern!
Wechseljahre sind ja prinzipiell negativ behaftet. Aber haben sie auch positive Seiten?
Natürlich! Die Wechseljahre fallen oft in eine Zeit, in der Frauen beruflich noch einmal neu durchstarten, mehr Freiheiten haben, mit einer anderen Leichtigkeit und Gelassenheit an Dinge herangehen. Die Sexualität verändert sich – auch in eine positive, vielleicht unkonventionellere oder experimentierfreudigere Richtung. Die Wechseljahre sind eine neue Lebensphase, in der man unbekanntes Terrain betritt, das aufregend und spannend sein kann!
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